geplatzte Euphorie

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Bella rannte auf Liz zu, glücklich sie endlich wieder zu sehen. Mit großen Augen sah Liz sie an, die Überraschung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie hatte ja nicht gewusst, dass Bella kommen würde.

Bella legte ihre Arme um den Blondschopf und zog ihn an ihre Brust.

„Lizzy, es ist so toll dich zu sehen."

„Was machst du denn hier? Müsstest du nicht in Therapie sein? Wieso hast du nichts gesagt?"

Verwirrt blickte ihre kleine Schwester auf sie runter. Auch wenn Bella die ältere war, so war Liz die körperlich größere.

„Freust du dich denn gar nicht mich zu sehen?"

Gespielt entrüstet stemmte Bella ihre Arme in die Hüfte und zog einen Schmollmund.

„Doch! Sicher,... aber wieso bist du hier und nicht in Therapie? Darfst du überhaupt schon raus? Ist etwas passiert?"

Bella sah enttäuscht zu Liz. Sie hatte wirklich mit mehr Freude gerechnet.

„Ja, natürlich! Ich bin nicht stiften gegangen, Liz. Das ist kein Gefängnis."

Angesäuert kräuselte Bella die Lippen.

„Ach man, Bella. Es tut mir leid! Natürlich freue ich mich dich zu sehen!"

Lächelnd drückte Liz ihre Schwester erneut an sich.

„Ich hatte nur nicht so schnell mit einem Besuch von dir gerechnet. Wie geht es dir denn?"

Liz ließ ihre Augen über das Gesicht von Bella wandern. Bella lächelte ihr warm zu.

„Mir geht es gut Schwesterherz. Alles Paletti! Ich esse, ich nehme zu und meine Ärzte sind soweit zufrieden."

Erleichtert nickte Liz.

„Aber wie geht es dir?? Mir geht es nicht nur um deinen körperlichen Gesundheitszustand Bella."

Bella strahlte übers ganze Gesicht und zog Liz auf einen Stuhl.

„Mir geht es fantastisch! Wirklich! Ich bin nicht alleine hierher gereist. Ich habe eine Überraschung für dich! Nur deshalb bin ich überhaupt hier und pausiere die Therapie."

Aufgeregt glitzerten Bellas Augen. Immer noch war es so verrückt zu wissen, dass ihr Vater doch noch lebte. Die ganzen Jahre der Trauer,.... sie waren gar nicht nötig gewesen. Die Euphorie ließ ihre Haut kribbeln. 

„Häh?"

Verwirrt sah Liz auf Bella, als die Tür des Bistros aufging. Max trat herein, hinter ihm William. Aufmerksam beobachtete Bella ihre Schwester. Würde sie ihren Vater erkennen?

Verwundert sah Liz zur Tür. Ihr Gesicht wechselte die Farbe, von rot zu weiß und erschrocken riss sie die Augen auf!

„Das ist nicht möglich!"

Ihre Stimme zitterte und wie bei Bella, ein Tag zuvor, sammelten sich Tränen in Lizzys Augen. William drückte sich an Max vorbei und ging vor Liz in die Hocke.

„Hallo mein Engel."

Bella sah, wie Williams Augen nervös über Liz huschten. Dicke Tränen kullerten über ihr Gesicht.

„Du bist tot!"

Liz hauchte diese Worte nur. William nickte traurig.

„Ja, ich wurde für tot erklärt,... aber ich bin echt. Es tut mir leid."

Liz sah wie erstarrt auf ihren Vater. Max stellte sich hinter Bella und legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter, denn auch bei ihr liefen mittlerweile die Tränen. Liz hatte Paps tatsächlich erkannt. Obwohl sie noch so klein gewesen war,...

„Was tut dir leid?"

Verwirrt runzelte Liz die Stirn.

„Dass du uns all die Jahre in diesem Glauben gelassen hast? Dass du uns alleine gelassen hast, mit Mum?! Weißt du wo sie gerade ist? Hast du eine Ahnung was wir die letzten Jahre durchmachten mussten?"

Lizzys Stimme wurde immer lauter und erstaunt riss Bella die Augen auf. Liz war wütend? Sie setzte an etwas zu sagen, doch William sah kurz zu ihr rüber und schüttelte den Kopf.

„Nicht genau, Engelchen. Ich kann es nur erahnen,.... Bella erzählte ein wenig. Es tut mir leid, mein Kind. Ich habe nicht gewusst, wie schlecht es euch mit eurer Mutter und Carter geht."

Ohne es zu wollen zuckte Bella bei dem Namen zusammen, was sie ärgerte. Wann würde es endlich aufhören? Wann würde ihr der Name nicht mehr zu schaffen machen? Carter war nicht mehr präsent in ihrem Leben, er hatte keine Macht mehr über sie. Trotzdem zuckte sie jedes Mal zurück, wenn der Name genannt wurde.

„Lassen wir die beiden allein? Du musst sowieso etwas essen,... und wir müssen noch im Hotel einchecken?"

Max kniete sich neben Bella und sah fragend zu ihr hoch. Überfordert zuckte diese mit den Schultern. Irgendwie war das Treffen nicht so gelaufen, wie sie es sich vorgestellt und ausgemalt hatte. Sie hatte mit mehr Freude gerechnet. Bella sah, wie Liz auf ihre Hände sah und anfing zu schluchzen.

„William? Schaffst du das? Ich würde Bella gerne ins Hotel bringen."

Max sah zu William und dieser nickte leicht überfordert. Bella stand schweigend auf und sah auf die weinende Liz.

„Bis später Schwesterherz."

Sie flüsterte nur, Liz schien es gar nicht mitzubekommen, denn sie reagierte nicht. William legte eine Hand auf das Knie von Liz und ließ diese weinen. Dieser Anblick schnitt Bella ins Herz und ruckartig drehte sie sich zur Tür und verließ fluchtartig den Raum.

Draußen angekommen schluchzte Bella auf. Hatte sie es falsch gemacht? Hätte sie die Sache anders angehen müssen? Wieso freute sich Liz denn gar nicht?

Max zog Bella in seine Arme und wiegte sie beruhigend hin und her.

„Gib ihr Zeit Bella. Du warst doch auch geschockt, als du den Brief bekommen hast. Sie freut sich bestimmt, aber sie muss wie du, erst einmal realisieren, dass euer Vater nicht tot ist. Du hattest den Vorteil, dass du dich auf das Wiedersehen vorbereiten konntest."

Bella nickte schluchzend. Sie wusste Max hatte Recht, sie hatte immerhin erst den Brief bekommen. Sie hatte sich mit den Gedanken anfreunden können, bevor sie auf Paps getroffen war. Trotzdem war die Enttäuschung groß, dass Liz sich so wenig gefreut hatte sie und Paps  zu sehen. Die Euphorie von vorher war wie weggeblasen und Traurigkeit machte sich in ihr breit.

Auf dem Weg ins Hotel blieb Bella still und hing ihren Gedanken nach. Ihr Leben war verrückt! Das alles wirkte wie aus einem Film. Würde sie jemals ein normales Leben führen? Sie spürte Max's Blick auf sich, aber sie blieb still. Er konnte nicht verstehen was gerade in ihr vorging. Sie war nicht böse darüber, aber sie war es müßig, ihm ihre Gefühlswelt zu erklären, immerhin verstand sie sich ja manchmal selbst nicht.

Hold us (Band3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt