-15.Verständnis-

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Remus

„Was ist mit deinem Gesicht?", fragte Snape.
Er saß in Zaubertränke neben mir, da wir wieder zusammen einen Trank brauen sollten.
„Unfall.", murmelte ich.
„Kennst du die Gerüchte, die herum gehen?"
Ich schaute ihn verwirrt an.
„Du sollst mit einem gefährlichen Wesen gekämpft haben und willst es nicht zugeben, weil du verloren hast."
Naja. Ist wohl besser, als wenn sie die Wahrheit wüssten.
„Interessiert mich nicht.", sagte ich nur kalt und konzentrierte mich wieder auf den Trank.

Er schien nicht sonderlich aufmerksam heute.
Andauernd schaute er zu Lily.
„Ich habe mich entschuldigt. Viele Male."
„Bei der falschen Person."
Er war heute sehr gesprächig.
„Was?"
„Du solltest dich bei mir entschuldigen. Das wollte sie.", erzählte ich ihm genervt.
Darauf hätte man auch selbst kommen können. War er wirklich so dumm?

„Der Trank blubbert merkwürdig. Was hast du gemacht?", fragte ich ihn verunsichert.
Er färbte sich gefährlich rot und schien bald zu explodieren.
„Ich habe alles- Wie viele Würmer sollten hinein?"
„2"
„Oh."
Oh? Was hieß das?
War er so unkonzentriert, dass er nicht einmal mehr zählen konnte?
Unser Trank blubberte immer mehr, doch ich bewegte mich nicht.
Ich war einfach zu schockiert darüber, dass Snape einen Fehler gemacht hatte. Er war in Zaubertränke doch so perfekt.
Sekunden später zog mich jemand am Arm nach hinten.
Gerade rechtzeitig.
Als ich wieder zu unserem Tisch schaute, war der Trank bereits schon explodiert. Er war überall auf dem Boden verteilt.

„Ich glaube, Ihr Rest von Trank ist nicht mehr zu gebrauchen. Mr. Snape und Mr. Lupin, ich hätte mir Besseres von Ihnen erhofft. Sie sind meine besten Schüler, doch heute haben sie mich maßlos enttäuscht. Dann muss ich wohl heute auf Ms. Evans zählen."
Professor Slughorn zauberte die Flüssigkeit weg.
„Ms. Evans, Mr. Black, danke für Ihre schnelle Reaktion und Hilfsbereitschaft.", bedankte er sich noch, bevor er wieder zu seinem Pult lief.
Ich schaute zu Lily, die Snape zur Seite geschoben hatte. Sie war rot angelaufen und er stand nur perplex da.
Danach blickte ich zu James, der Snape einen tötenden Blick zuwarf.
Wenn Blicke töten könnten..

Erst jetzt realisierte ich, dass Sirius immer noch meinen Arm festhielt. Als er das bemerkte, ließ er augenblicklich los und ging wieder zu seinem Platz.
Snape und ich setzten uns auch wieder.
Er schaute mich verwirrt an.
„Du und Black also..", flüsterte er und grinste hämisch.
„Nein.", sagte ich knapp. Wenn ich weiter reden würde, würde ich mich wahrscheinlich nur verplappern.
„Sah anders aus."
„Schön. Für. Dich.", sagte ich langsam, um deutlich zumachen, dass es mich nicht interessierte.

Wir beide schwiegen den restlichen Unterricht.
Kurz nach Ende der Stunde lief ich mit Lily in die Bibliothek.
Sie sah wütend aus.
„Alles okay?", fragte ich nach.
„Ob alles okay ist? Die Stunde war katastrophal. Mein Partner hat nichts hinbekommen. Wir wären fast fertig gewesen- Aber als ich Severus geholfen habe, hat er den Trank nicht gut gerührt und er hat sich braun gefärbt. Severus hat sich nicht einmal bedankt-"
„Beruhig dich."
Ich erzählte ihr von meinem Trank, was sie etwas beruhigte.
In der Bibliothek schnappten wir uns einige Bücher und fingen mit den Hausaufgaben an.

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Sirius

„Nein, James. Wie oft denn noch? Es würde-"
„Unsere Freundschaft zerstören. Jaja, ich weiß. Aber du kannst doch nicht nichts tun."
Wir kamen gerade in der Bibliothek an, als wir Lily und Remus sahen, die im Moment Hausaufgaben machten.
„Ich glaube, wir sollten gehen..", murmelte ich nur.
„Quatsch. Wir können ihnen Gesellschaft leisten.", er lief zu ihnen herüber. Stumm folgte ich ihm.

„Hey, Jungs.", begrüßte Lily uns.
Sie deutete auf 2 Stühle gegenüber von ihnen.
Wir setzten uns.
„Was ist eigentlich im Unterricht passiert, Remus?", fragte James neugierig nach.
„Snape hat das Rezept nicht genau befolgt.", antwortete er, ohne einmal hoch zuschauen.
Ich wollte gerade etwas sagen, als ein Mädchen aus der 3. Klasse bei uns stoppte.
„Remus Lupin? Du sollst in Professor Dumbledores Büro.", sagte sie schüchtern und ging dann weiter.

Wir schauten ihn fragend an, doch er zuckte nur mit den Schultern.
„Ich hoffe nichts Schlimmes.", sagte er unsicher.
Man konnte ihm seine Nervosität ansehen. Immerhin wird man nicht jeden Tag zum Schulleiter bestellt.
Remus war der netteste und zugleich schüchternste Junge den ich kenne.
Er würde niemals jemanden etwas Böses tun.
„Dann sehen wir uns nachher.", sagte er noch, bevor er kurz danach aus der Bibliothek verschwand.

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Remus

Was habe ich gemacht?
Diese Frage hallte mir den ganzen Weg über durch den Kopf.
Ich werde doch nicht etwa suspendiert oder so etwas?
Mit leicht zitternden Händen klopfte ich an der Tür vom Büro des Direktors.
Die Tür schwang wenige Sekunden später einladend auf. Ich betrat den vollgestellten Raum und lief augenblicklich zum Schreibtisch an dem Professor Dumbledore saß.
Mit einer Handbewegung deutete er mir, mich zu setzen.
Ich schluckte.
Was habe ich gemacht??

„Guten Tag Professor Dumbledore.", begrüßte ich ihn, was er lächelnd erwiderte.
„Warum sollte ich zu Ihnen kommen?", fragte ich sichtlich verwirrt.
Meine Nervosität würde mich bald umbringen.
„Habe ich irgendetwas gemacht? Werde ich von der Schule fliegen? Ich werde mich-"
„Jetzt mal ganz langsam, Remus. Du hast nichts falsch gemacht." 
Ich atmete erleichtert aus.
Aber warum sagte er es dann nicht einfach?

„Deine Mutter hat mir geschrieben.Du antwortest nicht auf ihre Briefe. Hast du sie nicht erhalten?"
„Doch, ich habe sie erhalten."
Sie hat deshalb Professor Dumbledore geschrieben? Unangenehm.
„Sie macht sich Sorgen, Remus. Ich kann dich nicht zwingen ihr zurück zuschreiben, aber ich empfehle es dir. Ich kann sie verstehen."
Er schaute mich mit einem durchdringendem Blick an.
„Kann ich wieder gehen, Professor?", fragte ich nach einiger Zeit in der niemand etwas sagte.
„Ja.", er lächelte mir nochmals zu, bevor ich sein Büro verließ.

Schnell lief ich die Treppen zum Gryffindor Turm hoch. Nach wenigen Minuten befand ich mich bereits in unserem Schlafsaal.
Hier war es zum Glück leer.
Ohne lange zu überlegen, nahm ich mir ein Blatt Pergament und eine Feder.
Darauf kritzelte ich:
Hey Mum. Mir geht es gut. Bitte mache dir keine Sorgen.
-Remus"
und ging in die Eulerei um es abzuschicken.

Auf dem Rückweg lief ich geradewegs in eine Person hinein.
Ich verlor mein Gleichgewicht, doch sie hielt meinen Arm fest. Ich schaute in das verwunderte Gesicht von Sirius Black.
Na toll.
„Weinst du?", fragte er mich vorsichtig.
„Nein, wie kommst du darauf?"
Ich selbst merkte, wie meine Wangen nass waren und sich immer noch Tränen aus meinen Augen bahnten.
Am liebsten hätte ich mir dafür selbst eine geklatscht.

Ohne irgendein Wort lief ich weiter den Gang entlang. Er holte mich jedoch schnell wieder ein und fragte, was los sei.
Als ich immer noch nicht antwortete, drückte er mich an die kalte Steinwand.
„Remus? Was hat Professor Dumbledore gesagt?"
„Nichts Wichtiges.", antwortete ich stumm.
Warum weinte ich auch überhaupt?
Ich hatte keinen Grund dazu.
„Rede. Bitte. Moony."
„Ich habe eigentlich keinen Grund zum weinen- Es ist nichts. Ich weiß selbst nicht-", versuchte ich mich zu erklären, doch ich konnte mich kaum selbst verstehen.
Also wie sollte es jemand anderes können?

Er nickte jedoch verständnisvoll und nahm mich wie selbstverständlich in den Arm.
Und es fühlte sich unfassbar gut an.
Jemanden zu haben, dem man vertrauen kann.
„Du machst gerade einfach eine schwere Zeit durch. Glaub mir, es wird alles wieder besser werden.", versuchte er mich aufzumuntern.
Wahrscheinlich hatte er recht.

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James

Ich erblickte Sirius und Remus, die auf uns zu kamen. Wir saßen in der Großen Halle beim Essen.
Als sie sich setzten, konnte ich sofort erkennen, dass Remus geweint hatte.
Doch ich sprach ihn nicht darauf an.
Lily tat es mir gleich. Ich wusste, dass es ihr schwer fiel. Sie versuchte immer zu helfen, doch machmal ging das einfach nicht.

Während Sirius sich gerade Kartoffeln auf seinen Teller kippte, starrte Remus nur seinen leeren Teller an.
Man merkte, dass er keinen Appetit hatte. Das hatte er zur Zeit oft nicht.
Aber ich war mir sicher, dass er einfach seine Ruhe haben wollte.
Er weiß, dass er uns jederzeit um Hilfe bitten kann.
Rumtreiber sind immer für einander da.
Das wird sich auch niemals ändern.

Kann aus Freundschaft Liebe werden?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt