9 Der Wolf ist wach

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Teddy und James blieben aber nicht lange ruhig, denn die Energie des Frühstücks holte sie ein und beide wollten unbedingt spielen. Harry schüttelte amüsiert den Kopf und legte Albus in seine Wiege. „Zunächst Mal müsst ihr euch anziehen. Ihr seid noch in euren Schlafanzügen. Und dann können wir spielen."

„Hier spielen, Daddy?" James zeigte auf den Boden und Harry brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass er das Wohnzimmer meinte.

„Warum willst du hier spielen, Baby? Ihr habt oben ein Spielzimmer."

„Nicht Baby. Al Baby." James zog eine Schnute und Harry lachte.

„Okay, okay. Du bist kein Baby. Und warum willst du jetzt nicht oben spielen?"

„Kein Wolfi."

„Natürlich. Dann gehen wir nach oben, ziehen euch um und bringen euer Bettzeug nach oben. Dann können wir wieder runterkommen und spielen. Und seid leise." Das kam gerade noch, bevor beide losjubeln konnten, denn das hatten sie vorgehabt. Harry sah kopfschüttelnd zu Albus in seine Wiege.

So aber gingen sie so leise wie möglich nach oben, während Harry ihre Decken und Kissen einsammelt und nach oben trug. Seine beiden Älteren veranstalteten bereits ein riesiges Chaos in ihrem Zimmer. Ihr Schlafanzüge lagen über den ganzen Raum verteilt und sie zerrten bereits Klamotten aus den Schränken, wobei sie genug für drei Tagen mit herauszogen.

Harry seufzte, sagte aber nichts, sondern brachte zunächst Mal ihr Bettzeug zurück und legte es zusammen, ehe er nach seinen beiden Rabauken sah. Teddy hatte seinen Lieblingspullover hervorgezogen und Harry lächelte. Der Meerblaue Pullover hatte ein Bild von Prinzessin Ariel auf dem Bauch und Ginny hatte den Pullover so sehr gehasst, wie Teddy ihn liebte. Harry hatte ihn Teddy jedes Mal wiedergekauft, wenn er mal wieder auf wundersame Art verschwunden war.

„Vergiss deine Socken nicht, Großer." meinte er nur und schickte Teddy damit ins Bad. James hatte eine Hose, Socken und ein T-Shirt. Harry seufzte, denn er wusste, dass das jetzt ein Kampf werden würde. „James. Du musst einen Pullover anziehen. Es ist nicht warm genug für ein T-Shirt." Und wie er es erwartet hatte, da war die zitternde Unterlippe und die großen Augen, die sich langsam mit Tränen füllten.

„Wenn du mit Teddy spielen willst, dann musst du einen Pullover anziehen. Sonst kannst du nicht mit ihm spielen." James schniefte, trottete aber dann zu seinem Schrank und Harry erkannte das Problem. Er hatte die Pullover zu hoch in den Schrank geräumt, sodass James nicht herankam. „Sorry, Kleiner. Mein Fehler. Komm, ich heb dich hoch und dann schauen wir mal, was du anziehen willst."

James entschied sich für einen roten Pullover mit einem gealtert erscheinenden Bild des Gryffindorwappens. Als Harry ihn angezogen hatte, sah er aus wie eine kindliche Version von Harrys eigenem Vater. „Wo bleibt ihr denn? Spielen, spielen." Teddy steckte den Kopf wieder zur Tür herein. „Du kommst auch nochmal her und bringst deinen Schrank in Ordnung." ermahnte ihn Harry, bevor er sich aus dem Staub machen konnte.

Er half beiden dabei und ging dann mit ihnen nach unten. Beide setzten sich genau dort vor die Scheibe, wo sie auch geschlafen hatten, und Harry wurde bei diesem Anblick das Herz ein wenig schwer. Er wollte sich gar nicht ausmalen, wie die beiden reagieren würden, wenn der Wolf wieder in den Wald zurückkehren würde.

Seine beiden Jungs hatten einmal mehr ihre Holztiere zum Spielen und Harry räumte das benutzte Geschirr in die Spülmaschine, bevor er nachsah, was sie nach dahatten und was er danach einkaufen musste. Er machte gerade einen Plan für das Mittag- und das Abendessen, als Teddy in die Küche gerannt kam.

„Daddy! Wolfi wach!" Harry liebte seine Rabauken, keine Frage, aber das plötzliche Losbrüllen fand er alles andere als toll. Aber er legte alles zur Seite und folgte dem vor Freude beinahe vibrierenden Teddy zurück ins Wohnzimmer, wo James noch immer an der Scheibe stand, beide Hände dagegen gepresst.

Aber er sah auch sofort, dass Teddy recht hatte. Der Wolf war wach. Intelligente Augen sahen ihn an und schienen ihn zu musterten. Harry versank fast in den bernsteinfarbenen Seen. Heftig schüttelte er den Kopf, um nicht komplett zu versinken und wieder ins Jetzt zu gelangen.

„Können wir mit dem Wolfi spielen? Bitte?" Und schon fand sich Harry am Ende zweier bettelnden Blicke wieder.

„Nein. Ich werde jetzt erst schauen, wie es dem Wolf geht und wie er auf Menschen reagiert. Dann überlegte ich es mir." Nun füllten sich die Augen der beiden auch noch mit Tränen, doch Harry blieb hart.

„Oh man. Ich bin doch so kein Tierheiler." Er schüttelte den Kopf und trat hinaus auf die Terrasse. Sofort drehte der Wolf den Kopf zu ihm und starrte ihn weiter so durchdringend an. Harry schluckte schwer und versuchte von dem Blick nicht eingeschüchtert zu werden.

„Hallo. Ich bin Harry. Ich tue dir nichts. Ich will dir nur helfen. Wir haben dich verletzt im Wald gefunden, naja eigentlich waren das meine Jungs, aber das zählt. Ich sollte vielleicht aufhören mit dir zu reden, als wärst du ein Mensch." Harry schüttelte leicht den Kopf, über sich selbst amüsiert. Der Wolf beobachtete ihn auch weiterhin, aber er wirkte nicht aggressiv und machte auch sonst keinen gefährlichen Eindruck.

„Ich werde jetzt einen Zauber wirken, der dich auf Verletzungen scannt. Das tut dir nichts, sagt mir aber, wie ich dich behandeln muss." Er zog den Zauberstab und bewegte ihn vorsichtig. In keinem Fall wollte er den Wolf reizen oder dass dieser in seinen Zauberstab beißen würde. Dazu war ihm sein Zauberstab zu wertvoll und er wollte auch nicht ausprobieren, wie der Kern des Zauberstabes reagieren würde. Das konnte unvorhersehbar sein.

Der Wolf sah ihn mit einem Blick an, der zu sagen schien, bist du dumm, aber er machte keine Anstalten nach dem Holz zu schnappten. Daher schwenkte Harry den Stab und wirkte den Zauber. Das Licht schien den Wolf erschreckt zu haben, denn er versuchte zurückzuweichen, aber das funktionierte nicht so gut.

„Gut. Du bist vollkommen geheilt. Auch wenn das echt ungewöhnlich ist. Aber du musst was essen und vermutlich viel. Ich werde dir dann was besorgen." Harry sah zu seinen Jungs, die noch immer an der Scheibe standen. „Zieht eure Jacken und Schuhe an und kommt raus." Sie fielen fast übereinander, so schnell versuchten sie dem nachzukommen.

Der Heiler und der WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt