Kapitel 36

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25.03.2015|17:00|Innsbruck

'Wäre das okay wenn ich morgen schon nach Marl fahren würde?' frage ich, als wir beim Abendessen sitzen. 'Es sind noch keine Ferien. Wie stellst du dir das vor?' fragt meine Mutter. 'Boar, Mama! Wir haben doch eh keinen Unterricht!' sage ich. 'Von mir aus kann sie lieber dahin fahren, als sich in der Schule zu betrinken!' meint mein Vater. 'Okay, dann flieg ich morgen nach Düsseldorf und von dort fahr ich nach Marl!' grinse ich. 'Sag mal, ich dachte du bist mit Charlie total zerstritten? Warum fährst du überhaupt nach Marl?' fragt Anna. 'Nur so' murmle ich. Immer diese unnötigen Fragen von Anna, die nur dafür da sind, dass meine Eltern mich mit weiteren Fragen durchlöchern. 'Ich muss euch was erzählen!' sagt sie. 'Ist Chiaras Hamster gestorben? Das ist aber traurig!' meine ich ironisch. 'Greta' ermahnt mich meine Mutter. 'Ich bin jetzt mit Gregor zusammen!' erzählt sie stolz. Ich verschlucke mich an dem Wasser, dass ich gerade getrunken habe und sprucke fast alles mit einem Hustenanfall wieder aus. 'Nicht dein Ernst!' sage ich schockiert. 'Greta, es reicht! Eine doofe Bemerkung und du gehst auf dein Zimmer!' meckert meine Mutter. 'Hat der eigentlich jeden Tag ne neue? Also dass du son geistiger Nackerpatzerl bist hätt ich ich sogar von dir nicht erwartet!' lache ich. 'Ganz ehrlich, nur weil du für immer einsam sein wirst nusst du mich nicht so anfeinden!' zischt sie. 'Wenigstens bin ich nicht so eine Bitch wie du!' meckere ich. 'Die Typen die auf dich stehen wären doch alle Pädophile! Du siehst aus wie eine unterentwickelte 7-jährige!' lacht sie verächtlich. 'Wenigstens bin ich nicht son Gfrast!' zische ich. 'Greta, es reicht! Geh bitte nach oben!' sagt meine Mutter. 'Sobald ich 18 bin, bin ich weg! Darauf könnt ihr euch verlassen!' rufe ich und renne zu meinem Zimmer. Ich setze mich auf den Balkon und gucke so weit weg wie es geht. Wenn alles weit entfernt ist sieht man die kleinen Dinge nicht, die sich über Jahre ändern, aber im Grunde die sind, die das heile Gesamtbild zerstören. Ich spüre den kalten Wind am ganzen Körper und fange an zu weinen. Ich würde gerade alles tuen damit ich in meinem Leben ein paar Jahre zurück zu spulen. Auf dem Weg zu dem was ich jetzt bin habe ich viele Fehler gemacht. Zu viele. Und eigentlich ist von der Person von früher nichts mehr da. Ich will das alles wie früher ist. Einfach zurück in meine heile Welt in der einfach weggeschaut habe, anstatt die Dinge an mich heran zu lassen. Ich hätte einfach nur das gesehen, das ich sehen wollte. Damals war ich anders. Ich wusste wer ich war. Wie ich auf die Menschen wirke. Aber jetzt? Was fremde über mich denken weiß ich nicht. Ich spreche nicht viel in der Öffentlichkeit. Meist will ich allein irgendwo nachdenken. Obwohl ich weiß das ich sowieso zu viel denke. In der Welt in der wir leben kann es gefährlich sein zu denken. In Momenten in denen wir merken wie sehr wir am Ende sind. In denen man einfach nur alles beenden will.

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