Kapitel 7

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Immer wieder wiederholen sich Adoras Erzählungen in meinen Gedanken. Ich kann es eigentlich immer noch nicht fassen, was ich gehört habe und doch, es macht alles Sinn. Wie oft, sah Adora schrecklich aus, sah verletzt aus, doch wenn man sie darauf angesprochen hat, hat sie immer gelächelt. Mit der Zeit, habe ich es ignoriert, wenn ich das gewusst hätte. Es wäre doch alles anders gewesen. Seitdem sie mir die Wahrheit erzählt hat, sehe ich ständig die Szene wieder und wieder vor mir, als sie an der Klippe hing und ihr Leben an einem seidenen Faden hing. Ich habe sie so sehr beschimpft, sie beschuldigt und am Ende ihrem Tod überlassen, nur durch ein Wunder konnte sie überleben.               

Das Gespräch ist nun schon zwei Stunden her, zwei Stunden in denen wir in meinem oder unserem Zimmer sitzen, schweigen und in Gedanken versunken sind. Wie gerne ich doch wüsste, was sie gerade denkt. Ob sie an die Vergangenheit denkt? Oder wie es mir mit diesen Informationen geht? Oder ist da noch mehr? Seit vorhin, ist sie so merkwürdig, teilweise abwesend und abweisend mir gegenüber. Sie starrt ständig auf ihre Hände und dann wieder an die Wand. Es macht mich verrückt, wenn ich nicht weiß, was sie denkt. Eigentlich konnte ich sie immer wie ein offenes Buch lesen, doch momentan ist sie so verschlossen wie eine verriegelte Tür, undurchlässig. ,,Adora?" erwartend schaue ich sie an, doch sie reagiert nicht, starrt wieder auf ihre Hände. ,,Adora!" wiederhole ich mit Nachdruck. Leicht desorientiert sucht sie meinen Blick. ,,Was ist los mit dir?" ,,Nichts." ,,Seit vorhin, bist du abwesend. Ist es...ist es wegen den Erzählungen?" kurz schleicht sich ein merkwürdiges Lächeln auf ihre Lippen, bis es wieder verschwindet und von einem emotionslosen Blick abgelöst wird.                                                                   
,,Adora" beginne ich, während ich aufstehe und auf die Blondine zu schreite. ,,Was ist los?" vorsichtig lege ich ihr eine Hand auf ihre Schulter. ,,Ich...wo ist eigentlich Shadow Weaver?" ihre Stimme wird zum Ende hin immer leiser, kraftloser. Sofort rasen tausend Gedanken in meinem Kopf umher. 'Daran hatte ich gar nicht gedacht, verdammt! Was soll ich bloß sagen?' ,,Ich meine, ich habe sie noch gar nicht gesehen." ,,Weißt du das nicht mehr?" beginne ich meinen Satz um Zeit zu schinden. Resigniert schüttelt sie mit ihrem Kopf. ,,Sie, sie hat die Hordes verraten, sie hatte eine Meinungsverschiedenheit mit Hordak, dann ist sie geflohen und arbeitet nun mit der Rebellion zusammen." 'Hut ab, ich habe nicht mal gänzlich gelogen.' ,,Das hätte ich von ihr so nie erwartet, obwohl, es ist Shadow Weaver, die verrät jeden." warum klingt Adora bloß so bitter mit einem Mal, als würde eine völlig andere Person vor mir sitzen. 
Wie gebannt starre ich sie an, versuche ihren Stimmungswechsel zu verstehen. Ja, das was sie erzählt hat war furchtbar, aber kann das der Grund sein? Meine Gedankengänge werden unterbrochen, als Adora plötzlich einen langen Seufzer entgleitet, sie aufsteht und sich zur Tür bewegt. ,,Ich gehe trainieren." erklärt sie knapp, doch bevor sie das Zimmer verlassen kann, halte ich sie zurück. ,,Denkst du nicht, dass es für heute genug war?" frage ich und zeige ihr ihre Fäuste, die von Schorf und getrocknetem Blut geziert werden. ,,Ich möchte trainieren." ,,Das kannst du morgen auch noch machen, es rennt ja nicht weg. Du musst dich auch mal ausruhen, so geht das nicht." mahne ich mit strenger Stimme, doch sie sieht mich einfach nur an. ,,Catra, ich bin alt genug, um meine eigenen Entscheidungen zu treffen und sie auch auszuführen." erwidert Adora mit einem ernsten Gesicht, doch dann seufzt sie und spricht ruhiger weiter: ,,Es tut mir leid, ich wollte nicht so streng klingen, aber ich brauche einfach mein Training, ich brauche Abwechslung". ,,Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?" ,,Ja, was sollte schon sein?" fragt sie ernst. ,,Du gehst nur dann so viel trainieren, wenn dich etwas bedrückt, sowie vorhin." ,,Nein, es ist alles in Ordnung, ich möchte einfach nur gerne trainieren." mit diesen letzten Worten dreht sie sich weg, schreitet auf die Tür zu und verlässt das Zimmer, lässt mich einfach stehen, ohne auch nur noch ein Wort an mich zu verlieren. 'Was ist denn bloß los mit ihr?' 







So schnell wie ich nur kann, gehe ich wieder in die Trainingshalle, um diese Zeit dürfte keiner mehr da sein, das heißt, dass ich endlich alleine sein kann, ohne jemanden zu begegnen. Ich kann dieses Spiel nicht mehr ertragen, diese Lügen, dieses beklemmende Gefühl. Ich fühle mich so schuldig, so verdammt schuldig und...und wie eine Verräterin, gleich in mehrfacher Ausführung. Ich verrate Catra, ich verrate meine Freunde, ich verrate mich selber.
Endlich gelange ich zu der Halle, sofort, ohne auch nur zu warten, schlage ich wieder gegen den Boxsack, schlage fest zu, ignoriere die Schmerzen meiner frisch zugezogenen Wunden. 'Ich bin eine Versagerin, ich versaue alles. Ich bin keine gute Shera und als Adora bin ich auch eine Versagerin.' voller Wut schlage ich so fest wie noch nie zuvor gegen den Boxsack, sodass er weit nach hinten geschleudert wird, doch natürlich kommt er auf wieder zurückgeschleudert, was ich erst sehr spät realisiere und nicht mehr reagieren kann. Mit voller Wucht trifft mich der Boxsack und ich werde von der Wucht, mit der er gegen mich knallt zurückgeschleudert, taumle zurück und lande letztendlich auf dem Boden. Benommen betrachte ich den Boxsack, wie er noch einige Male hin und her schwingt, bis er letztendlich zum Stillstand kommt und die Pendel ähnliche Bewegung unterbrochen wird. In meinem Kopf dreht sich von dem Aufprall noch alles, der Schwindel ergreift mich wieder voll und ganz und zieht mich in seinen Bann, die Kopfschmerzen dringen mit einem Schlag wieder in mein Bewusstsein ein. In meinem Kopf herrscht das reine Chaos, alles ist außer Kontrolle, alles und ich habe das Gefühl, als wäre ich machtlos, als würde ich an einem Pendel hängen und immer wieder die gleichen Fehler machen, immer die gleichen Stellen passieren und nicht vorwärts kommen. ,,Was soll ich nur machen?" frage ich hilflos in die Leere, bleibe auf dem Boden sitzen, schaue nur auf den Boxsack.










,,Wir müssen uns etwas einfallen lassen, um Adora wieder zu bekommen. Sie kann doch nicht bei ihren Feinden bleiben." erkläre ich bestimmt keinen Widerspruch duldend. ,,Ja, aber wie? Sie denkt, wir wären die Feinde, denkst du, wenn wir zu ihr rennen und sagen, wir sind die Guten und die anderen sind die Schlechten, dass sie uns dann vertraut, ihre Waffe davon schmeißt, uns in ihre Arme schließt und freudig sagt, ich liebe euch?" erwidert Glimmer verzweifelt. ,,Wenigstens versuche ich eine Lösung zu finden. Du nörgelst nur rum, dabei ist es doch deine Schuld, dass es soweit gekommen ist." ,,Ja ich weiß! Aber du scheinst ständig etwas zu vergessen!" ,,Und das wäre?" frage ich provokant. ,,Ich habe alles verloren, ich habe weder Vater, noch Mutter. Ja ich war ekelig, doch es geht mir beschissen und es scheint niemanden zu interessieren, ihr kritisiert mich nur!" kurz sehe ich sie an, sehe wie Tränen ihr in die Augen schießen, wie sie mit ihnen kämpft. Langsam gehe ich auf sie zu, stelle mich direkt vor Glimmer. ,,Nein, ich habe es nicht vergessen, keiner von uns. Doch es ist nicht Adoras Schuld, du hast jedes Recht, zu trauern, aber nicht Adora die Schuld zu zusprechen. Darum geht es, nicht um deine Trauer, denn du weißt, dass du immer zu mir kommen kannst, wir sind doch die beste Freunde Truppe."
Lange sieht mich die pinkhaarige an, bis sie mir um den Hals fällt und mich fest an sich drückt, ihre Tränen fließen lässt. ,,Es tut mir alles so unendlich leid." flüstert sie unter Tränen. Vorsichtig wandert mein Blick zu den anderen Prinzessinnen, die das gesamte Spektakel mit angesehen haben. Zufrieden lächeln sie mich an und auch in mir breitet sich eine gewisse Zufriedenheit aus, denn Glimmer scheint nun endlich zur Vernunft gekommen sein.
Einige Minuten vergehen, bis wir uns wieder voneinander trennen. ,,Also, was schlagt ihr vor?" fragt nun Glimmer voller Tatendrang. ,,Vielleicht sollten wir Adora entführen und dann abwarten, Amnesie hält ja nicht ewig." schlägt Mermista gelangweilt vor, weshalb sie von uns allen einen schockierten Blick kassiert. ,,Was denn? Das war doch nur eine Idee." wehrt sie ab. ,,Vielleicht ist diese Idee gar nicht so schlecht, ich meine wenn sie hier ist, wird sie sich bestimmt wieder erinnern." stimmt die kleine Frosta dem Plan der Meeresprinzessin zu. ,,Leute, denkt doch mal nach, Adora, als sie uns gesehen hat, die Sinneseindrücke waren zu viel, sie ist zusammengebrochen." erkläre ich. ,,Hört zu normalerweise würde ich diesem verrückten Plan zustimmen, aber es geht mir um Adora, sie hat schon genug Schmerzen, wenn wir sie jetzt noch dieser Gefahr aussetzen." ,,Und es geht um Adora, ihr glaubt doch wohl nicht, dass sie sich einfach entführen lässt, ich meine wir haben obwohl sie verletzt ist, haushoch gegen sie verloren." ,,Glimmer hat Recht." ,,Und was sollen wir dann tun?" fragt Perfuma aufgelöst. ,,Uns bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten, bis sie sich erinnert und zurückkehrt." sofort schauen alle zu Glimmer. ,,Wir werden Patrolien im Wald stellen, wenn Adora dort ist, können sie sie zu uns bringen." ,,Dann ist es beschlossen."












So das wars für erste. Es ist nicht sehr lang geworden, aber es geht. wie lange Adora dem Druck wohl standhalten wird? Findet es im nächsten Kapitel heraus. 

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