-6.Erklärungen-

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Remus

Ich rannte verzweifelt durch die Gänge. Mit einer verschwommenen Sicht lief ich in eine andere Person hinein. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, denn ich hatte die ganze Zeit zu Boden geschaut.
„Können Sie denn nicht- Mr. Lupin? Sollten sie nicht im Krankenflügel liegen?", Professor McGonagall schaute mich entsetzt an.
„Außerdem erwarte ich Sie seit 2 Tagen in meinem Büro. Ich habe nach Ihnen gesucht, doch Sie waren nie aufzufinden?"
Ja. Ich habe versucht sie zu meiden.
Sie setzte sich für jeden Schüler ihres Hauses ein. Das ich wegen einem Slytherin 5 Tage im Koma lag, machte sie wütend. James erzählte mir, dass sie verlangte, Snape aus der Schule zu werfen. Es wäre fair gewesen, aber ich war einfach nicht der Mensch für sowas.
Ich war naiv gewesen. Und dafür habe ich die Quittung kassiert.

„Mr. Lupin? Hören Sie mir überhaupt zu?", ich schaute sie irritiert an. Als ob ich gerade für so etwas Zeit hätte.
„Ja- Ich hatte soviel für die Schule nachzuholen-", versuchte ich mich herauszureden. Doch sie erkannte sofort, dass es gelogen war.
„Sie sollten mir in mein Büro folgen. Warum weinen Sie denn eigentlich, Mr. Lupin? Es hat doch nichts mit Mr. Snape zutun?"
Ich wusste, dass sie innerlich hoffte, dass es etwas mit ihm zutun hatte. Sie hätte einen Grund, erneut zu Dumbledore zu gehen.
„Nein, es ist auch nicht wichtig. Snape wusste nicht, dass sein Zauber so gefährlich war.", mir war es momentan schon peinlich genug vor ihr zu weinen.
Sie soll mich endlich in Ruhe lassen.
„Er wusste es nicht? Ich weiß doch das Sie ein sehr gutmütiger Schüler sind, aber Mr. Snape verdient eine gerechte Strafe. Er hat diesen Zauber selbst erfunden. Es hört sich fast so an, als würden sie ihn tatsächlich verteidigen.", sie sah mich entgeistert an. Sie konnte einfach nicht glauben, dass ich ihn schützte.
Ich verstand es selbst nicht einmal.

„Sie wussten auch, dass ich meine Freunde diese Nacht in Gefahr gebracht habe.", antwortete ich ganz kühl.
Was sagte ich denn da?
Sie ist immerhin meine Lehrerin. Trotzdem konnte ich ihr das nicht verzeihen. Wie konnte sie das nur zulassen??
„Es tut mir leid, Professor. Ich wollte nicht unhöflich sein.", waren die letzten Worte, bevor ich weiter rannte.
Ich wollte einfach alleine sein.
Und mich jetzt bei Professor McGonagall zu beklagen, brachte mich auch nicht weiter.
Sie würde denken, dass ich schwach sei, redete ich mir selbst ein.

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Peter

„Das war eine dumme Idee!", schrie ich James an.
„War es nicht!!", brüllte er doppelt so laut zurück.
„Madam Pomf-"
„Hast du dir das etwa so vorgestellt oder was??", blaffte ich ihn voll.
„Nein! Aber er wird schon wieder zu sich kommen. Er braucht nur Zeit!!"
„Zeit? Ach ja??", die Diskussion drohte zu eskalieren.

„STOP!", schrie Sirius uns beide an.
In dem Moment kam Madam Pomfrey zurück in den Krankenflügel.
„Meine Herren, was ist denn hier los?", fragte sie entsetzt.
„Es ist alles in Ordnung. Hier gab es nur eine kleine Meinungsverschiedenheit-", versuchte Sirius die Situation zu lockern.
„Wo ist Remus??", sie schaute auf das leere Bett.
„Nur kurz an die frische Luft.", log James wie gedruckt.
„Ohne meine Erlaubnis? Gut, dann komme ich eben später wieder. Und wenn ihr eure Stimmen nicht senken könnt, muss ich euch hier rauswerfen.", sagte sie mit einem strengem Unterton in der Stimme.

Als sie weg war, versuchte Sirius den Streit endgültig zu schlichten. Auch wenn ich vor Wut brodelte. Ich wurde selten wütend, aber ich habe es ihnen gesagt. So oft.
„Wir müssen ihn suchen.", sagte er also.
„Du nicht. Wir erledigen das.", sagte James streng.
„Aber-"
„Du solltest im Bett bleiben.", stimmte ich James zu. Wenigstens etwas, wo wir uns einig waren. Einen zweiten Kranken verlieren? Definitiv nicht.
„Gut, aber beeilt euch.", sagte er noch, während wir schon auf dem Weg zur Tür waren.

