My sweet Lavinia

02. - Memories #1

,, Ich will nicht über sie reden.", presste ich angestrengt aus, unfähig ihren Namen in den Mund zu nehmen. Meine Hände hatten leicht angefangen zu zittern, schnell ballte ich diese zu Fäusten zusammen und verstaute sie in meine Hosentaschen. In Hoffnung das es Herr. Clint nicht bemerkt hatte. Dieser musterte mich angestrengt, zückte seinen silbernen Kugelschreiber und schrieb etwas in das schwarze Notitzbuch.
Wie sehr ich ihn hasste.
Zwar war ich schon seit 9 Monaten bei ihm, aber ich hatte noch nicht wirklich Vertrauen zu ihm aufgebaut.
Obwohl er mein Psychologe war.
Mr. Clint blickte wieder hoch, spielte mit dem Stift in der Hand. ,, Warum wollen sie nicht mit mir darüber sprechen, Tyler?"
Meine Miene verhärtete sich, versuchten keine Gefühle preiszugeben.
,, Weil ich einfach nicht will, ok?", gab ich scharf von mir. Der Mann vor mir gab ein kleines Seufzen von sich und fuhr sich durch sein braunes Haar, welches schon paar graue Stränen zeigte.
,, Hören Sie zu Tyler. Ich weiß wie schwer das für Sie sein mag, aber ich versuche nur Ihnen zu helfen. Verstehen Sie?"
Ich gab ein desinteressiertes Grunzen von mir, was er wahrscheinlich als ein 'Ja' deutete.
,, Gut. Fangen wir mit etwas leichtem an."
Klar was leichtes. Das glaubte auch nur er selbst. Wahrscheinlich würde er mir eine höchstkomplizierte Frage stellen, die ich sowieso nicht verstand.
,, Wie haben sie und Lavina einen normalen Nachmittag so verbracht?"
Ich zuckte zusammen als Mr. Clint wieder ihren Namen in den Mund nahm. Mein Herz begann wild zu schlagen und wenn ich mich nicht täuschte bildete sich Gänsehaut auf meinen ganzen Körper. Es wunderte mich, das sie immer noch eine so starke Wirkung auf mich ausübte, obwohl sie mich schon längst verlassen hatte.
Ich presste meine Lippen zusammen, starrte zu Mr. Clint, der erwartungsvoll meinen Blick erwiderte.
In meinem Inneren herrschte ein riesen Tomult. Seine Frage hatten zu viele schöne Erinnerungen wiederbelebt, gegen die ich jetzt verzweifelt ankämpfte.
Zwecklos.
Ich fuhr mir durch die braunen Haare, schloss gequält die Augen. Die Trauer, die ich sorgfältig irgendwo tief in mir eingesperrt hatte, war nur wegen dieser einzigen Frage zurückgekehrt.
Es fühlte sich einfach nur verdammt scheiße an. Warum war ich nur so schwach?
Ich öffnete wieder meine Augen. Mr. Clint hatte ein Braue gehoben und wartete geduldig auf meine Antwort.
Vielleicht war es wirklich besser alles aus sich heraus zu reden.
Vielleicht würde das helfen.
Vielleicht würde ich mich dann irgendwann wieder gut fühlen.
Zögerlich öffnete ich den Mund:,, Meistens waren wir bei ihr. Haben einfach Musik gehört und gelesen. Wir konnten einfach dasitzen und nichts tun. Reden war gar nicht so wichtig gewesen, hauptsache wir haben die Nähe des anderen gespürt."
Ein kleines Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, als ich so in alten Zeiten schwelgte und für einen klitzekleinen Moment fühlte ich mich gut. Doch der Schmerz kam genauso schnell wieder zurück, zerfraß mich, ließ eine Erinnerung vor meinem Auge abspielen...

Ich glaube es war an einem Mittwoch. Es nieselte leicht und der Himmel hatte ein häßliches Grau angenommen.

Also beschlossen Lavina und ich, so wie eigentlich jeden Tag, mal wieder bei ihr zu verbringen. Lag wahrscheinlich daran das ihr Zimmer so eine kuschlige Atmosphäre hatte. Es war in einem beige Ton gehalten und der Raum war richtig rießig.

Ihr Bett war in der Mitte plaziert und von da aus konnte man perfekt aus ihrer riesigen Glaswand gucken, die zur Terasse führte. Rechts vom Raum hatte sie eine große Kuschelecke organisiert, mit tausenden von bunten Sitzkissen, die aussahen wie ein lustiger Smartiehaufen.

Alles in einem liebte ich diesen Ort abgöttisch.

Ich hatte mich in eins der Sitzkissen gekuschelt und blätterte in einem Buch herum, während Lavinia vor ihrem Schreibtisch hockte und wild auf einem Bild rumzeichnete.