-19.Flashbacks-

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Sirius

„Ich habe keine Ahnung, wo er ist, Krone.", versicherte ich James.
„Ich war mir sicher, dass er gestern Nacht nicht im Schlafsaal war.", sagte er ernst.
„Wir waren betrunken. Du kannst dich sicher nicht wirklich an letzte Nacht erinnern.", stellte ich klar.
Ich war erstaunt, dass ich überhaupt in meinem Bett aufgewacht bin.
„Sirius? Wie geht es dir?", gerade setzte sich Peter zu uns.
„Gut, warum?", fragte ich ihn verwundert.
Wir hatten ihn weiterschlafen lassen. Immerhin war er ein ziemlicher Morgenmuffel.
„Gestern Abend bist du mit bedrücktem Gesicht in unseren Schlafsaal geschlichen. Du warst komisch drauf.", sagte er gezielt.
„Ist auch egal. Du warst anscheinend nicht allzu betrunken. War Remus in der Nacht im Schlafsaal?", fragte James immer noch besorgt.
„Nein, sein Bett war zumindest um 3 Uhr noch immer leer.", erzählte er in einem sicheren Ton.

Langsam machte ich mir auch Gedanken. Dabei war ich mir sicher, dass er schon früh in unseren Schlafsaal gegangen ist. Ich hatte kaum eine Erinnerung an letzte Nacht. Ich war total betrunken gewesen.
„Hm er wird schon auftauchen.", sagte James vorsichtig, als er meinen besorgten Blick auffing.
Ich stocherte beunruhigt in meinem Müsli herum.
Was war passiert?
Verzweifelt versuchte ich mich zu erinnern.
Schon seit dem ich aufgewacht bin, hatte ich das Gefühl, dass irgendetwas überhaupt nicht stimmte.

Während sich die anderen gerade über das Quidditchspiel unterhielten, saß ich schockiert da. Beinahe wäre mir die Schüssel Müsli vom Tisch gefallen, als plötzlich Flashbacks von mir und Remus in meinem Kopf auftauchten.
Ich bin so ein Idiot.
Unfähigkeit zu reden, starrte ich wie gelähmt zu James.
„Ich will nicht nur eine weitere Eroberung von dir sein."
Ein Schauder lief mir bei dem Satz über den Rücken.
So dachte er über mich..

Ich wusste, dass ich alles genauso gemeint hatte.
Er ist wunderschön.
Und er dachte, ich scherze darüber.
Ich hätte ihn fast geküsst und ich wusste auch, was er in diesem Moment gedacht haben muss.
Ich bin ein Idiot.
Am liebsten hätte ich mir mit voller Wucht gegen die Stirn geschlagen.

„Sirius? Bist du anwesend??", James wedelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum. Ich hatte ihn immer noch angestarrt.
„Ja- ich- James und ich müssen dringend etwas holen gehen!", ich zog ihn einfach mit mir aus der Großen Halle.
Ich brauchte unbedingt seine Hilfe.
„Tatze? Was ist passiert?", fragte er beunruhigt.
„Ich habe mich an einige Dinge von gestern Abend erinnert. Es geht um Remus..", und so erzählte ich ihm alles. Jedes Detail.
„Tatze..", er schaute mich mit großen Augen an.
„Ich habe alles ruiniert! Ich bin so ein Idiot."
Er konnte mir sicher auch nicht helfen, aber ich brauchte jemanden, dem ich es erzählen konnte.

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Remus

Verschlafen wachte ich in der Kabine auf. Ich musste hier eingeschlafen sein.
Kurz wartete ich, um sicher zu gehen, dass ich alleine war. Danach lief ich direkt zu einem der Waschbecken.
Tiefe Augenringe spiegelten sich in meinem Gesicht wieder.
Doch das war im Moment mein kleinstes Problem.
Was mache ich denn jetzt nur?
Mit einem fragenden Ausdruck blieb ich vor dem Spiegel stehen und wusch mein Gesicht.
Was ist, wenn er sich erinnern würde?
Sollte ich ihn einfach ignorieren?
Hätte ich nicht weglaufen sollen?

Doch soviel Zeit zum Nachdenken hatte ich nicht mehr. Schon wenige Sekunden später standen Sirius und James ebenfalls im Raum. Als sie mich sahen, hörten sie sofort auf zu reden.
Ich merkte wie mir bei Sirius' Anwesenheit, die Röte ins Gesicht stieg. Ich musste hier ganz dringend weg.
„I-Ich muss gehen-", und schon lief ich auf den Ausgang zu.
Ich muss mit Lily reden.
Immerhin wusste sie es sowieso..
Und ich brauchte Ratschläge. Und wenn sie keine hatte, wer dann?

Fündig wurde ich in der Bibliothek, wo ich sie bereits vermutet hatte.
Als sie mich bemerkte, lief sie sofort auf mich zu und schaute mich besorgt an.
Sie zog mich wortwörtlich aus der Bibliothek.
„Was ist passiert?", fragte sie aufgebracht, als sie meine Augenringe betrachtete.
„Es geht um Sirius..", sagte ich bedrückt.
„Ich dachte schon, dass du mir nie von ihm erzählen würdest. Komm mit.", und somit schliff sie mich den Gang bis zu ihrem Schlafsaal entlang.

„Also..Was ist passiert??"
Sofort fing ich an von gestern Abend zu erzählen.
Es sprudelte förmlich aus mir heraus und sie hörte mir aufmerksam zu.
Danach verzog sie nachdenklich ihr Gesicht.
„Du weißt nicht, ob er sich erinnert?"
„Nein."
„Dann solltest du mit ihm reden.", sagte sie knapp.
„Und wenn er es abstreitet?", fragte ich verzweifelt.
„Das wird er nicht, Remus. Sirius würde-", sie brach ab, denn sie wusste nicht weiter.
„Er wird es dir erklären.", lächelte sie aufmunternd.
„Denkst du das wirklich? Weißt du mit wie vielen Mädchen er schon was hatte und dann nur meinte, dass er „dachte" es wäre mehr? Er hat so vielen Mädchen schon weh getan und tut es mit einer schnellen Entschuldigung ab. Wahrscheinlich schiebt er es auf den Alkohol. Das wäre nicht das erste Mal, dass er darauf etwas schiebt."
Sie erwiderte nichts.
„Ich muss an die frische Luft.", murmelte ich leise.
„Warte."

Sie zog ihren Concealer aus ihrem Nachtschrank und strich ihn mir mit einem Finger auf die Augenringe.
„Schon besser.", ihr Lächeln war immer noch nicht verschwunden.
Ich bedankte mich schnell und lief aus der Tür.

Ich hatte das Gefühl sonst zu ersticken.

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Sirius

Ich lief ahnungslos im Schloss herum.
Ich wusste nicht, was ich machen soll. James und ich einigten uns darauf, dass ich erstmal nicht mit ihm sprechen sollte.
Gerade als ich um die Ecke biegen wollte, sah ich ihn mit schnellen Schritten zum Eingangstor laufen. Er sah fertig aus. Machte er sich auch so einen Kopf über letzte Nacht?
Natürlich machte er das. Und das machte mir ein noch schlechteres Gewissen als ich es sowieso schon hatte.

Doch kurz musste ich meine jetzigen Gedanken stoppen. Ich sah meinen Bruder gerade alleine im Gang herumlungern. Eine perfekte Gelegenheit mit ihm zu sprechen.
Ich rannte ihm hinterher, um ihn abzufangen.
„Hey Regulus! Warte-"
Als er meine Stimme hörte, blieb er abrupt stehen.
„Sirius.", er drehte sich abschätzig zu mir um.
„Stimmt es? Ich habe Slytherins reden hören.", sagte ich kalt, um mir meine Trauer nicht anmerken zu lassen.
„Es geht dich nichts an, aber ja. Es ist meine Aufgabe, unsere Familie stolz zu machen, wenn du es schon nicht machst."
Arrogantes Arschloch.
Es war sowieso ein Fehler gewesen, ihn überhaupt anzusprechen, aber er war mein Bruder.
„Du hast dich für die falsche Seite entschieden, Regulus-"
„Ich? Nein, du! Du blamierst unsere Familie,  Sirius. Du kannst nicht mehr auf mich einreden. Du bist eine Schande für uns."

„Schande"
„Vielleicht bin ich das, aber ich tue das Richtige. Ich konnte es sowieso nie jemandem zu n dieser Familie recht machen.", entgegnete ich ihm.
„Weil du alles falsch machst. Du bist kein Teil unserer Familie mehr. Mum hat dich schon lange enterbt. Sie hat mir erlaubt, dich zu töten, wenn du mir auch nur im Wege stehen solltest-"
„Das würdest du niemals tun. Ich bin dein Bruder.", schnitt ich ihm scharf das Wort ab.
Er ist mein Bruder.
„Wir werden ja sehen, wer der Feigling ist.", sagte er noch, bevor er hochnäsig weiterlief.
Er würde sich niemals trauen jemanden umzubringen. Er lässt sich nur beeinflussen und versucht unserer Familie gerecht zu werden.
Traurig.

Kann aus Freundschaft Liebe werden?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt