6. Hogwarts

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Nachdem Hermione und Draco sich aus der Umarmung gelöst hatten, beide rot geworden waren und sich verlegen wieder auf ihre Plätze hatten fallen lassen, schauten sie sich abwechselnd verwirrt an und senkten dann schnell den Kopf, um ja nicht vom jeweils anderen erwischt zu werden.

Draco musste über sein eigenes Verhalten den Kopf schütteln, nahm sein Buch wieder zur Hand und begann, darin weiter zu lesen. Nach 3 Minuten, in denen er diese eine Zeile mindestens zum dreißigsten Mal gelesen hatte und genauso schlau war wie davor, entschied er sich dazu, die restlichen zwei Stunden, die ihm blieben, bis sie in Hogwats ankommen würden, zu verschlafen.

Der Vorteil, wenn Draco schlief, war, dass er sich keine Gedanken über die Leute machen konnte. Er war kein Mensch, der träumte, weder im echten Leben noch methaphorisch gesehen. Der Malfoy hatte lernen müssen, dass das Leben aus Aktion und Reaktion bestand und nicht aus Glückskekssprüchen und so banalen Dingen wie Träumen oder Hoffnungen.

Der Slytherin war überzeugt, dass man nur - wenn man sei Leben selbst in die Hand nahm - zum Ziel kam, dafür bräuchte man aber erstmal ein Solches. Gut, er hatte mit dem Gedanken gespielt, seinen Zauberstab zu zerrbrechen und in die Muggelwelt zu gehen, sich dann aber mit dem Gedanken, dass er dort keine Ahnung hatte, dagegen entschieden.

Nach Hogwats zurückzukehren, war keine leichte Entscheidung gewesen, aber die einzige Möglichkeit so zu leben, wie er es immer wollte. Zudem wollte er sich entschuldigen, nicht bei Potter oder Weasley, soweit würde es noch kommen -eher bei Leuten wie Granger oder Longbottem. Leute die wirklich etwas drauf hatten und sich nicht nur auf andere stützten, gut Potter konnte zaubern, dass musste man dem Idioten mit der Voglnestfrisur ja lassen und Potter hatte bestimmt ein Ziel, dachte der Slytherin bitter. Auch wenn es nur etwas war, wie die Weaslette zu schwängern, seine große Story zu erzählen, nur um irgendwann grau, alt und engstirnig, bewundert und bejubelt in seinem riesen Haus zu sterben.

Der Malfoyspross hätte kotzen können. Warum bekam Potter immer die Dinge, die Draco so sehr versuchte zu bekommen. Potter war sozusagen als Waise aufgewachsen und hatte immer mehr Familie gehabt als Draco, der als Erbe einer Dynastie geboren worden war. Harry hatte tolle Freunde, die zu ihm standen und ihn unterstützten, egal was passierte und er? Er hatte Blaise und das reichte ihm auch, da der Zabini ihn oft mit seiner aufgedrehten Art vor seinen Dämonen rettete, aber der Malfoy hatte lange gebraucht um zu begreifen, dass Blaise sein Freund sein wollte, weil er ihn als Mensch schätzte und nicht sein Geld oder seinen Einfluss. Blaise als auch Draco waren dem Ganzen seit dem Krieg überdrüssig, sie hatten die Schnautze voll. Genau wie von Mädchen, während Draco ewig gebraucht hatte um zu verstehen, dass keines dieser Mädchen ihn wollte, hatte Potter eine Freundin die für ihn brannte und ihn liebte. Der Slytherin hatte nur kurze Liaisons mit ein paar Mädchen gehabt, die nie übers Körperliche hinaus gegangen waren.

Warum er? Warum musste sich alles bündeln und ihn treffen? Hätte er nicht wenigstens er selbst bleiben können um all das zu lernen? Nein, er hatte sich verstellt, falsche Entscheidungen getroffen und im entscheidenden Moment gekniffen. Im letzten Jahr, indem er schnell hatte erwachsen werden müssen, wurde ihm klar, dass diese Entscheidungen, die er getroffen hatte, ihm gewaltig das Bein stelten. Er hatte keine Chance den Beruf, den er eigentlich anstrebte, zu bekommen. Ein Todesser der Heiler wurde? Eher unwahrscheinlich...

Promt wurde er aus seinem Halbschlaf gerissen, als eine warme aber energische Hand ihn an der Schulter wach rüttelte. "Granger... das waren nur 5 Minuten! " Durch halb geöffnete Augen konnte Draco sehen wie Hermione die Augen verdrehte. "Dein Schönheitsschlaf ist unnötig..." Der Slytherin unterbrach sie und murmelte. "Man, ich weiß das ich geil bin, dass brauchst d..." Diesmal schlug die Gryffindor etwas fester zu, was den Malfoy dazu brachte sich kerzengerade aufzusetzen. "Sorry. Aber eigentlich wollte ich sagen ... du siehst einmal scheiße aus Malfoy, da ändern die zwei Stunden Schlaf auch nichts dran."

Gryffindor hin oder her, sie hatte echt die große Klappe.

"Okay Granger, erste Regel, keine Diskusionen mit mir ohne Kaffee!"

Die Brünette schaute ihn ungläubig an. "Wer hat was von Regeln gesagt?! Und jetzt Prinsessin, Klappe halten, Krone richten und lächeln." Hermione ging aufrecht vor. Mit einem gegrummelten "Jaja, du kannst mich mal!" Erhob sich auch der Slyherin und folgte der Brünetten.

Draco und Hermione traten nebeneinander auf den Bahnsteig und ernteten erstmal sämtliche Aufmerksamkeit. Beide ignorierten diese gekonnt und gingen zu den Kutschen, die Gryffindor musste zugeben, dass sie die Thestrahle schon echt gruselig fand. Als dann auch noch einer zu wiehren begann, war es für Hermione vorbei und mit einem kurzen Aufschrei versteckte sie sich peinlicherweise hinter dem Malfoy, der nur lachte. "Was ist denn los Granger?! Die sind doch ganz lieb." Mit diesen Worten ging er auf den immernoch wiehrenden Hengst hin und kraulte ihn zwischen den lederartigen Ohren. Die Granger wusste nicht recht, was sie davon halten sollte. Seit wann war Malfoy auf so gutem Fuß mit magischen Geschöpfen?

"Könntest du dich jetzt bitte von deinem Kuscheltier verabschieden?", fragte die Gryffindor nach ungefähr einer Minute - ihr war kalt und sie war müde. Draco verdrehte die Augen, allerdings so, dass sie es nicht sah.

"Kein Grund zynisch zu werden..." Ergeben ging er auf die Kutschentür zu und hielt, wie es seinen guten Manieren entsprach, die Tür auf. Die Brünette schaute ihn überrascht an, sie war es nicht gewohnt, dass man ihr die Tür aufhielt - eher das sie ihr vor der Nase zugeschlagen wurde.

Nach einer Kutschfahrt, in der jeder seinen eigenen Gedanken folgte und dadurch eine Stille entstand, die Beide nicht störte, da sie doch angenehm war, stiegen sie aus und folgten den Schülermassen in die große Halle. Mit einem Lächeln von Hermione und einem Mundwinkelzucken von Draco's Seite, gingen die beiden zu ihren Häusertischen. Der Gryffindor begegnete vielen bösen und teilweise auch hasserfüllten Blicken.

"Na Granger, das du auf Todesser stehst hätte ich nicht gedacht..." Seamus funkelte sie von der Seite an. Die Granger wollte gerade etwas wirklich gemeines darauf sagen, als sie unterbrochen wurde.

"Klappe Finnigan, lieber Malfoy als du Kotzbrocken! Hermione können wir reden?"

Die großen braunen Augen der jungen Hexe musterten den Weasley abschätzig. "Ronald, ich wüsste nicht worüber... Du hast mir sehr deutlich zu verstehen gegeben, was du von mir denkst!"

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