Kapitel 1

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Gerade arbeitete ich an dem Jahresumsatz der Life Foundation, den mir mein Chef Marc Brandon gegeben hatte.
Im Auftrag von Carlton Drake sollte ich diesen bis Mitte nächster Woche bearbeitet haben. Augenblicklich klopfte es hektisch an meiner Tür und ein aufgewühlter Mister Brandon trat in mein Büro.
,,Miss Weying. Kommen Sie bitte mit. Mister Drake möchte mit Ihnen sprechen."
Ich stand sofort auf, nahm meine Jacke vom Bürostuhl und folgte dem Abteilungsleiter.
Es verhieß nichts Gutes, dass Carlton Drake mich sprechen wollte, also beschloss ich Mister Brandon zu fragen.
,,Ist denn etwas vorgefallen?", fragte ich, während ich ihm mit schnellen Schritten folgte.
,,In der Tat.", berstätigte er und sah mich kurz an.
Nachdem wir circa 5 Minuten gelaufen waren, kamen wir vor Carlton Drake's Büro an.
Schnell verbreitete sich ein flaues Gefühl in meinem Magen, denn ich wollte wirklich nicht wissen, was mich jetzt erwartete.
Mister Brandon klopfte an und wir wurden sofort hereingebeten.
Carlton Drake stand neben seinem Schreibtisch und sah uns an. Insbesondere ließ er mich nicht aus den Augen.
,,Schön, dass Sie gekommen sind, Miss Weying.", sagte der Leiter der Life Foundation.
Ich hatte absolut keine Lust auf diese Höflichkeitsfloskeln, denn ich wusste dass er es sowieso nicht ehrlich meinte.
,,Warum haben Sie mich herbestellt, Mister Drake?", wollte ich wissen.
,,Entschuldigung.",sagte er schnell. ,,Kommen wir zum Wesentlichen."
,,Es ist mir zu Ohren gekommen, dass Sie Recherchen zu unserer Firma und über mich angestellt haben. Was sagen Sie dazu?"
,,Tut mir leid, dazu kann ich Ihnen leider nichts sagen. Aber warum sollte jemand sowas behaupten?" Ich durfte jetzt bloß nicht auffliegen.
,,Das wollte ich von Ihnen wissen. Nun gut. Mister Brandon, Sie können gehen. Ich habe noch einiges mit Miss Weying zu klären."
Marc Brandon nickte und verließ das Büro.
,,Miss Weying. Ich rate Ihnen dringend dazu, mir jetzt die Wahrheit zu sagen. in welcher Verbindung stehen Sie zu Eddie Brock? Was haben Sie ihm erzählt?"
Er war ein Stück näher in meine Richtung getreten und stand nun einen knappen Meter vor mir.
,,Sagen Sie es mir. Ich muss das wissen."
Seine Augen waren geweitet und sahen mich nahezu drängend an.
,,Tut mir leid. Wie ich bereits sagte: Ich habe keine näheren Informationen. Mister Brock ist lediglich ein Freund von mir und der Verlobte meiner Schwester Anne.", erklärte ich unschuldig.
Langsam kam er noch ein Stück näher und ich wurde skeptisch.
,,Miss Weying, hören Sie. Es wäre doch für uns beide ein großer Verlust, wenn Sie jetzt gehen. Sie sind eine der Besten, wie es Mister Brandon mir schon so oft erzählte. Ich hätte da einen anderen Vorschlag. Mister Brandon ist nur der Abgeilungsleiter. Aber ich, als Leiter der Life Foundation kann auch mal ein Auge zudrücken. Also gehen Sie mit mir aus und Sie behalten den Job."
Leicht lächelte Carlton Drake mich an. Ist er schon immer so manipulativ gewesen?
,,Erpressen Sie mich etwa gerade?", fragte ich geschockt.  ,,Also dann kündige ich lieber selbst, als dass ich mit meinem Chef ausgehe, nur um meinen Job behalten zu können."
Extrem wütend lief ich zur Tür.
,,Guten Tag, Mister Drake.", sagte ich und wollte schon gehen, da rief er mir noch ,,Das werden Sie bereuen!" hinterher.
Fassungslos blieb ich stehen und drehte mich um.
,,Wie können Sie es wagen, mir jetzt noch zu drohen?"
Ich schnaubte abfällig und verließ dann endgültig sein Büro.
Laut klackerten meine Absätze auf dem Boden.
In meinem Büro angekommen, schmiss ich alles in eine große Kiste und packte meine restlichen Sachen zusammen.
Noch einmal sah ich mich um, um zu kontrollieren ob ich alles eingepackt hatte, dann schloss ich mein Büro ab.
Den Schlüssel brachte ich zu Marc Brandon, legte ihn auf seinen Tisch und ging aus der Abteilung ohne ein weiteres Wort zu verlieren.
Niemals würde ich diesem Mann die Genugtuung geben und mit ihm ausgehen.
Etwas abseits der Life Foundation setzte ich mich auf eine Bank, stellte die Kiste neben mich und vergrub meinen Kopf in den Händen.
,,Ally? Was machst du hier? Bist du okay?"
Ich schrak hoch und sah Eddie vor mir. Ihn hatte ich hier jetzt am wenigsten erwartet.
,,Hi Eddie. Weißt du, ich bin meinen Job seit gerade eben los.", meinte ich beschämt.
,,Warum? Was ist passiert?",fragte der Verlobte meiner Schwester mich.
,,Wie auch immer hat Carlton Drake herausgefunden, dass ich über ihn und seine Firma an Informationen kommen wollte. Und er weiß auch, dass du da tief mit drin hängst, woraufhin er mich sofort fragte, in welcher Verbindung ich zu dir stehe. Keine Sorge. Ich hab dicht gehalten und das hat ihm dann den Rest gegeben.", erklärte ich.
Den Teil, dass Drake mich erpresst hatte, ließ ich bewusst weg, da ich nicht wollte, dass Eddie sich Sorgen machte.
,,Es tut mir leid, Alyssa. Ich wurde auch gerade von Jack gefeuert. Er kann mir nicht vertrauen und ich befolge seine Anweisungen nicht ordnungsgemäß."
,,Wegen dem Interview oder?"
Er nickte nur.
,,Hör zu, Eddie. Es muss dir wirklich nicht leidtun.
Ich habe das auch für dich getan. Und ich weiß, dass er Dreck am Stecken hat. Er ist ein gefährlicher Mann, Eddie. Mit dem ist nicht zu spaßen. Durch Zufall konnte ich ein paar vertrauliche Akten entwenden. Mach keinen Scheiß damit, okay?"
Schnell schob ich ihm diese zu und er steckte sie in seine Tasche.
,,Danke dir, Ally. Das bedeutet mir wirklich viel."
Leicht lächelte er mich an und ich tat es ihm gleich.
Plötzlich begann hinter uns jemand zu schreien und diese Person war keine geringere als Anne.
,,Eddie!", schrie sie.
,,Du bist krankhaft egozentrisch. Alles dreht sich nur um dich. Dein Ego will ständig gestreichelt werden.  Du bist der größte Sturkopf den ich kenne, aber ich habe darüber hinweggesehen, weil ich dich geliebt habe.", sagte sie dann ruhig, aber enttäuscht und verletzt.
,,D-Du hast mich geliebt? Wie meinst du das?",stotterte Eddie.
Er tat mir gerade so unglaublich leid. Wie ein angeschlossenes Reh stand er kläglich vor meiner Schwester und sah sie an.
Und ich war so extrem wütend auf Anne. Wie konnte sie sich deswegen einfach so von ihm trennen?
Langsam zog sie den wunderschönen Verlobungsring aus und steckte ihn dann in die Brusttasche von Eddie's Hemd.
,,Deinetwegen wurde ich gefeuert, Eddie. Du hast mich benutzt."
Dann sah Anne zu mir.
,,Was machst du hier, Alyssa? Und warum hast du eine Kiste bei dir?"
,,Ich wurde auch gefeuert.", sagte ich tonlos.
,,Aus dem gleichen Grund, warum Eddie gefeuert wurde?"
Ich nickte einfach nur und sah sie an.
,,Du bist kein Stück besser Alyssa. Du stellst deinen Job aufs Spiel, nur um irgendwelchen Gerüchten hinterherzujagen, die wahrscheinlich nicht einmal stimmen. Du bist doch kein Spion. Ihr habt keine Ahnung, was es heißt seinen Job zu verlieren. Hauptsache ihr habt bekommen, was ihr wolltet."
,,Ich hab es satt, Anne. Eigentlich bist du die Egoistische hier. Was gibt dir das Recht, einfach so mit Eddie Schluss zu machen? Gestern war er noch der beste Mann der Welt, dein Fels in der Brandung, die Person, mit der du dein Leben verbringen wolltest und jetzt liebst du ihn nicht einmal mehr? Ich glaube, du solltest dich mal selbst fragen, ob bei dir nicht etwas gewaltig schief läuft."
Empört sah sie mich an, aber sagte nichts.
Trotz, dass ich auf 180 war versuchte ich so ruhig wie möglich zu bleiben. Was bildete sie sich eigentlich ein?
,,Ich glaube, das war Trennungsgrund genug. Und komm bloß nicht auf die dich bei mir zu melden, Alyssa.", sagte sie noch und dann drehte sie sich um und ging.
,,Eddie es tut mir so leid.", sagte ich bedrückt und  sah zu ihm auf.
,,Vielleicht ist es besser, wenn ich dich jetzt etwas alleine lasse.", meinte ich und wollte schon gehen, da zog er mich zurück und nahm mich in seine Arme. Überrascht legte ich ich meine um seinen Körper und hielt ihn fest.
Ich konnte hören, wie Eddie leise schluchzte und es zeriss mir mein Herz, wie verletzlich er doch gerade war...

Venom- Only you can heal MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt