Die Anderen, bis auf Maxi welcher nicht mitkam, waren an einem Verschlag angekommen, welcher stark von Pflanzen zugewachsen war. Markus ging voran, in eben diesen hinein, gefolgt von den anderen. Als letztes betrat ich den kleinen Raum. Es war stockdunkel in diesem Raum, alles was wir sehen konnten, war wegen des einfallenden Sonnenlichtes durch die Tür. Es war, als ob jemand diesen Ort verbergen wollte. Vermutlich war die Tür nicht umsonst versperrt, auch wenn Markus diese aufbekommen hatte. "Wer hat denn hier drin gehaust?" In dem spärlichen Licht konnte ich so gerade eben sehen, wie Joschka sein Gesicht verzog. "Bestimmt dieser Kojote", Rabans Stimme war gesenkt, als ob er das Schlimmste erwartete. Zugegeben, dass taten wir alle.
"Nein!", eine weibliche Stimme riss unsere Aufmerksamkeit in eine dunkle Ecke. "Das war Jaromirs Haus" Klette saß in der Ecke und sah uns ernst an, sie griff neben sich und betätigte irgendeinen Schalter, woraufhin das Licht ansprang. Doch wir sahen nur zu ihr. Woher kam die nur immer? "Ich habs doch gesagt... Mich wird man nicht los", ein leichtes Lächeln zierte sie, ehe sie wieder dem Ernst verfiel. Sie wirkte genauso ernst, wie in der Nacht. "Genauso wie das!", fuhr sie fort und sah an die Wand. Nun im Licht konnten wir den Raum betrachten. Und wo sie irgendetwas in diesem Raum ansprach, begannen wir unsere Aufmerksamkeit darauf zu richten. Die Wand wurde von einer riesigen Darstellung von Erik und anscheinend Jaromir geschmückt. Die beiden standen darauf neben einander und Erik strahlte, als ob er gerade etwas gewonnen hätte. Jaromir daneben lächelte nur bescheiden.
An der Wand daneben waren Regalen, welche von Pokalen übersäht waren. Auch wenn alles mit Staub, Spinnweben und schon Pflanzen überragt wurde, so schienen sie dennoch matt zu glänzen. Ein Pokal stand neben dem anderen und es war kein Platz mehr zu sehen. Etwas staunend ließ ich meinen Blick darüber wandern. "Jetzt wisst ihr warum ihr gewonnen habt", Klette setzte erneut an, "Ohne Jaromir waren wir alle nur halb so viel wert!" Sie selbst ließ ihren Blick ebenfalls über die Pokale und den Raum schweifen. Nun erst viel mir auf, dass neben den Pokalen und dem Bild gefühlt tausende Zeitungsberichte und Fotos im ganzen Zimmer hangen. "Und trotzdem hat er gegen die Silberlichten verloren", sprach Raban verwundert und betrachtete einen Bericht."Da bin ich mir gar nicht so sicher!" Markus lenkte meine Aufmerksamkeit auf ihn. Was er sagte machte irgendwo Sinn, doch gleichzeitig war es unrealistisch. "Ich glaub Jaromir hat gegen Erik gekämpft", fuhr er fort. "Wie bitte?", Nerv sah zu Markus als ob er gerade von Einhörnern gesprochen hätte. Doch dieser ging nicht darauf ein, sondern erweiterte seine Theorie: "Habt ihr euch schon mal gefragt, wie sich Marlon so fühlt?" Während er sprach wanderte sein Blick von einem zum anderen. "Ich meine, er ist der Ältere... Genauso wie Jaromir" "Und trotzdem ist sein jüngerer Bruder der Boss", machte Klette weiter, "Er steht im Rampenlicht, erntet den Rum" "Und Jaromir kriegt nur die Brotklumpen ab" "Genauso wie Marlon" Klette und Markus sahen sich wissend an.
"Erik und sein Bruder erobern Ragnarök" "Erik und sein Bruder sind die Besten" "Eriks Bruder der Torschützenkönig" Raban und Joschka lasen aus den Zeitungsberichten vor, welche überall an der Wand hingen. Und nun machte es auch für mich Sinn. Jaromir und Marlon hatten keine Lust mehr, nur der Bruder zu sein. Sie wollten sie selbst sein! "Aber dann kommt Horizon", Klette sah zu uns, als würde sie über den Tod sprechen, "Jaromir verliebt sich in sie, genauso wie Marlon! Doch Erik gönnt es ihm nicht" "Genauso wie Leon!", vollendete Markus sie. Ich sah nur stumm zu ihm. "Quatsch!", fuhr Nerv ihn an, "Leon ist mit Vanessa zusammen! Er will Marlon helfen" Auch wenn seine Stimme sicher klingen sollte, so wirkte er, als wolle er sich selbst überzeugen."Seid ihr euch da sicher?", Klette blickte uns alle der Reihe nach an. "Nein! Klette hat Recht", stimmte Markus ihr zu, "Leon will nie verlieren. Er will nie der Zweite sein" "Und er hat sich verknallt! Beim hinterhältigen Steppenwolf! Leon und Marlon sind Feinde!" "Du lügst", Nerv versuchte weiter zu protestieren, doch ging ihm dabei die Stimme aus. "Das kann nicht wahr sein" "Leon und Marlon sie...", begannen Raban und Joschka, auch wenn sie keine Gründe dagegen fanden. "Verdammt es stimmt!", langsam verlor ich die Geduld, "Wenn wir mal ehrlich sind: Niemand will nur der Teil von jemanden sein. Joschka sei ehrlich, wolltest du damals besser sein als Juli? Wolltest du dich beweisen?" Ich blickte ihn auffordernd an, doch statt zu antworten, senkte er seinen Kopf als Bestätigung. "Leon weiß genau, dass Marlon in seinem Schatten steht. Er ist es gewohnt überall der Beste zu sein. Keine Ahnung, ob er mitgefahren ist, weil er Horizon wirklich nur als Herausforderung sieht. Aber wenn es darauf ankommt, werden die Beiden sich gegeneinander entscheiden. Denn Leon würde es nie verkraften, hinter Marlon zu stehen. Und Marlon will sich endlich beweisen" Nun waren alle stumm und sahen zu mir. Ich hatte mich mal wieder in Rage geredet und merkte nun, wie mein Kopf glühte. Auch wenn ich nicht geschrien hatte, ich meine Wut unterdrücken wollte, spürte ich diese nun. Ich spürte, wie eine Wut auf alles in mir hochkam.
Ich zuckte leicht, als sich ein Arm um meine Hüfte legte. Doch sofort entspannte ich mich wieder, als ich in Markus Augen sah. Anstatt darauf einzugehen, verließ ich jedoch den Raum und trat wieder an die Luft.
Langsam setzte ich mich an die Feuerstelle und nahm mein Kopf in die Hände. Das durfte nicht wahr sein! Ich fühlte mich, als wäre ich eine tickende Zeitbombe. Als würde ich jederzeit explodieren können. In mir drin tobte es. Ich wollte nicht, dass sich irgendetwas änderte. Ich wollte wieder zurück. Zurück in Markus Werkstatt, wo wir uns täglich alle trafen. Wo unsere größte Sorge Nervs Mutter ist, oder wie ich mich an Michi vorbei schleichen kann. Doch nun fühlte ich mich, als ob wir alles verloren hätten. Als ob wir uns verloren hätten.
Und genau das wollte ich eigentlich nicht akzeptieren. Wir hatten uns schon einmal verloren und niemand war wirklich glücklich in der Zeit. Doch wenn wir nun nach Hause kehren, würden wir genau dort wieder stehen. Alleine, ohne dass wir einander beachten. Meine Wut galt genau diesem Gefühl. Dem Gefühl der Einsamkeit, welches mich wieder einnehmen wollte.
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Ella- Im Auge des Sturms
FanfictionDie Kerle sind nach langem wieder vereint. Doch was wäre ein Sommer ohne Gefahren. Wie schon so oft, hängt die Mannschaft an einem Abenteuer. Doch diesmal ist es anders. Denn wir sind erwachsen geworden. Und mit dem Erwachsen sein, kommen auch ander...