6 Nicht einfach böse

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„Großer ich muss deinen Bruder aus seinem Bett holen, sonst brüllt der gleich los und weckt dann auch noch Albus. Und du willst doch sicher mit ihm spielen, oder nicht?" Teddy drückte sich enger an ihn, nickte aber in seine Brust. Harry strich ihm durch die Haare, sie sich in ein warmes Braun geändert hatten. Dann setzte er ihn aber neben sich auf das Sofa und stand auf, um seinen mittleren Sohn aus seinem Bett zu holen. Der saß bereits und streckte seine Arme nach Harry aus.

Harry hob ihn hoch und als er sich nicht absetzen lassen wollte, setzte er James auf seine Hüfte. Der vergrub sein Gesicht mit kalter Nase an seinem Hals. „Na wieder wach?" Er spürte das Nicken, aber James sagte nichts, sondern krallte sich nur noch enger an Harry. „Hattest du einen Albtraum?" Zu Harrys Erleichterung schüttelte James den Kopf. Er hasste es, wenn seine Babys Albträume hatten. Vermutlich war es den vielen geschuldet, die er durch Voldemort hatte.

„Na dann. Sollen wir nach unten zu deinen Brüdern gehen?"

„Wolfi." Harry seufzte. Das würde so bald vermutlich nicht mehr aufhören.

„Ja, der Wolf ist auch unten, ja er ist noch da und ja er schläft noch." murmelte Harry und trug seinen Sohn nach unten. Dort saß Teddy noch immer auf dem Sofa und kuschelte sich an Harry, als dieser sich mit James zu ihm setzte. „Heute seid ihr zwei aber wirklich kuschelbedürftig."

Aber darüber würde sich Harry nicht beschweren. Es würde eh nicht allzu lange anhalten, dann würden die beiden wieder toben und Raudau machen. Also genoss er die paar Minuten mit seinen Jungs einfach. Wie er erwartet hatte, hielt es nämlich nicht lange an.

„Daddy. Zug." James setzte sich auf und sah Harry an. Der konnte sehen, dass James wollte, dass er ihm den Holzzug gab.

„Der Zug ist oben in eurem Spielzimmer James. Sollen wir nach oben gehen und damit spielen?"

„Nein. Zug hier." bestimmte James und Harry warf einen Blick zu Teddy, der ihn ebenfalls aus großen Welpenaugen ansah.

„Also gut." Er zog seinen Stab, deutete ungefähr in Richtung des Spielzimmers der beiden Jungs und murmelte den Accio für die Kiste, in der sich das hölzerne Eisenbahnset verbarg. Die kam auch angeflogen und Harry war zufrieden, dass es nicht gekracht hatte, die Kiste also gegen nichts geflogen war. Kaum hatte er sie aufgefangen und auf dem weichen Teppich abgestellt, da stürzten sich seine Jungs schon darauf.

Es gab zwei Züge, die exakt gleich aussahen und dem Hogwartsexpress sehr ähnlich waren. Zunächst hatte die Bahn nur einen Zug gehabt, aber als James alt genug geworden war, hatte das zu Problemen geführt, also hatte Harry einen weiteren Zug gekauft. Beide Jungs waren schon bald damit beschäftigt Schienen und Weichen auf dem Teppich zu verlegen und Harry nach Informationen über den echten Express und Hogwarts auszufragen.

„Ja, Teddy es gibt wirklich vier Häuser. Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw und Slytherin."

„Und Slytherins sind böse, oder?" Teddy sah von den Schienen auf, die er unter dem Sofa hindurch verlegte.

„Nein. Kein Haus ist einfach böse. Das liegt nur an einzelnen Personen. Es gab aus jedem Haus welche, die gut waren und welche, die schlecht waren." Harry hasste es, dass Teddy so dachte, und er war sich nicht sicher, wer dem Jungen, das nun wieder erzählt hatte. „Wer hat dir denn das erzählt?"

„Ginny und Ron und Rosie und Oma Molly." begann sein Junge an seinen Fingern aufzuzählen.

Harry griff sich an die Stirn. „Teddy, hör mir zu." Harry wartete, dass beide Jungs ihn ansahen, dann begann er. „Man kann niemanden als gut oder schlecht bezeichnen, wenn man ihn nicht kennt. Und schon gar nicht, auf Grund eines Hauses oder der Familie. Man muss jemanden kennenlernen, um so etwas beurteilen zu können. Das kann sich immer ändern, aber man darf so etwas nicht verallgemeinern."

„Warum nicht?" wollte Teddy wissen.

„Okay. Ich erzähle euch eine Geschichte. Die Familie von meinem Patenonkel wird als böse bezeichnet. Sirius selbst dachte das auch immer. Für einen Teil seiner Familie stimmte das auch. Aber er dachte das auch über seinen kleinen Bruder, der starb, bevor Voldemort das erste Mal verschwand. Wir lernten erst nach Sirius Tod, dass Regulus auch gegen Voldemort gekämpft hatte. Er war nicht böse, aber Sirius hat ihm das immer vorgeworfen, auch wenn er seinem Bruder hätte helfen können und dieser vielleicht nicht hätte sterben müssen."

Beide Jungs waren still und sahen auf ihre Hände. „Ihr könnt dann einfach viel mehr Freunde machen. Das ist aber keine Entschuldigung unvorsichtig zu sein." Sie sahen auf und ihn an.

„Mit keinem Fremden mitgehen, nicht zu jemand Fremden ins Auto steigen und Keinem Magie zeigen oder etwas darüber erzählen." erklärte Teddy überzeugt und Harry nickte.

„Sehr richtig." Harry setzte sich mit einem Lächeln zu seinen Jungs auf den Boden. „Zeigt doch mal, was ihr hier aufgebaut habt." Beide stürzten sich begeistert in die Erklärungen und das lockerte die Stimmung wieder auf. Eine Weile spielte Harry mit seinen Jungs, dann aber begann Albus sich zu beschweren.

Er stand auf und nahm das Baby auf den Arm. „Du stinkst ja gar nicht. Hast du Hunger?" Albus stopfte sich eine Hand in den Mund und nuckelte daran. Harry lachte. „Okay. Dann versuchen wir das."

Harry nahm Albus mit in die Küche und öffnete ein Babygläschen, eines von denen mit Früchtebrei. Das musste er nicht aufwärmen und konnte sofort beginnen, Albus zu füttern. Der mochte das und auch wenn er versuchte, während des Essens mit seiner unverständlichen Babysprache zu erzählen, aß er gut. Harry war damit zufrieden, auch wenn Albus nicht viel aß. Da es aber eh ein Snack gewesen war, schraubte er das Gläschen einfach zu und stellte es in den Kühlschrank, bevor er Albus das Gesicht abwusch.

Der Heiler und der WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt