S I X T E E N >>

131 10 14
                                    

- Blue -

Mit dem Boot nach Kawakii benötigten wir ungefähr eine halbe Stunde. Doch diese kam mir wie sechs vor. Die Insel machte einen unheimlichen Eindruck auf mich. Keine Vögel sangen, nur das Rauschen von Wasser war zu hören. Die Sonne wurde von dicken Wolken verborgen gehalten. Es lag eine bedrückte Stimmung über der Insel, doch das bildete ich mir sehr wahrscheinlich nur ein. Wir verliessen das Boot und zogen es auf den Strand. Unsicher, was als nächstes zu tun war, sahen wir Ava an. Schliesslich war sie schon mal wegen No hier gewesen. Diese seufzte laut, man sah ihr an, dass es ihr unwohl war, hierher zu kommen. ,, Folgt mir." Also betraten wir den tropischen Wald und folgten Ave. Unser Weg führte immer an einen kleinen Fluss entlang, dessen wasser nicht klarer als ein Supf war. ,, Bilde ich mir das nur ein, oder gehen wir Berg aufwärts?", fragte ich, da es immer steiler wurde. Doch antworten musste mir niemand mehr, denn wir waren auf einer Art Berg angekommen. Das, was einst ein Fluss gewesen war, wurde hier zu einem grossen Wasserfall. Ein paar grosse Steine ragten aus dem wasser, von denen man vom Ufer aus problemlos hätte draufspringen können. Würde man von da aus ins wasser fallen, wäre dies das letzte was man tat. ,, Da ist er.", flüsterte Ava. Zuerst konnte ich Noah nicht entdecken, doch als ich mich neben sie stellte, sah ich ihn. Er stand auf einem der grössten Felen im Wasser und hatte seine Augen geschlossen. Er sah aus, als würde er das gefühl geniessen, an der Spitze der Welt zu stehen. Seine Mundwinkel hatte er friedvoll nach oben gezogen. ,, Was tut er da?", fragte Jack verwirrt. Als No seine Arme ausbreitete und einen Schritt auf den Abgrund zumachte, ging uns allen ein Licht auf. ,, NOAH!", schrie Newt. Erschrocken stolperte der angesprochene und landete zum Glück nur auf seinem Hintern. Mit angsterfüllten Augen starrte er uns an. ,, Was macht ihr hier?!", schrie er, um das getose des Wasserfalles zu übertönen. Sein Blick fiel auf Jesse, der ihn bis jetzt nur geschckt anstarrte. ,, Was macht er hier?!" Alle Blicke lagen auf Jesse. ,, Noah... es tut mir leid, was ich zu dir gesagt habe...", sagte er verunsichert. Noah lachte nur auf. James erhob das Wort. ,, Warum wolltest du das tun, No? Wie kannst du uns das antun? Dir?" Noah sah zu Boden. Er zögerte. ,, Weil es wieder passiert ist. Er... Er ist in mir drinn. Unser Bruder ist in mir drinn. Und ich kann nicht länger ein Gefängnis für ihn ein." Bruder? ,, Noah, was für ein Bruder?!", fragte ich laut. Das war der Moment, in dem Noah Adams wieder zu dem Tennager wurde, der er einmal war. Zerbrechlich, verletzt, gebrochen. Tränen flossen ihm unaufhaltsam aus den Augen, seine Hände zitterten. ,, Joshua. Genau wie er, ist er in mir gefangen. Ich... Er war plötzlich da. Er kann nicht länger in mir bleiben... er hat noch sein ganzes Leben vor sich... er ist doch erst zwölf!", schluchzte er. Erst da realisierte ich, was Noah uns eigentlich sagen wollte. Eine weitere multiple Persönlichkeit übernahm seinen Körper... Und er wollte für diesen Joshua dasselbe machen, was er für James und mich getan hatte; sich umbringen. Ava, Jack, Isla, James und mir flossen Tränen über die Wangen. Die heissen Tränen brannten sich in meine Haut ein, als Mal des schmerzes. ,, Nein... Noah...", schluchzte ich.
,, Leute... Ich kann das einfach nicht mehr länger! Ich kann keine Hürde in Joshs Leben mehr sein. Könnt ihr mir etwas etwas versprechen?", fragte er uns. Sein gesamter Körper zitterte. Langsam nickte ich, hätte ich meinen Mund auch nur halb aufgemacht, so wäre ich einem heulkrampf verfallen. ,, Wenn ich... Wenn ich tot bin und Joshua hier erscheint... Gebt nicht ihm die Schuld. ", dabei fixierte er James mit seinen Augen. ,, Denn euch hat ja auch niemand verurteilt." Eine Weile lang war es still. Alle schienen den Atem anzuhalten. Bis Jesse das Wort erhob. Seine Stimme wurde immer wieder von lauten schluchzern unterbrochen. ,, Bitte... No, ich... ich liebe dich doch!", schrie er
schon fast. Doch ich wusste, dass Noahs Entscheidung feststand. Er würde Heute sterben und nie wieder aufwachen. Auf seinem Gesicht bildete sich ein seeliges Lächeln. ,, Ich dich auch, Jesse, ich dich auch. Wisst ihr, ich bin froh dass ich hier mit euch in den Himmel gehen kann. Mit meinen Freunden.", mit seinen Augen fixierte er jeden von uns und sprühte dabei schon fast unmenschlich viel Liebe aus. ,, Danke für alles, was ihr mit mir durchgemacht habt. Ich liebe euch. Und denkt immer daran, auch nach meinem Tot; es wird immer jemanden geben, der euch liebt und an euch glaubt. Manchmal bleibt er dir einfach verborgen." Seine Worte brannten sich in mich hinein. Ich hörte sie zwar nur ein Mal, doch vergessen tat ich sie nie wieder. Dann tat er es. Mit einem Noah - Lächeln auf den Lippen und den Tränen auf der Wange, sprang er leichtfüssig und elegant, wie Peter Pan, dem Tod entgegen. James schrie, Isla klammerte sich an ihm fest. Jesse lag weinend auf dem Boden. Ava und Newt stützten sich gegenseitig. Jack stand nur da und liessen seinen Tränen freien lauf. Und ich? Ich sah in den Himmel. Da oben war Noah jetzt. Und er hatte es gut da. Als ich da hinaufschaute, mit Tränen, welche mir unaufhaltsam aus den Augen flossen, schoben sich die Wolken von der Sonne. ,, Hi Noie.", flüsterte ich. ,, Nein... Das darf dich nicht wahr sein! NEIN!", schrie James. Mein Blick glitt zu dem Felsen, von dem Noah aus in den Tod gesprungen war. Doch da war nichts. Kein Joshua. Kein Junge. Niemand, für den No gestorben war. Heulend sank ich auf die Knie und presste mir meine Hände aufs Gesicht. Dieser Schmerz... Dieser unerträgliche Schmerz, wann hörte er endlich auf? Sagt mir... werden wir irgendwann Frieden finden?

Words: 960

Oh Gott... es kommt mir wie Gestern vor, als ich Faces beendete. Der Prolog und die Danksagung folgen ❤❤

BrothersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt