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Deine Perspektive:

"Kannst du bitte aufhören mit deinem Messer zu spielen wenn die kleinen im haus sind?"
Mein Vater klang ernst und setzte sich neben mich auf die Couch. Doch ich hörte nicht auf ihn. Erst, als er seinen dominate Geruch von sich ließ, packte ich das Messer weg und seufzte.

"Schon gut..",
Gab ich leise von mir und sah auf meine Hände.
"Wie läufts mit deinen.. Sachen?"
Fragte ich ihn und lächelte dabei schief.
"Wenn du meine Arbeit im Stamm meinst, dann relativ gut."
"Relativ?"
Er nickte und seufzte hörbar aus. Mein Vater war einer der wenigen Männer hier. Er hatte sehr viel um die Ohren und war den ganzen Tag weg. Er leidet unter sehr viel Stress und ist meistens immer genervt. Doch wenn er zuhause ist versucht er so nett wie möglich zu uns zu sein. Das schätze ich an ihm. Das er sich immer solche Mühe macht und um unser Wohlbefinden sorgt.

"Pixis wird nicht mehr lange leben..",
Murmelte er nach einigen Momenten vor sich her und meine Augen weitesten sich. Pixis war ein älterer Mann, welchen ich aus meiner Kindheit kannte. Er ist auch einer der wenigen Männer hier. Die Männer bei uns - es sind glaube ich ungefähr 3 oder 4 - kümmern sich um Nachwuchs. Ansonsten sind Männer und Jungen nicht bei uns gesehen. Auch wenn die wenigen Männer alt sind müssen sie noch für Nachwuchs in unserem stamm suchen. Es waren alles Mädchen. Die Kinder, die Babys und die Jugendlichen. Ich hatte nur weibliche Freunde.

Es war die Regel. Die wichtigste Regel. Vor einigen Jahren wurden wir angegriffen. Die meisten von ihnen waren Männer. Sie brachten alle um, die Luna, die Frauen, Männer und Kinder. Sie ließen niemanden übrig. Die Geschichte wurde weiter gegeben und nun ist sie ein Teil unseres Stammes. Wir trauten Männern nicht. Nicht mehr. Damals lebten hier auch viele von ihnen. Sie sollen die Frauen geliebt haben, ihn Gutes getan haben und sich um sie gesorgt haben. Es klang wie ein Märchen für mich. Seitdem ich hier lebe, habe ich bisher nur die älteren Männer gesehen und die Frauen. Ich hatte noch nie einen richtig.. Attraktiven Mann gesehen.

Ich fand es auch nicht wichtig. Ich bin ohne sie aufgewachsen, also warum sollte ich sie jetzt brauchen? Sie bringen die Welpen und das ist das wichtigste bei uns im stamm. Wenn nach und nach die Männer versterben, dann gibt es den Stamm Maria bald nicht mehr. Der Stamm der Frauen. Doch wir waren starke Frauen. Wir brachten uns das kämpfen und jagen selber bei. Wir können uns verteidigen und hängen an einer Leine. Wir sind miteinander verbunden und werden auch immer zusammenhalten.

Wenn Jungen geboren werden, dann werden sie unverzüglich ausgesetzt. Ich hasste es. Sie hatten auch ein Leben verdient. Aber es war nunmal die Regel. Unsere Existenz hängt von den alten, stinkenden Männern ab die eh bald alle wie ratten verrecken werden. Vielleicht sollte ich ja einmal mit meiner Mutter darüber reden..

"Da kann man nichts machen..",
Murmelte ich vor mich her, stand auf und lief aus dem haus und ließ meinen verwirrten Vater zurück. Ich fand meine Mutter am Feuer sitzen. Sie hatte eines der neugeborenen auf ihrem Arm und lächelte ihr sanft zu. Ich setzte mich neben sie und legte meinen Kopf auf ihrer Schulter ab.

"Sag mal Mama..",
Sie gab ein zustimmend Geräusch von sich als Zeichen, das sie mir zuhören würde.
".. Was ist, wenn alle Männer.. Du weißt schon?"
Sie nickte und ließ einen beruhigenden Duft von sich. Sie sah in die helle Flamme und in die warmen Farben vor mir.

"Ehrlich gesagt, (VN).. Weiß ich das selber nicht. Lass es einfach auf dich zukommen."
"Gibt es noch Männer da draußen?"
Sie musste leise kichern und lehnte ihren Kopf gegen meinen.
"Das ist noch nicht so wichtig in deinem Alter, du bist erst siebzehn. Du brauchst keinen Mann."
"Das will ich dich auch garnicht. Aber unser Stamm wird ausrittenwenn wir nicht etwas unternehmen!"
Ich entfernte meinen Kopf von ihrer Schulter. Doch sie hatte immernoch ihr Lächeln auf den Lippen und schüttelte mit dem Kopf.

"Meine kleine Tochter sehnt sich nach einem Mann..",
Flüsterte sie amüsiert, während ich merkte wie sich meine Wangen erhitzten und ich zur Seite sah.
"Wenn du jemals einem Mann begegnen solltest, dann unterdrückte es dir. Sprich nicht mit ihm und lasse dich nicht berühren. Bitte versprich mir das."
Ich nickte verwirrt.

Ich wollte doch keinen Mann..

"Ich bin nicht daran interessiert einen Mann zu finden und so zu enden wie du. Wie eine Geburtsmaschine.. Männer sind doof."
Ich verschränkt meine Arme vor der Brust und sah in das kleine Gesicht des Baby Mädchen. Noch eine Schwester. Wie viel hatte ich nun? So viele Finger hatte ich ja garnicht.

Ich hörte meine Mutter kichern.

"Du wirst deine Meinung ganz schnell ändern wenn du mal einem begegnest, glaub mir. Aber denk immer daran was ich dir gesagt habe, ja?"

𝗕𝗔𝗗 𝗛𝗔𝗕𝗜𝗧𝗦|»𝗟𝗲𝘃𝗶𝘅𝗥𝗲𝗮𝗱𝗲𝗿«|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt