Hermione und Draco hatten noch eine Stunde Zeit bis zum Mittagessen. Danach hatten sie noch Pflege magischer Geschöpfe, was der Blonde belegen musste, da er es nicht hatte abwählen dürfen. Auch Hermione hatte Bedenken, was Hagrid für seinen Unterricht geplant hatte.
,,Was denkst du? Sollen wir in die Bibliothek gehen?'' Durchbrach die Gryffindor diese schräge Stille zwischen ihnen. Sie war nicht unbedingt unangenehm aber trotzdem drückend, irgendwas fehlte den beiden, um diese Stille zu füllen.
Der Blonde, der stumm und ohne so richtig Notiz von ihr zu nehmen neben ihr gelaufen war, zuckte sichtlich zusammen. ,,In die Bibliothek? Ich habe eine bessere Idee...''
Der Slytherin griff nach ihrem Handgelenk und zog sie hinter sich her. Die Brünette bemerkte erst das sie sich im 7. Stock befanden, als Draco sie los ließ. ,,Du weißt schon, dass der Raum der Wünsche abgebrannt ist?'' Zu Ihrer Überraschung grinste er nur. ,,Granger, Granger, dass ich das noch erleben darf. Es ist nur ein Raum zerstört, was soviel heißen soll wie, dass es mindestens noch 1000 Räume gibt, die wir abfackeln können.''Sprachlos schaute sie ihm zu, wie er mit geschlossenen Augen drei Runden vor der Wand drehte. Die Kriegsheldin war sich sicher, sie wäre spätestens nach einer halben Runde gegen die Wand gerannt. Eine elegante, schwarze Tür mit Silberfäden erschien da, wo eben noch kühler, kahler Granit war. Auf den Zügen des Slytherins spiegelte sich ein Grinsen, als er auf die Tür zuging sie öffnete und aufhielt. Hermione hatte sich noch immer nicht aus ihrer Starre befreit.
,, Komm schon Granger...'' Die Gryffindor schüttelte kurz den Kopf und ging dann zur Tür, schaute kurz in dunkelblau-graue Augen und betrat den Raum. Ihr verschlug es den Atem, sie befand sich in einem Raum mit dunklem Teppich, mintfarbenen Wänden und hellem Möbel. Die linke Seite des Raumes wurde von einem riesigen und überfüllten Bücherregal gesäumt, im Kamin ihr gegenüber knisterte ein Feuer und keinen Meter vor ihr stand ein kleiner Coutchtisch, der unter der Fülle von Büchern und Pergamenten zusammen zu brechen drohte. Links von dem Tischchen stand ein crémefarbenes Sofa mit grünen Dekorkissen, diesem gegenüber ein passender Sessel.
Begeistert drehte sie sich um und stieß fast gegen den Blonden, der sie von oben herab angrinste. Sofort lief sie tiefrot an und trat einen Schritt nach hinten nur um sich zu räuspern und den Blick erneut durch den Raum gleiten zu lassen. Ihre braunen Augen blieben an einer der Bücherreihen hängen ein alter, abgenutzter Einband eines dicken Buches ließ sie Lächeln. Die Sage der Schattenläufer, es war ein anspruchsvoller Roman in alter Sprache formuliert und mit Einschüben kurzer Textpassagen nur aus Runen. Sie nahm den Band, der sehr nach einer Erstausgabe aussah heraus und strich mit den Fingern über das alte Cover aus verblichenen Leinen.
Sie drehte sich zu Malfoy um und wollte diesen fragen, ob sie das Buch lesen dürfte. Der Blonde hingegen saß unterdessen bereits auf der Couch, die Augen geschlossen und die Arme lässig hinter dem Kopf verschränkt. Hermione wurde klar, dass sie ihn nie so entspannt gesehen hatte. Draco Malfoy jagte sein Leben lang einem Ziel nach, was nicht sein eigenes war. Der Slytherinjunge, den sie früher so ätzend fand, hatte nie die Zeit gehabt er selbst zu sein. Sie konnte es sich nicht vorstellen wie es war seinen Eltern gefallen zu wollen und mit Füßen getreten zu werden. Ihr wurde klar, dass Draco auf die härteste Art hatte lernen müssen, dass seinem Vater die Anerkennung gewisser Kreise von größerer Wichtigkeit schien, als das Leben seines Sohnes. In ihr zog sich alles zusammen und der Hass auf Lucius Malfoy flammte mit ungeahnter Stärke in ihr auf.
