My sweet Lavinia

10.- Memories #2

Es war mitten in der Nacht und ich konnte mal wieder nicht schlafen. Die Nacht war irgendwie zu meinem Tag geworden.
Aufjedenfall stand ich vor meinem riesigen Bücherregal und versuchte ein Buch rauszusuchen. In letzter Zeit schlang ich Bücher täglich runter wie Kuchen. Ich glaube, ich hatte einfach zu viel Zeit. Mein Blick wanderte von Titel zu Titel, bis einer hoffentlich mein Interesse wecken würde. Endlich blieben meine suchenden Augen stehen.
Behutsam zog ich das Buch aus dem Regal. Es sah noch aus wie neu, obwohl ich wusste das es dies absolut nicht war. Mein Herz pochte schmerzhaft gegen meine Brust.
Twilight.
Es war ihr Buch gewesen und ich konnte mich noch ganz genau daran erinnern was sie dazu gesagt hatte. Eigentlich konnte ich mich an den ganzen Nachmittag erinnern.

Es war irgendwann im Sommer gewesen und genau wie jetzt stand ich vor einem Bücherregal. Nur das es ihrer gewesen war. Ich war schon tausendmal bei ihr gewesen, aber ich war immer noch neugierig welche Sachen sie las oder hörte. Es hörte sich zwar ein bisschen schräg an, aber irgendwie liebte ich es fremde Sachen zu durchstöbern.
,,Mach nichts durcheinander.", warnte Lavinia scherzhaft
,,Kann nichts versprechen.", antwortete ich lachend.
Wie auch gerade eben, waren meine Augen bei Twilight stehen geblieben. Ein kleiner Lacher entfuhr mir. ,,Ernsthaft? Du liest so einen Scheiß?"
Lavinia kletterte von ihrem Bett und trat neben mich.
,,Hey, so schlecht ist das Buch gar nicht.", verteidigte sie sich, ,,es ist zwar nicht das Beste, aber auch nicht das Schlimmste."
Das hörte sich nicht gerade überzeugend an. ,,Ist klar."
Lavinia zuckte nur mit den Achseln und hüpfte zu ihrem Bett zurück. Ich drehte mich ebenfalls um und beobachtete sie nachdenklich. ,,Und? Für welches Team hast du dich entschieden? Vampir oder Werwolf?"
Lavinia hatte sich auf den Rücken gelegt und starrte versonnen ihre Wanddecke an. Sie hatte mir mal erzählt, dass sie die ganze Zeit überlegt hatte, die Decke mit ihren Lieblingszitaten zu bekritzeln.
,,Ganz klar für die Werwölfe. Obwohl mir die Echten lieber sind."
Fragend runzelte ich die Stirn. ,,Die Echten?"
Lavinia seufzte auf. ,,Ja du weißt schon. Die Häßlichen. Die sich nur bei Vollmond verwandeln."
Belustigt hoben sich meine Mundwinkel. Lavinia steckte wirklich voller Überraschungen. ,,Wieso das denn? Ich dachte ihr Mädchen findet die Twilight Werwölfe süßer?"
Lavinia schnaubte verächtlich auf. ,,Es geht mir nicht um den Putzigkeitsgrad. Wenn man ein echter Werwolf wäre, würde man jedes mal vergessen, dass man ein menschenumbringendes Monster ist. Aber bei Vampiren, zum Beispiel, ist es einem immer bewusst ein Leben zu nehmen."
Lavinia hatte sich aufgesetzt und starrte mir ernst in die Augen. ,,Und ich könnte es nich ertragen, zu wissen, dass ich jemanden umgebracht habe."
Ich legte den Kopf schief und erwiderte ihren Blick. Mir gefiel es nicht, dass sich das Ausgelassene so plötzlich in Ernsthaftigkeit verwandelt hatte.
,,Ich würde sowieso nicht zulassen, dass du so etwas tust.", sagte ich halbherzig.
,,Gut.", Lavinias Lippen bildeten sich zu einem schwachen Lächeln. ,,Du bist der Einzige auf den ich mich verlassen kann."