So schnell wie meine Füße mich nur tragen können, klettre ich wieder von der Plattform hinunter, renne ohne nur noch einen Gedanken an die Konsequenzen zu verlieren in den Wald vor mir, renne immer schneller und schneller. Schnell erreiche ich den Rand, die Grenze zwischen der Schreckenszone und den Whispering Woods, doch ich bleibe nicht stehen, zögere keine einzige Sekunde, sondern renne ich die Dunkelheit des Waldes. Ich passiere immer mehr Bäume, renne über das Gras, springe über Wurzeln und bewege mich immer tiefer in das scheinbar Unbekannte. Ich weiß ja eigentlich nicht mal, wohin ich muss, ich lasse mich von meinem Instinkt leiten und meine Füße tragen mich in dort hin. Doch neben meiner Neugier, endlich mehr zu erfahren, steigt auch meine Angst, vor dem, was mich erwarten könnte, die Angst eine Wahrheit zu erfahren, die mir nicht gefallen könnte, eine Wahrheit die schmerzhaft sein könnte. Langsam nimmt die Erschöpfung mich immer mehr in ihren Bann, zieht an meinen Nerven, lässt mich nicht mehr so schnell vorwärts gelangen. 'Ich bin schwach.' Nein, es sind die Verletzungen und wer weiß, wie lange ich nun schon durch den Wald renne. Bei diesen Gedanken halte ich plötzlich in meiner Bewegung inne, bleibe abrupt stehen und starre in die Leere vor mir, starre die Bäume an, die mich umzingeln, drehe mich langsam im Kreis, bis ich einfach stehen bleibe. ,,Was zum Teufel mache ich hier?!" schreie ich mich selbst an. ,,Ich muss wirklich verrückt sein, in das Territorium meiner Feinde einzudringen, durch einen mir unbekannten Wald zu rennen und niemanden auch nur ein Sterbenswörtchen von meinem Vorhaben gesagt zu haben. Ich bin Kommandantin, ich muss mich auf den Krieg konzentrieren und nicht durchdrehen, verdammt nochmal, was ist denn bloß los mit mir?!" schreie ich fassungslos über mein eigenes Handeln. ,,Wie blöd bin ich eigentlich!" immer mehr Wut staut sich in mir auf. Und wie gehe ich mit meiner Wut um? Richtig, ich schlage um mich und trainiere, versuche so meiner Wut zu entkommen. So schlage ich also ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, mit meinen geballten Fäusten auf den nächst besten Baum ein, schlage immer wieder zu, immer fester und immer öfter. Mit jedem Schlag, verspüre ich einen explodierenden Schmerz an meinen Fäusten, spüre wie meine Haut aufplatzt und Blut langsam von meinen Fingerknöcheln beginnt hinunter zu fließen, doch ich schlage immer weiter zu. Immer mehr Blut klebt nun auch an dem Baumstamm, doch auch diese Erkenntnis lässt mich nicht innehalten. Minuten vergehen, in denen ich immer weiter ungehalten zuschlage, bis ich es nicht mehr aushalte und erschöpft und mit Tränen in den Augen mich an den baum anlehne, um an diesem letztendlich hinunter auf den Boden zu rutschen und zu weinen beginne. Ich kenne nicht mal den genauen Grund, warum ich weine, vielleicht sind es die Schmerzen, vielleicht die Wut für mein unüberlegtes Handeln, vielleicht auch die gesamte Situation, ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass meine Knöcheln bluten, vor Schmerzen pochen, ich Kopfschmerzen habe, verzweifelt bin und nicht den genauen Grund kenne. Und als ob es mir nicht schon schlecht genug gehen würde, muss es natürlich zu regnen beginnen, oder besser gesagt, es schüttet wie aus Eimern, nur wenige Sekunden sind vergangen und ich bin schon völlig durchnässt, doch nicht einmal dieser Zustand bewegt mich zum Umkehren. Schützend verstecke ich mein Gesicht in meinen Handflächen, ziehe meine Knie nahe an meinen Körper heran und weine leise. 'Wenn mich so jemand von den Hordes sehen würde, ich bin einfach nur erbärmlich.' ,,Mara?" fragt plötzlich eine fremde Stimme, doch irgendetwas in mir lässt mich aufschauen, denn auch wenn die Stimme mir fremd erscheint, so hat sie auch was vertrautes und dieser Name, woher kenne ich ihn?
Erschöpft von den ganzen Diskussionen und Planungen für Attacken gegen die Rebellion und meine Zweifel, ob ich das Richtige getan habe, gehe ich auf mein Zimmer zu. Mit einem Ruck öffne ich die Tür und trete ein. ,,Hey Adora." sage ich ins Zimmer ohne mich umzuschauen, doch als ich keine Antwort erhalte, wandert mein Blick doch durch das Zimmer. Doch nirgends kann ich sie entdecken. ,,Adora?" frage ich ins leere Zimmer, in der Hoffnung, dass ich sie einfach übersehen habe, doch wieder erhalte ich keine Antwort. Panisch renne ich zur Badezimmertür, vielleicht ist sie ja da drinnen und hat mich nicht gehört. Ohne mein Handeln anzukündigen, reiße ich die Badezimmertür auf und stürme ins Bad, reiße den Duschvorhang auf, doch auch dort ist sie nicht. ,,Wo steckt sie?" frage ich laut ins Leere. Wütend schlage ich gegen die Kacheln des Badezimmers. ,,Verdammte Scheiße, wo steckt sie nur? Das darf doch wohl nicht wahr sein, kann denn nicht einmal etwas leicht sein?!" schreie ich in meinem Zimmer die Wände an.

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Verschwunden
Fiksi PenggemarAdora und Catra eigentliche Freunde, doch nun Feinde. Adora tritt gegen Catra an, alleine ohne ihren Freunden etwas zu sagen. Doch als sie nach einem Unglück in der Schreckenszone erwacht, ist alles anders, als es sein sollte. Meine Geschichte set...