,, Granger, warum zum Teufel starrst du mich an, als wäre ich eine seltene Hippogreifart? " Er sagte das so nonchalant und aus dem Nichts, dass die brünnete Gryffindor zusammenzuckte. Wie konnte er gesehen haben, dass sie ihn anstarrte? Er hatte die Augen geschlossen und saß so da wie davor. ,, Überschätze dich nicht so! Nicht jedes Mädchen in Hogwarts fährt auf dich ab." Der Blonde grinste nur frech , als sich Hermione neben ihn fallen ließ. ,, Kleine Gryffindorprinzessin, du hast eben immer noch nicht gelernt wann man besser den Mund hält. " Hermione schaute ihn empört an und schlug ihn mit dem Buch fest auf dem Oberarm und knurrte. ,, Wage es nicht..." Draco blieb unbeeindruckt sitzen. ,, Straf mich Lügen, wenn ich etwas falsches gesagt habe. " Ein warmes Lächeln legte sich trotz seiner neckenden Worte auf seine Aristokratenmiene. ,, Ich bin keine Prinzessin. " Auch die kluge Brünnete musste grinsen.
Sie wandte den Blick ab und schaute auf den überfüllten Tisch. Die meisten Dokumente waren mit verschnirkelter, großer, ordentlicher Schrift beschrieben. Ihr fiel auf, dass jeder Absatz mit einem größeren, geschwungenerem Buchstaben began und obwohl das Pergament unliniert war, verrutschten die Zeilen um keinen Millimeter. Hermione überflog die Überschriften <Zutaten und deren Wirkung in Tränken>, < Zaubertränke -früher & heute-> und < Zaubertränke in der Medizin>. Die Brünette schnappte sich die Sammlung von Draco's Notizen über <Zaubertränke -früher & heute->. Alles an dem Fließtext, der über mindestens 8 Seiten ging war detailliert, informativ und mit so viel Wissen und Herzblut geschrieben worden, dass Hermione verstand das der Blonde nie im Unterricht von Snape bevorzugt worden war. Sein Wissen war erstaunlich und alles was er wusste- zum Hermoines Schande, mehr als sie-, wendete er an. Er schrieb in allen Einzelheiten darüber warum heute meist auf hochgiftige Zutaten verzichtet wurde, warum schwarzmagische Substanzen problematisch waren und warum mache von ihnen unersetzlich waren. Die Gryffindor zog alles was sie las, wie ein Schwamm in sich auf.
Als sie sich durch zehn Seiten gelesen hatte, bei denen die erste Zeile genauso spannend gewesen war wie die letzte ließ ein Räuspern sie ausschauen. ,, Granger, was bei Merlin tust du da?! '' Fragte der Slytherin sie entrüstet, er hatte sich gerade hingesetzt und beobachtete jede ihrer Bewegungen. ,, Man Malfoy! Das ist brillant! Das ist alles sorgfältig durchdacht, du hast jedes Details eingebracht und einen Text geschrieben der eins zu eins aus einem Lehrbuch stammen könnte. Du hast ein Talent für dieses ganze Zaubertrankgedöns...'' Mit vor Begeisterung strahlendem Blick schaute sie zu ihm auf. Grau-blau traf ein helles braun. Wie schon mehrmals in den vergangenen Tagen blieben ihre Blick aneinander hängen. Draco war sich nicht sicher wie lange sie sich so schräg anstarrten, aber er wusste, würde er was auch immer es war, was ihn zu ihr zog nachgeben, würde es sie beide in Schwierigkeiten bringen, da war er sich sicher. Verdammt Draco, reiß dich am Riemen! Schalte er sich selbst und riss seinen Blick mit einem Räuspern äußerst widerwillig los. Wie konnten Augen so verdammt braun sein?!
,, Ähm... vielleicht sollten wir Mittagessen gehen.'' Murmelte Hermione. Der leichte Rotschimmer auf ihren Wangen entging Draco keineswegs, ein Grinsen was die Gryffindor nicht mehr sah schlich sich auf seine Lippen.
Vielleicht sollte er das nächste Mal, wenn sich ihm erneut eine solche Chance bot die Initiative ergreifen. Denn eines wurde ihm in diesem Moment bewusst, die leichte Röte auf ihren Wangen wollte er öfters sehen.
Mit dieser Erkenntnis im Gepäck joggte er ihr hinterher, um mit ihr in die große Halle zu gehen.
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Your heart guides you on all ways
Hayran Kurgu,,Wir alle haben eine Geschichte, Geheimnisse und eine Maske, die wir mit uns tragen. Manchmal sind diese Geschichten schmerzhaft, kräftezehrend und geben uns ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Unsere Geheimnisse machen uns Angst, zeigen unsere schl...