11 Der Wolf ist weg

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Harry schlug die Augen auf. Er sah an die Decke, wusste aber nicht, warum er aufgewacht war. Irgendetwas stimmte nicht. Er schnappte sich seinen Zauberstab von seinem Nachttisch und stand auf. Leise schlich er durch die obere Etage. Alle drei seiner Jungs waren noch in ihren Betten und schliefen.

Dennoch war Harry nicht beruhigt. Vorsichtig schlich er die Treppe hinunter. Er fühlte sich irgendwie albern, dass er in seinem eigenen Haus herumschlich, doch ein Geräusch ließ seine Aufmerksamkeit und Vorsicht wieder steigen. Aus dem Durchgang zur Küche kam ein fahles Licht und Harry musste einen Moment nachdenken, was ein solches Licht verursachen könnte.

Es dauerte ein paar Momente, bis er zu der einzigen Lösung kam. Irgendwer oder irgendwas war mitten in der Nacht an seinem Kühlschrank und seine Jungs waren es nicht. Die schliefen ja alle drei. Harry wurde sauer. Es war nicht mal, dass sich irgendwer an seinem Kühlschrank bediente. Er konnte sich es problemlos leisten ihn wieder aufzufüllen. Es war die Tatsache, dass jemand in sein Haus eingebrochen war, in sein Haus, in dem seine Söhne schliefen.

Auf der untersten Treppenstufe blieb er wie vom Blitz getroffen stehen. Wer auch immer da in seiner Küche stand, war durch seine Schilde gekommen. Seine Schilde waren alles andere als von schlechten Eltern. Vom Krieg hatte er in dieser Hinsicht einiges an Paranoia zurückbehalten.

Vorsichtig schlich er zu seiner Küche und sah einen Mann vor seinem Kühlschrank stehen. Harry senkte seinen Zauberstab und huffte. „Sag mal, was ist hier denn eigentlich im Wasser? Alle sind so riesig." Der Mann wirbelte herum und Harry begann sich zu fragen, ob Mann die richtige Bezeichnung war oder ob er noch ein Junge war.

„Du kannst die Küche auch benutzen. Mach nur danach das Licht aus." Harry drehte sich um, um wieder in sein Bett zurückzukehren. Jemand der ihn oder seine Familie verletzen wollte, hätten die Schilde niemals durchgelassen. Und wenn alles, was der deutlich Größere wollte, der Inhalt seines Kühlschranks war, dann sollte er es haben.

Trotzdem errichtete er auf der Treppe noch weitere Schilde, dass der Fremde auf gar keinen Fall nach oben kommen konnte. Das sorgte dafür, dass er sich sicher fühlte und sich ohne große Gedanken wieder in sein Bett legte, den Zauberstab unter dem Kopfkissen. Beruhigt schloss er die Augen und spürte, wie der Schlaf ihn wieder einlullte.

Doch kurz bevor er wieder in den Schlaf abdriften konnte, schreckte er auf. Der Wolf war noch unten bei dem Fremden. Harry schüttelte den Kopf. Warum machte er sich jetzt Sorgen um den Wolf? Er hatte ihn doch sowieso nur widerwillig aufgenommen und aufgepäppelt. Auch wenn er ihm ein bisschen ans Herz gewachsen war.

Nein. Harry schüttelte den Kopf. Der Wolf wäre heute ja eh wieder im Wald verschwunden. Und dass der Fremde ihm etwas antun könnte, das glaubte Harry auch nicht wirklich. Der Fremde sah, wie Leah, nach den Einheimischen aus und die würden einem Wolf nichts antun. Besonders da Leah gemeint hatte, es wären die Beschützer des Stammes.

Dennoch wurde ihm bei den Gedanken schlecht, dass der Wolf erneut verletzt sein könnte oder schon verschwunden war. Wenn der Wolf am nächsten Morgen weg wäre, dann. Harry atmete mehrmals tief durch, um seine Atmung zu beruhigen und blinzelte seine Tränen zurück.

Er müsste dann stark sein. Seine Jungs wären ungeheuer enttäuscht, wenn der Wolf direkt weg sein würde. Er konnte darauf wetten, dass sie den Wolf verabschieden wollten und dass es egal in welchem Fall Tränen geben würde. Das würde ein langer Tag werden, egal ob der Wolf noch da war oder nicht. Ein von Tränen gefüllter, langer Tag.

Harry seufzte. Er hasste es, wenn seine Jungs weinten, aber heute wäre es vermutlich unausweichlich. Harry wusste, er musste sich etwas für seine Jungs überlegen, um ihre Laune zu retten. Am besten wäre es natürlich, wenn der Wolf dableiben würde, aber da machte sich Harry keine Hoffnungen. Vielleicht würde der Wolf sie ab und an mal besuchen kommen, aber bleiben würde er wohl nicht.

Der Heiler und der WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt