22 Der Alpha

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„Ich... ich wäre eigentlich der Alpha, nach Geburtsrecht und Stärke. Aber, ich bin eben Jünger und habe nie nach dem Titel gegriffen. Ich wollte nicht mal ein Wolf sein, geschweige denn für das Rudel verantwortlich. Ich wusste nichts darüber ein Wolf zu sein. Ich glaube, dass Sam die Macht zu Kopf gestiegen ist. Ich habe sie nie gegriffen, aber ich könnte es jederzeit tun und jetzt habe ich auch eine Motivation es zu tun."

„Du magst einen großen Teil des Rudels nicht und traust ihnen nicht. Bist du dir sicher, dass es eine gute Idee ist?" Harry verschränkte die Arme und lehnte sich gegen die Theke.

Jacob vergrub das Gesicht in den Händen. „Nein. Aber ich werde nicht zulassen, dass er in dein Leben eingreift. Und wenn das heißt, dass ich das Rudel übernehmen muss, dann bitte."

„Wehe, du tust sowas. Wehe, du machst dein Leben furchtbar, damit meines angenehmer wird. Ich kann mit Sam umgehen. Wir finden eine Lösung, die uns beide zufrieden stellt. Aber ich will nicht, dass du etwas tust, dass du nicht wirklich magst." Harry rief seine Jungs zum Essen und nachdem er Jacob mit seinen Jungs zum Händewaschen geschickt hatte, saßen sie um den Tisch.

Das Essen verlief friedlich, mit Teddy und James wild erzählend, was sie gerade im Garten für spannende Abenteuer erlebt hatten. Jacob machte Geräusche, um sein Erstaunen und seine Bewunderung ihres Mutes zu zeigen und Harry lächelte, während er Albus fütterte. So hatte er sich seine Familie vorgestellt, so hatte er das gewollt. Und jetzt schien er seine Familie zu bekommen, wie er sie gewollt hatte.

Nach dem Essen bestand Jacob darauf, dass er den Abwasch machte. Harry ließ ihn und machte alle drei seiner Jungs sauber, ehe er Albus und James für ihren Mittagsschlaf in ihre Betten brachte. Beide waren müde genug, um nicht zu quengeln und er hatte eine einfache Arbeit damit. Als er die Treppe wieder herunterkam, musste er schmunzeln.

Jacob stand am Waschbecken und versuchte den Abwasch zu machen, aber Teddy stand neben ihm, quasselte auf ihn ein und zerrte an seiner Hose, wann immer Jacob nicht zu ihm sah. Er wusste ganz deutlich nicht, was er tun sollte.

„Komm hier, Teddy. Lass Jacob den Abwasch machen, wie er es versprochen hat. Wir gehen in den Garten und er kann kommen, wenn er fertig ist." Harry hob Teddy hoch und ging mit ihm in den Garten, Jacob in der Küche lassend. Es roch nach Regen und die dunklen Wolken kündigten diesen an, doch noch war es trocken.

Teddy rannte jubelnd über den Rasen und verschwand in den Büschen, in denen er laut raschelnd herumkroch. Harry beobachtete ihn dabei, wobei er vor allem die bewegenden Zweige und Blätter sehen konnte, als ihm ein Schauer über den Rücken lief. Er wirbelte herum. Da war nichts. Er atmete und testete seine Schilde um das Haus herum, doch die waren alle intakt. Zwischen den Bäumen und Büschen konnte er nichts erkennen, was ihn irritieren würde.

Mit den Schultern zuckend wendete er sich wieder Teddy zu, der ihn ansprang und lachend auf seinem Bauch saß. „Ich hab dich!"

„Ja, hast du." Lachend schloss er Teddy in die Arme und setzte sich auf.

„RUNTER!" Jacobs Stimme sorgte dafür, dass sich Harry fallen ließ und über Teddy rollte.

Jacob verwandelte sich im Sprung und kollidierte über Harry und Teddy mit Sam. Die beiden massiven Wölfe wurden durch Jacobs Schwung in die Büsche geworfen. Jacob war als erster wieder auf den Beinen. Laut knurrend baute er sich zwischen Sam und Harry und Teddy auf. Sam rappelte sich auf und sprang Jacob an.

Harry hastete auf die Beine, Teddy in den Armen, und rannte auf das Haus zu. Sein Zauberstab schien ihn vom Sofatisch zu rufen. Er schaffte es den beiden Wölfen auszuweichen und auf seine Terrasse zu springen. Hinter ihm krachten sie zur Seite. Harry eilte in den Raum, der geschockte Teddy nun weinend in seinen Armen, und griff nach seinem Stab.

Fiebrig schwang er den Stab, drückte Teddy mit der anderen Hand an sich, und sprach die nötigen Worte. Um die Terrasse flimmerte eine Barriere in Existenz, schillernd wie eine Seifenblase. In einem Knäul aus braunem Fell krachten beide Wölfe dagegen. Teddy wimmerte. Leise sprach Harry auf ihn ein und strich ihm über den Kopf.

Die Wölfe trennten sich kurz, nur um dann wieder aufeinander loszugehen. Wenn sie so ineinander verbissen waren, konnte Harry keinen Zauber wirken. Er war sich nicht sicher, wen er dann treffen würde und er wollte Jacob in keinem Fall verletzen. Aber es sah nicht so aus, als hätte Jacob größere Probleme sich gegen Sam durchzusetzen.

Die Wölfe knurrten und während Harry in Sams noch einen Doppelklang hören konnte, gewann Jacobs an Stärke. Sam verstärkte sein Knurren und Jacob zuckte. Er beugte den Kopf so langsam, dass man sehen konnte, dass er dagegen kämpfte. Sams Haltung zeigte Triumpf und er ging an Jacob vorbei.

Irgendetwas störte Harry an dem Bild. Sam blieb neben Jacob stehen und wand ihm den Kopf zu. Als würde er etwas zu ihm sagen. Harry war sich sicher, dass es nichts Positives war. Jacob knurrte und knurrte. Sam gab ein Geräusch von sich, dass einem Lachen ähnlich war und das Harry schaudern ließ.

Jacob knurrte und diesmal verschob sich das Knurren in den tiefen Doppelklang, den Harry schon vorher in seiner Stimme gehört hatte. Sam sprang zurück und Jacob sprang ihn an. Sein Doppelklang war beeindruckender als Sams es je gewesen war und er schien Sam zu beeinflussen, der aber dagegen kämpfte.

Jacob warf Sam in die Büsche und rannte hinterher. Schnell waren beide vom so weit vom Haus entfernt, dass Harry sie nicht mehr sehen konnte, aber das laute Krachen des Unterholzes drang bis zu ihnen zurück.

„Daddy. Wolfi! Jacob! DU musst helfen!" Teddy zerrte an Harrys Hemd, jetzt, da die Wölfe nicht mehr zu sehen waren.

Harry schloss die Arme um seinen Ältesten, drückte ihn an sich und rieb ihm über den Rücken. „Ich kann nicht, Großer. Das ist eine Sache der Wölfe. Da kann ich mich nicht einmischen ohne Probleme zu bereiten. Aber Jacob kann gut auf sich selbst aufpassen. Ihm wird nichts passieren." Er sagte das auch, um sich selbst zu beruhigen, denn auch er sorgte sich um Jacob.

Seine Jungs nahmen aber seine Aufmerksamkeit schnell wieder ein. Seine beiden Jüngsten begannen aus ihrem Mittagsschlaf aufzuwachen und Harry musste sich um sie kümmern, sodass er nicht über den Kampf der beiden Wölfe nachdenken konnte. James schaffte es irgendwie sein Lieblingskuscheltier pink einzufärben und es endete in einem Tränenmeer, bis Harry das geliebte Spielzeug wieder zurück verwandeln konnte und die Tränen trocknete.

Als er das nächste Mal zum Fenster hinaussah, ging draußen ein Wolkenbruch nieder. Die Welt außerhalb der Barriere schien in Wasser zu versinken. Er versuchte durch den Vorhang aus Regenetwas zu erkennen, doch damit hatte er kein Glück. Das Rauschen des Regens, dass ihn normalerweise beruhigte, wühlte ihn auf, weil er kein Geräusch durch es wahrnehmen konnte.

Der Heiler und der WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt