8. Teil

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Am nächsten Morgen stand ich nur zögerlich auf. Doch ich musste in die Schule und allen beweisen, dass es mir gut geht. Wie sollte ich das besser tun? Nachdem ich mich angezogen hatte, ging ich nach draußen. Es war sehr kalt und beim Atmen bildeten sich kleine Wölkchen vor mir. Endlich hatte ich mal wieder das Gefühl frei atmen zu können. Es fühlte sich toll an. Doch dieses Gefühl verflog, als ich das Schulgebäude betrat. Sofort wurde mir mulmig zumute. Aus unserem Raum waren schon Stimmen zu hören. So leise wie möglich öffnete ich die Türe, lief so schnell es ging auf mein Platz und setzte mich. Kaum war ich gesessen, ging es schon wieder los. Die bösen Kommentare prasselten auf mich ein. Ich hörte gar nicht richtig hin, es war viel zu gewohnt. Erst als die Lehrerin kam, wurde es still im Raum. In der zweiten Pause ging ich ins Bad, meine Hände waren total verklebt und ich musste sie waschen. Komisch, niemand war da. Doch wie auf Kommando öffnete sich die Türe und Monica stand da. Diesmal alleine. „Hey Schlampe. Was war denn gestern los?" Sie klimperte mit ihren langen Wimpern und faltete ihre Hände zusammen. Was eine falsche Schlange! Doch das zu sagen, traute ich mich natürlich nicht. „Ich rede mit dir." Jetzt wurde sie wieder wütend. „Ich weiß", antwortete ich leise. „Aha", war die einzige Antwort von ihr und da packte sie mich auch schon an beiden Handgelenken. Ich zuckte zusammen, so weh wie das tat. Doch das war nur ein Indiz für sie, weiterzumachen. Und noch viel stärker zu drücken. Ich versuchte mich zu wehren, doch ich hatte kein Chance. Erst bei dem Klingeln ließ sie von mir ab. Ich blieb im Bad und schwänzte die letzten beiden Stunden.
Daheim war nur Paul auf den ersten Blick zu sehen. Er begrüßte mich und erzählte etwas, doch ich hörte ihm gar nicht erst zu. Ich war in meiner eigenen Gedankenwelt. „Lou? Was ist los?" Kam es von Paul. Er schien es also doch zu merken. „Nichts." Es war nur ein kleiner Hauch meiner Stimme. Ich zog meine Jacke aus, stellte meine Tasche ab und setzte mich zu ihm an den Tisch. Ich hatte nichts zutun. Auf Hausaufgaben hatte ich keine Lust, konzentrieren konnte ich mich eh nicht. Als ich nach meinem Wasserglas griff, zog Paul scharf die Luft ein. Ich schaute ihn nur komisch an. Er griff nach meinem Arm und dann verstand ich. An meinen Handgelenken hatten sich Hämatome gebildet, das hatte ich noch nicht gesehen. „Was ist da passiert?" Fragte er ganz direkt. „Ich weiß es nicht." Ich zuckte mit den Schultern. „Hat dir das jemand angetan?" Ich kam gar nicht erst darauf zu antworten, denn schon stand Alex in der Türe. „Was ist los?" Fragte er und sah uns beide abwechselnd an. „Das kannst du sie mal fragen. Hier, schau dir ihr Handgelenk an." Paul winkte Alex zu uns. Dieser zögerte gar nicht erst. „Das ist nichts, wirklich." Versuchte ich es, doch keiner der beiden ging drauf ein. Alex nahm sofort meinen anderen Arm und auch da war ein blaues Hämatom. „Da hat dich doch jemand festgehalten!" Alex wurde ernst. Paul nickte. „Du hattest schon einmal ein Hämatom und jetzt das und gestern wolltest du nicht zur Schule. Was ist passiert? Du musst mit uns reden. Wir können dir helfen!" Alex musterte mich. „Niemand kann das." Ich riss meine Arme aus ihren Händen und ging ins Bad. Dort nahm ich eine frische Klinge und zog sie über meinen Arm. Es fühlte sich einfach zu gut an. Wie könnte ich jemals damit aufhören?

Man liest sich im nächsten Teil <3

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