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Snape

„Ihr Zauber war beeindruckend. Aber wie kommen Sie bitte auf einen so grausamen Zauber? Unverantwortlich, wenn man den Gegenzauber nicht im Griff hat. Einen Monat Nachsitzen, sowie Strafarbeiten und 30 Punkte Abzug für Slytherin.", tadelte mich Professor Slughorn.
Aber ich hatte es verdient. Das war mir bewusst.
Er konnte mir Tage lang nicht in die Augen sehen und jetzt saß ich hier in seinem Büro.
Ich bin einer seiner besten Schüler, doch er war enttäuscht.
Enttäuscht, dass ich dem Haus Slytherin schadete.

Als ich gehen durfte, lief ich in die Große Halle. Seitdem Vorfall war ich am Tisch willkommener. Viele bewunderten mich. Sie bewunderten mich dafür, dass ich diesen Zauber entwickeln konnte. Das ich fast jemanden damit getötet hätte.
Einige wollten, dass ich ihnen den Zauber beibrachte.
Doch ich wusste nicht recht.
Es war falsch.
Wenn ihn ein Schüler anwenden würde, wäre es meine Schuld. Und ich weiß nunmal nicht, was in den anderen Köpfen vorgeht.

Außer bei einer bestimmten Person. Da wusste ich es ganz genau. Lily Evans.
Sie redete nicht mehr mit mir. Ignorierte mich komplett.
Es war nichts Neues, doch es schmerzte.
Als ich sie vor einigen Monaten Schlammblut genannt hatte, ging unsere Freundschaft in die Brüche. Es war harte Arbeit sie zu überreden, mich nicht weiter zu ignorieren. Und jetzt war wieder alles kaputt.
Es hätte mir klar sein müssen, aber mein Hass steuerte mich. Hass gegen Potter und Black.

Als ich vor 2 Tagen hörte, dass Lily wirklich mit Potter ausgehen will, war ich so wütend gewesen, dass ich mich selbst geschlagen hatte.
Schon seit einiger Zeit wusste ich, dass sie immer mehr für ihn empfindet, aber ich dachte wirklich, sie wäre zu stolz um es zuzugeben.
Es kränkte mich. Sie liebte meinen Feind.
Wenn ich nicht bald etwas unternahm, würde es zu spät sein.
Oder war es schon längst zu spät?

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Sirius

Ich konnte nicht im Bett liegen bleiben. Ich musste Remus suchen. Er brauchte Erklärungen. Die hatte er verdient.
Vorsichtig stand ich auf, zog mich warm an und ging nach draußen. James und Peter würden sicher im Schloss nach ihm suchen.
Als ich am Eingang stand, dachte ich logisch nach. Wenn er draußen war, musste er frieren.
Oder würde er extra nochmal in den Schlafsaal gehen? Das konnte ich mir einfach nicht vorstellen.
Als ich weiterlief, spürte ich den kalten Wind, der in mein Gesicht wehte. Erst jetzt bemerkte ich, dass es noch schneite.
Er konnte wohl kaum nur mit einem Pulli rausgelaufen sein..Oder?
Trotzdem war ich der Meinung, dass er bestimmt nach draußen gelaufen war.

Ich schaute auf den Plätzen nach, wo wir uns oft rumtrieben. Doch er war nicht aufzufinden.
Ich stapfte bestimmt schon eine ganze halbe Stunde durch den Schnee.
Als ich schon fast am Aufgeben war, hörte ich ein leises Schluchzen.
Remus!
Ich erkannte ihn sofort. Was eigenartig war, weil ich ihn tatsächlich an seinem Schluchzen erkannte.
Mit angewinkelten Beinen saß er an einem Baum in der Nähe des verbotenen Waldes.
Ich rannte zu ihm und erkannte sofort, dass er zitterte. Er hatte wirklich nur einen Pullover an.

„Du hast keine Schuld, Remus. Wir müssen dir einiges erklären.", schrie ich gegen den Wind in seine Richtung. Es war stürmisch, weshalb ich nicht wusste, ob er mich überhaupt verstand.
„Was gibt es da zu erklären?", fragte er mich traurig.
„Wir haben das alles für dich getan. Wir wurden Animagi, weil wir nicht wollen, dass du weiterhin alleine bei Vollmond bist. Wir wollen dich begleiten und dafür sorgen, dass du weniger verletzt wirst! Wir haben dir nichts erzählt, weil du nicht einverstanden gewesen wärst.", erklärte ich.

„Da hast du recht. Und du weißt ganz genau warum.
Ich kann mir nicht mit ansehen, wie ich euch verletze. Ihr nehmt ein großes Risiko auf euch und das will ich nicht.", antwortete er etwas leiser.
„Und das wissen wir. Aber wir machen das gerne, Remus. Und jetzt komm mit rein oder ich muss tatsächlich Gewalt anwenden."
Ich konnte ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht erkennen.
Ich half ihm hoch und setzte ihm meine Mütze und Schal auf. Er sah in diesem Moment so süß aus.

„Ich habe die besten und dümmsten Freunde zugleich.", beschwerte er sich.
„Hey! Ich bin nicht dumm.", lachte ich.
Schmunzelnd liefen wir zurück ins Schloss.

Kann aus Freundschaft Liebe werden?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt