Wie verbissen versuche ich mich nur auf mein Essen zu konzentrieren, versuche alle Dämonen von mir zu weisen. Wenn ich mich von dem Strudel meiner Gedanken noch mehr beeinflussen lasse, dann endet alles mit meinem Brechen und dann kann ich nichts mehr verhindern und ich muss verhindern, dass dieses Portal geöffnet wird, denn wenn es geöffnet wird, habe ich nicht nur versagt, nein, dann ist alles völlig verloren und ich alleine bin dafür verantwortlich. Was würde dann aus meinen Freunden werden? Sind sie überhaupt noch meine Freunde? Können sie mich noch als Freundin sehen? Nach allem, was ich ihnen angetan habe? Nach allem, was passiert ist? Ich kann mich ja selbst nicht mehr sehen, ich erkenne mich doch selbst nicht wieder. Was wäre passiert, wenn ich einfach bei den Hordes geblieben wäre? Dann hätte es Shera nicht gegeben, dann wäre der Krieg nicht eskaliert...aber dann wären die Prinzessinnen gestürzt worden. Es ist als ob, egal wie ich mich entschieden hätte, es dieses Ende genommen hätte, jedenfalls für die Prinzessinnen, ich...ich wäre Kommandantin und wäre als Kriegsheldin gefeiert worden, dafür, dass ich Unschuldige bestraft hätte. Angewidert von diesem Gedanken, lasse ich die zweite Brotscheibe wieder sinken, verziehe mein Gesicht zu einer Grimasse. Nein, ich habe vieles, sehr vieles falsch gemacht, doch wie falsch wäre es gewesen, für die abscheulichen Bastarde zu dienen, Unschuldige zu verletzten, gar zu töten und am Ende die strahlende Heldin zu sein, beglückwünscht für meine Manöver, die das Böse haben siegen lassen. Nein, das würde ich niemals überleben.
,,Warum isst du nicht weiter?" fragt eine Stimme neben mir. Ich hatte schon beinahe vergessen, dass ich nicht alleine wie sonst in meiner Zelle sitze. ,,Ich ekel mich vor meinen Gedanken." beantworte ich wahrheitsgemäß. Kurz verzieht Catra ihr Gesicht zu einer unwissenden, gar verwirrten Grimasse, zeigt mir nur zu deutlich, dass sie mich nicht verstanden hat. ,,Weißt du, ich habe vieles, sehr vieles zerstört und falsch gemacht und ich schäme mich dafür, ja ich bereue. Ich bereue, wie es zwischen uns gelaufen ist, ich bereue, dass ich alle Menschen, die mir vertraut haben und Hoffnung in meine Person gelegt haben, enttäuschen musste." kurz atme ich tief ein und aus, versuche meine Gefühle in Worte zu fassen. ,,Und dennoch, war nicht alles falsch, ich meine wie hätte ich hier weitermachen sollen, nachdem ich erfahren habe, wer die Hordes wirklich sind. Ich habe gesehen, wie zerstörerisch sie sind, wie tödlich. Ich dachte immer, dass Richtige zu tun, doch es war alles falsch. Ich wollte doch nur alles wieder in Ordnung bringen." kurz blicke ich auf und treffe sofort die Augen meiner Freundin, die mich aufmerksam mustern. ,,Ich wollte nie, dass ein Krieg entsteht, ich wollte nur, dass endlich Gerechtigkeit herrscht." Kurz kehrt Stille ein, Stille in der wir uns nur gegenseitig in die Augen schauen. ,,Ich habe meine Erinnerungen wiedergefunden, wusste wieder, was alles geschehen ist, wusste wieder, wie abscheulich die Taten der Hordes sind. Ich wusste es, doch ich wusste auch, dass ich nicht nochmal ohne dich leben kann, ein Leben ohne dich ist wie atmen ohne Luft. Ich steckte im Konflikt, im Konflikt zwischen dem Richtigen und dem Falschen. Doch vor allem darin zu entscheiden, ob mein Wohl über das Gemeinwohl steht, nur einmal wollte ich an mich denken. Ich hätte gegen meine Freunde gekämpft, gegen meine Prinzipien verstoßen, nur um noch kurz in einer Welt mit dir zusammen zu leben, ich wollte es, ich wollte es so gerne. Aber auch darin bin ich gescheitert." verbittert beende ich meinen Redefluss, wende wieder meinen Blick ab und starre ausdruckslos auf den Boden. ,,Und jetzt habe ich alles verloren." flüstre ich mit zittriger Stimme und lasse nun endlich alle Verzweiflung aus mir heraus brechen. Zu lange musste ich stark bleiben, doch kaum habe ich all das ausgesprochen, bricht nicht nur meine Zuversicht, sondern auch meine inneren Mauern, meine Mauern, die mich so vieles haben ertragen lassen.

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Verschwunden
FanficAdora und Catra eigentliche Freunde, doch nun Feinde. Adora tritt gegen Catra an, alleine ohne ihren Freunden etwas zu sagen. Doch als sie nach einem Unglück in der Schreckenszone erwacht, ist alles anders, als es sein sollte. Meine Geschichte set...