07.- Niemand.

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Ungefähr 3 Wochen waren nach diesem komischen Abend vergangen. 3 Wochen in denen mir Lavinia komplett aus dem Weg gegangen war. Sonst war nicht viel passiert, abgesehen davon dass ich mich total verarscht fühlte. Klar hatte ich versucht mit ihr zu reden, aber immer wenn ich nur ansatzweise in ihrer Nähe gekommen war, war sie auf einmal futsch gewesen.

Inzwischen kam mir der Abend nur noch wie ein Traum vor. Ein beschissener Traum, der mir so viele Hoffnungen dagelassen hatte. Das war so naiv und dumm von mir gewesen. Ich hätte mich darauf einstellen sollen, enttäuscht zu werden. Obwohl das schon vornerein klar gewesen war. Ich war nur zu dumm gewesen um das zu sehen.

Heute war Samstag, der schönste Tag der Woche. Ich hatte mich in meinen Gammelklamotten gezwungen, die aus einem einfachen weißen Shirt und grauer Jogginghose bestanden und saß mit meiner großen Schwester vor dem Fernseher. Claire sah mir eigentlich gar nicht ähnlich. Blond, groß und mager wie sonst was. Sie war 5 Jahre älter als ich. Also 22. Außerdem war sie das fröhlichste Wesen, dass ich jemals auf dieser Welt gesehen hatte. Immer optimistisch und mit einem fetten Dauergrinsen im Gesicht. Das einzige was wir gemeinsam hatten, waren die eisig blauen Augen, die irgendwie jeder in unserer Familie besaß.

,,Los Nemo! Schwimm! Schwimm!", kreischte sie entsetzt und starrte gebannt auf den Bildschirm.

Ich rollte mit den Augen. Ich hatte den Film jetzt schon 100xmal ansehen müssen und inzwischen fand ich es nicht mehr feierlich. Eigentlich hätte ich mich schon längst daran gewöhnen sollen. Es war der Lieblingsfilm meiner Schwester, schon seit dem sie klein war. Das hieß, dass Claire daurauf bestand 'Nemo'  immer einmal im Monat zu gucken. Jeden 2ten Samstag. Es war dann sozusagen "unser Tag". Wir stopften uns dann immer mit Süßigkeiten voll, spielten alte Brettspiele und redeten über alles. Wir hatten versucht nicht wie diese Geschwisterpaare zu werden, die immer hinter dem Rücken über einen lästerten. Eigentlich gelang uns das immer gut. Nur heute hatte ich gar keinen Bock auf das alles.

Kennt ihr diese Tage an denen man einfach nur schlecht gelaunt ist und jeden anfährt, der in seiner Nähe kommt? Heute war einer dieser Tage und er wollte einfach nicht enden.

Genervt griff ich in die Gummibärenschale und stopfte mir eine handvoll in den Mund. Ich passte gar nicht mehr auf das Geschehen im Bildschirm auf, sondern starrte dauerhaft auf die Uhr. Jede einzelne Zelle sehnte sich nach meinem Bett und auf das Alleine - sein.

Genau in dem Moment klingelte es. Ich seufzte erleichtert auf und stapfte auf die Haustüre zu. Claire hatte nicht mal gemerkt, dass es geklingelt hatte.
Ich öffnete die Tür und als ich das Gesicht vor mir erblickte, wollte ich diese sofort wieder schließen.
Aber sagen's wir mal so; ich war zu geschockt um überhaupt irgendwie zu reagieren.
,,Hi.", murmelte Lavinia kleinlaut.
Ich gab keine Antwort, musterte sie nur. Lavinia hatte sich die Kapuze ihres schwarzen Hoodies über den Kopf gezogen, eine dunkle Sonnenbrille verdeckten ihre Augen. Was war denn mit der los?

Ich schüttelte den Kopf, drehte mich um und gab der Tür einen kleinen Schubser, damit sie zufiel. Ich hatte keine Worte an sie, genauso wie sie mir nichts mehr zu sagen gehabt und mich wie ein Opfer ignoriert hatte.

In letzter Sekunde stemmte Lavinia einen Fuß in die Ritze und riss die Tür wieder auf. Ich seufzte genervt auf und wandte meinen Körper in ihre Richtung. ,,Was willst du verdammt?", knurrte ich.

Lavinia presste ihre Lippen aufeinander und verschränkte ihre Arme. ,,Ich wollte mich nur entschuldigen."

,,Keine Sorge. Hab' schon verstanden.", zischte ich sarkastisch auf und deutete anschließend auf die Tür , ,, kannst jetzt bitte gehen?"

,,Tyler....bitte."

,,Dein Scheiß Bitte kannst du dir sparen."

,,Oh Gott.", Lavinias rechter Mundwinkel zuckte leicht nach oben, ,,du kannst ja ein richtiges Arsch sein, ...... find ich gut."

Ich rollte mit den Augen und verschränkte meine Arme. ,,War es alles was du mir sagen wolltest?"

Ihre Lippen verzogen sich zurück zu einem grimmigen Strich. Irgendwie nervte es mich, nicht in ihre Augen schauen zu können. Mit einem Blick konnte man so viele Gefühle ermitteln und preisgeben. Am liebsten würde ich ihr die Brille aus dem Gesicht reißen, um zu wissen was sie wirklich fühlte, wenn sie diese Sätze vor sich herbrabbelte.

,,Nein, ich wollte mit dir reden.", murmelte sie leise und senkte ihren Blick auf den Boden. Ich legte den Kopf schief und musterte sie eindringlich. ,,Oh. Tut mir leid. Ich aber nicht mit dir."

,,Hör zu, ich weiß ich war nicht gerecht zu dir und ich weiß auch dass ich dich ziemlich enttäuscht haben muss. Es tut mir leid. Wirklich. Aber ich hatte meine Gründe, weißt du?", Lavinia schnappte kurz nach Luft, ,, wahrscheinlich hört sich das für deine Ohren komplett bescheuert an. Verdammt, das tut es auch für mich." Sie hörte auf zu reden und knabberte beschämt auf ihren Lippen rum.

Ich blieb stumm, erwiderte nichts darauf. Zugegeben, ich wusste nicht wie ich auf ihre 'Entschuldigung' reagieren sollte. Obwohl es eine ziemlich schlechte gewesen war. Es passte irgendwie in mein Vorstellungsbild, das sich so hohe Tiere, wie Lavinia, nicht richtig wussten wie man sich gescheid zu entschuldigen hatte. Das Leute wie sie alles bekamen was sie wollten.

Doch es wunderte mich ein bisschen, dass Lavinia sich extra Mühe gegeben hatte extra hier her zu kommen um bei mir um Vergebung zu betteln.

Trotzdem. Es änderte nichts an meiner Meinung.

Lavinia holte tief Luft. ,,Gib mir einen Tag, ok? Nur einen verkackten Tag."

,,Warum sollte ich das tun?"

Furchen bildeten sich auf Lavinias Stirn. ,,Dann beantworte mir diese eine Frage: Warum hast du nicht einmal in Erwägung gezogen unser Gespräch abzubrechen und die Türe zu schließen?", ich spürte Lavinias prüfenden Blick unter der Brille, ,, und ich glaube du weißt die Antwort. Dir liegt etwas an mir. Auch wenn das sich ein kleines bisschen lächerlich anhören mag. Innerlich hast du uns noch nicht aufgegeben."

Ich antwortete nichts darauf, dachte nach. Sie hatte Recht. Irgendwie. Ich wusste ja nicht mal ob ich sie überhaupt leiden konnte, aber irgendetwas an ihr machte mich neugierig. Vielleicht lag es daran, dass sie so anders war. Ich hatte noch nie mit so einem Menschen abgehangen. Sie war wie ein Rätsel.

,,Oh Gott.", stöhnte Lavinia gequält aus und riss mich somit aus meinen Gedanken, ,, hört sich ja fast so an als wären wir zusammen." Sie lachte humorlos auf.

Mein Gesicht blieb ernst. Ich öffnete meinen Mund, um etwas zu sagen, aber ich wusste einfach nicht was. Also schloss ich ihn schnell wieder.

,,Hör zu. Komm morgen um 15:00 Uhr zum Eingang der Schule. Wenn du nicht kommst..... lass ich dich in Ruhe."

Dann drehte sie sich um und stapfte davon. Nachdenklich schloss ich die Tür hinter mir. Tausende von Gedanken schirrten in meinem Kopf rum. Sollte ich gehen?

,,Wer war's?", fragte Claire.

Ich blickte hoch, in ihre Richtung. Claire starrte immer noch gebannt auf den Ferseher.

,,Niemand.", murmelte ich.

Ich weiß. Das Kapitel ist total langweilig und kurz, aber ist nur so ein Übergangskapitel. Ich entschuldige mich schon jetzt wegen den Fehlern, hab bestimmt tausende gemacht haha. Aber es ist so spät und ich will einfach nur pennen. Wir sehen uns im nächsten Kapitel :D

sabi

My sweet LaviniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt