21. Freunde, oder mehr?

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Hermione schaute immer noch etwas geschockt drein. Sie schüttelte den Kopf, um den respektlosen Auftritt der Familie Weasley aus ihren Gedanken zu verbannen. Einzig Ginny hatte Akzeptanz gezeigt, Bill, Arthur, Percy und Molly hatten mit Abneigung reagiert und George und Charlie hingen in der Schwebe, würden aber wahrscheinlich auch nicht in Freudensprünge ausarten, wenn sie sich das Thema nochmal durch den Kopf gehen lassen würden.

,,Ich finde, er hat es mit Fassung getragen. Meinst du nicht?" Dracos Stimme war nur ein leises Murrmeln, welches fast gänzlich vom kühlen Wind, der über das leere Quidditchfeld zog, verschlungen wurde. Hermione fühlte seine Körperwärme hinter sich und trotz ihres Wintermantels und ihrer Mütze begann sie zu frösteln. Kälte kroch über ihre Finger, über ihre Hände zu ihrem Rücken, auf dem sich ein eisiger Schauer breit machte. ,,Ich weiß nicht recht..." Ihre Zähne klapperten und der Malfoyjunge schaute sie besorgt an. ,,Du wirst mir doch wohl nicht krank werden, oder?"

Fast schon liebevoll zog er seinen Schal aus und wickelte ihn ihr in zwei Runden um den Hals, musste sich dann aber ein Grinsen verkneifen, da die Brünette fast in der grün-silbernen Wolle unterging. ,,Malfoy, erlaube dir keinen Kommentar!" Sie knurrte, vergrub ihr kaltes Gesicht aber trotz allem in seinem Schal. ,,Granger, ein einfaches 'Danke' wäre ausreichend gewesen..." Sie verdrehte ihre schönen braunen Augen.

Schön? Ja, schön. Draco hätte tausend Begriffe für sie finden können. Atemberaubend, schön, herzlich, lieb, süß. Das waren nur einige davon. Draco war ihr vollkommen verfallen, er gruselte sich vor sich selbst. Wenn er sie sah, zogen sich seine Mundwinkel von selbst in ungeahnte Höhen, er wurde rot, wenn sie ihn flüchtig berührte. Bei seinem Hautton war das kein Vorteil, dessen war er sich bewusst. Er konnte ihr in die Augen sehen und sich darin verlieren. Er mochte die Art, wie sie lachte, wie sie sich bewegte, wie sie alles und noch mehr wusste.

Er legte einen Arm um die kleine Brünette, die zitternd neben ihm stand. ,,Also Granger, gehen wir rein, bevor du das Schicksal eines Fischstäbchens teilst." Er schob sie sanft vorwärts und blickte überrascht zu ihr, als sie einen Arm um seine Taille legte und die Hand in seine Tasche schob. Sie schaute zu ihm auf, als er abrupt stehen blieb. Sie wollte ihre Hand gerade zurückziehen, als sie den komischen Ausdruck in seinen Augen sah. Aber dann grinste er, schob seine Hand ebenfalls in die Tasche seines Mantels und schloss seine langen, schlanken Finger um ihre Hand.

Die beiden setzten sich wieder in Bewegung und Hermione fragte sich, was er wohl dachte. Sie wandte ihm leicht den Kopf zu und blickte ihn kurz von der Seite an. Ein Muskel arbeitete an seinem Kiefer, sein Blick war gerade aus gerichtet und so ruhig wie er äußerlich wirkte, so unruhig war er innerlich. Die ehemalige Gryffindor hatte gelernt, dass man bei Draco Malfoy auf die kleinen Dinge achten musste, auf Dinge, die man gern übersah. Die Hexe ließ den Blick zu seinem Hals wandern und sie sah wie eine Vene vergeblich versuchte, den Puls des großen Blonden im Takt zu halten. Zudem übten seine Finger um die ihren immer einen kurzen unruhigen Impuls aus. Eine Angewohnheit, die ihr schon des öfteren aufgefallen war.

Hermione wandte den Blick wieder nach vorn. Sie fand nicht, dass sie sich wie Freunde verhielten. Aber wenn sie keine Freunde waren, was waren sie dann? Bekannte? Nein, dafür verbrachten sie zu viel Zeit miteinander. Beste Freunde? Nein, dafür waren sie sich in manchen Belangen nicht ähnlich genug. Geliebte? Auch das nicht, denn nie waren sie sich so nah gekommen. Auch wenn sich das Hirn des goldenen Trios dies insgeheim wünschte. Die Löwin mochte so vieles an dem Blonden. Die Art wie er verschmitzt grinste, wie er las und seine Augen über das Papier huschten, wie er in der Musik aufging, wie er klug, lustig, liebevoll und süß war. Verdammt! Sie war verliebt, sehr nah am Wahnsinn und sowas von nicht erwidert. Malfoy würde ihr einen Vogel zeigen, um es so zu sagen, wie es ihre Eltern gern gesagt hatten.

,,Du Draco, wir sind Freunde, oder?" Der Malfoyerbe blieb stehen und blickte sie an, seine grau-blauen Augen verdunkelten sich und seine Miene wurde starr. ,,Ich glaube nicht, Granger." Murmelte er und wich ihrem Blick aus.

Hermione schaute zu ihm auf. Wie konnte das sein? Warum hatte immer sie Pech?! Sie konnte ihn nicht auf jene Art haben, wie sie es wollte, aber warum konnte sie noch nicht einmal als paltonische Freundin an seiner Seite sein?

Hermione wandte den Blick ab, als sie bemerkte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. ,,Das ist schade..." Sie bemühte sich um eine möglichst wenig brüchige Stimme, versagte aber auf voller Linie. Ein Schluchzen entwich ihr und ein Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel, die sie tapfer mit ihrem Ärmel fort wischte.

Draco schaute sie erschrocken an, aber sie hielt ihren Blick gesenkt. Die kleine Hexe hatte sich von ihm gelöst und wollte gerade verschwinden, aber er packte sie an der Schulter und drehte sie zu sich.

Hermione ließ sich zurückziehen, aber hielt den Blick weiter gen Boden gerichtet.

Draco legte sanft einen Finger unter Hermiones Kinn und drückte jenes nach oben. Er schaute in ihre glasigen Augen und fühlte sich schlecht. Einfach nur mies.

Sie blickte ihn mit ihren braunen Seelenspiegeln an und Draco konnte Schmerz darin erkennen und er wusste nicht, warum er es tat, aber er tat es. Gut, er wusste verdammt genau warum. Der Slytherin fragte sich nur, warum ausgerechnet jetzt. Er beugte sich zu ihr herunter, legte seine Lippen sanft und nur kurz auf ihre und zog sie zu sich.

Der Eisprinz löste sich von ihr und blickte in ihre geschockten Augen. ,,Granger, ich möchte alles mit dir, aber bloß nicht befreundet sein." Murmelte er und war überrascht als Hermione begann breit zu Grinsen.

Sie warf die Arme um seinen Hals, beugte sich zu ihm und und flüsterte ihm ein ,, Das ließe sich einrichten..." zu, bevor sie ihn küsste.

Und was tat er? Ja, er grinste wie der größte Trottel in den besten Kuss seines Lebens hinein und zog die Gryffindorprinzessin in seinen Armen noch näher.

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