Liam konnte sich an seinen fünfzehnten Geburtstag erinnern, als seine Mutter einen Kuchen in den ruhigen Raum gebracht hatte und die Kerzen ein unheimliches Leuchten auf die Gesichter von Mason und seinen Eltern geworfen hatten. Er erinnerte sich daran, wie er sich in dem fast leeren Raum umgesehen hatte und an die Schule gedacht hatte, aus der er gerade rausgeschmissen worden war, die Freunde, die er verloren hatte, als er mit einer Brechstange den Wagen vom Coach beschädigt hatte. Er erinnerte sich daran, wie einsam er war, wie sehr er sich selbst hasste, das I.K.S., mit dem er diagnostiziert worden war, führte dazu, dass seine Mutter ihn jedes Mal nervöse Blicke zuwarf, wenn er zu oft in einem Videospiel starb, das er spielte. Sie wartete auf die Explosion. Er erinnerte sich daran, einsam und verloren gewesen zu sein und wollte, dass sich etwas änderte, irgendetwas. Er würde sich dann wieder normal fühlen. Er erinnerte sich daran, wie die Tabletten, die er eingenommen hatte, seinen Mund immer noch kalkig schmecken ließen und seine Glieder langsam und hohl waren. Wie er sich fühlte, als würde er dahinschweben, eine vom Wind getriebene Gewitterwolke, unfähig, wirklich etwas anderes zu tun, als abzuwarten bis der Blitz einschlägt und der Donner grollte, der alle erschreckt.
Er erinnerte sich daran, wie seine Mutter ihn mit einem kleinen Lächeln angeschaut hatte, immer noch nervös, aber besser, zweifellos dank des beruhigenden Nebels in seinen Augen, den seine Medikamente hinterlassen hatten. Wie sie gesagt hatte: „Wünsch dir was." Und obwohl er zu alt war, um sich etwas zu wünschen, versuchte er es, ein letzter Versuch, eine erbärmliche, verzweifelte Bitte, er schloss die Augen und blies die Kerzen mit einem tiefen Atemzug aus, ein Gedanke ging ihm durch den Kopf: "Ich wünsche mir, dass sich alles ändert".
Und das tat es auch. Die Veränderung, von der er geträumt hatte, war nun nicht mehr eine Illusion gewesen, es war der Anfang an einer neuen Schule, der Einstieg in die erste Reihe im Lacrosse, das Verschwinden seiner I.K.S und die Medikamente, die in ihm aufhörten, zu rasseln.
Dann biss ihn Scott und er bekam seinen Wunsch. Alles hatte sich verändert, jeder einzelne Teil von ihm. Alles außer seiner Wut, die noch immer in ihm brannte, ihn auffraß und darauf wartete, dass er sie losließ. Aber jetzt war sie schlimmer, gefährlicher. Sie hatte Reißzähne und Klauen und eine Blutgier, sie hatte Feinde, auf die sie zielen konnte, und Situationen, in denen ihm gesagt wurde, dass er sie benutzen musste. Um Kraft daraus zu ziehen.
Er war sich nicht sicher, wie oft er im nächsten Jahr an den Geburtstagswunsch zurückgedacht hatte, er wusste, dass das nicht alles auslöste, obwohl Werwölfe und die Wilde Jagd und die Schreckens Ärzte und Berserker echt waren, waren Wünsche das nicht, Wünsche waren ein Kinderspiel, sie waren etwas, das nie in Erfüllung ging und wenn doch... wenn doch, dann ging alles schief, sie verdrehten deine Hoffnungen, bis du an deinen Worten erstickst.
Du bist kein Monster, du bist ein Werwolf, wie ich.
Wenn seine Wünsche wahr gewesen wären, wäre er wieder in seinem Krankenhausbett aufgewacht, bevor der Wendigo ihn mitgenommen hatte, bevor Scott ihn gebissen hatte.
Liam sog rasselnd die Luft ein, Blut tropfte über seinen Arm.
Alles hatte sich verändert.
Es war vollbracht, die Jäger waren weg, der Anuk-Ite war tot.
Warum fühlte er sich immer noch gejagt, warum konnte er immer noch die Wut spüren, die seine Krallen Jucken ließ, welche unter seiner Haut hervorkommen, um sich in etwas anderes zu krallen.
„Geht es dir gut?", fragte Scott. Liam nickte, seine Augen wanderten zu dem Körper des Anuk-Ites und erinnerte sich daran, dass das Blut an den Wänden nicht von irgendetwas stammte, was er getan hatte. Es war von ihnen, seinen Freunden, seinem Rudel, von Scotts Arm tropfte noch immer die rote Flüssigkeit, selbst als er sich bewegte, um nach allen anderen zu sehen.
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𝑨𝒊𝒓𝒑𝒍𝒂𝒏𝒆𝒔, Thiam (deutsche Übersetzung)
Fanfiction𝑨𝒊𝒓𝒑𝒍𝒂𝒏𝒆𝒔 || Nachdem der Anuk-Ite und die Jäger erledigt sind, braucht Liam eine Pause. Stichwort: Theo und Liam machen einen Roadtrip. Sie besuchen Orte, die sie schon immer besuchen wollten, treffen unterwegs ein interessantes Rudel, mac...