Eine andere Welt

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Markus stand auf und ging auf das Tor zu. Nun wussten wir auch warum keiner dort rein durfte. Er drückte das Tor auf und gab somit den Blick auf das Innere frei. Und das war atemberaubend. Überall standen Maschinen. Sofort rannte jeder auf eine zu. Ich blieb neben Markus stehen und sprach immer noch staunen: "Du bist ja doch für etwas zu gebrauchen" Grinsend legte er einen Arm um mich und schob mich zu einem der Motorräder: "Stell dir vor. Ich bin nicht nur im Tor zu gebrauchen" "Ist aber schwer zu glauben", sprach ich ebenso grinsend. Ich ließ mich aus seinem Arm befreien und lief auf die Maschine zu, welche prächtig wirkte, so wie sie im Licht schien. "Aber Markus, da fehlt doch noch eins", sprach Nerv aus. Ich hatte das noch nicht mal bemerkt, doch als er es ansprach fiel es mir auch auf, es war tatsächlich ein Motorrad zu wenig da. Auch wenn ich gerne wissen wollte, wie Nerv mit seiner Größe auf einem aussehen würde. "Ich weiß", antwortete Markus, "Du bist zu klein" Das war eindeutig was anderes als Nerv hören wollte. Er sah erschrocken, enttäuscht und sauer zugleich Markus hinterher. Dieser lief durch die Halle auf ein Stofffetzen zu. "Wie bitte?" Nerv lief Markus nach, in der Hoffnung es würde was bringen. "Du bist zu klein für die Motorräder" "Aber..." Doch Nerv wurde direkt wieder von Markus unterbrochen: "Es tut mir leid aber... Du fährst mit dem" Damit zog er das Stück Stoff weg und entblößte ein Kart, welches nun ebenso im Licht glänzte wie die Motorräder. Stolz und erstaunt blickte sich Nerv um. Das war für ihn vermutlich sogar noch besser als ein Motorrad. "Das haben Raban und ich gebaut", meinte Joschka lächelnd. "Und das, sollte ihr tragen" Raban legte irgendein Schalter um und es war auf einmal alles zu überwältigend. Von oben kamen schwarze Anzüge und Helme herunter und blieben vor jeden von uns in der Luft hängen. "Gefallen sie euch?", fragte Raban auch wenn keine Antwort nötig war. Unser Erstaunen war Antwort genug. "Dann geht es jetzt los!", sprach Leon, welcher mit Marlon im Tor stand. Ohne zu zögern zogen wir uns unsere schwarzen Umhänge an, schoben die Motorräder raus und packten unsere Sachen auf diese. Wir mussten nur noch die Helme holen und waren dann startbereit. 

Als wir die Maschinen bestiegen, überkam mich ein Gefühl von Freiheit, welches ich so stark selten gespürt hatte. Es fühlte sich an, als würden wir in eine andere Welt fahren. Und diese  Welt schien nur auf uns zu warten. Wir waren bereit ihr gegenüber zu treten, egal was kommen würde. Wir wussten es würde nicht einfach werden, aber es war zu schaffen. Zuvor hatten wir uns über die Wölfe informiert, sie waren anscheinend gut. Verdammt gut sogar. Sie hatten den Freestyle-Soccer-Contest schon 4 mal gewonnen und wir wussten, sie würden alles daran setzten, ihn ein fünftes Mal zu gewinnen. Doch wir wollten auch gewinnen. Mit der Zeit hatten wir genug Spiele gehabt, wodurch uns das bevorstehende nicht aus der Ruhe bringen konnte. Viel mehr waren wir innerlich vorbereitet auf alles was kommen konnte. 

Wir fuhren eine gefühlte Ewigkeit durch den Wald. Fast an den uns bekannten Rand der Welt. Ragnarök war weiter weg, als alles zuvor. Doch nun mussten wir nicht, wie zu Fabi, mit dem Fahrrad und fast ohne Kraft fahren. Wir ließen die Motoren zwischendurch aufheulen, machten kleine Rennen und spürte den kühlen Fahrtwind um uns. 

Kurz vor der Abenddämmerung kamen wir endlich an. Leon blieb stehen und hob seine Hand als Zeichen, dass wir ebenso stehen sollten. Wir standen auf einer kleinen Lichtung. Vor uns schien ein Tor aus dem Nichts in die Höhe zu ragen. Etwas ehrfürchtig blickten wir zu diesem hinauf. Doch auch mit Verwunderung. Es war so still hier, als könne man meinen, Ragnarök wäre verlassen. Das passte irgendwie nicht hierzu. Unsere Blicke schweiften über die Mauern, in der Hoffnung irgendetwas finden zu können, was uns weiter hilft. Doch dort war nichts. Nicht mal ein kleines bisschen, was uns weiter helfen konnte. "Die schlafen ja alle!", stellte Marlon etwas belustigt fest, "Die sind schon im Bett" "Dann wecken wir sie halt wieder auf!", man hörte das Grinsen in Leons Stimme. "Nerv?" Leon sah zu diesem und man merkte die Freude bei Nerv, dass er seinem Schicksal gerecht werden dürfte. Er schob eine Kassette in den Rekorder an seinem Kart, drehte an ein paar Knöpfen, um die Lautsprecher anzumachen und sprach dabei: "Es tut mir leid, ihr kleinen Putzewölfchen, aber das ist mein Schicksal" Aus den Lautsprechern ertönte ein lautes Hupen, für uns war das ein Zeichen. Wir konnten weiter zum Tor fahren. Doch allzu weit kamen wir nicht. Kurz nachdem wir richtig los gefahren waren, stiegen riesige Skelett Puppen in die Luft. Vor Schreck machte Nerv die Lautsprecher aus. Vor uns hörte ich nur ein "Jetzt" und die Wölfe kamen über die Mauer und hielten Pfeile auf uns gerichtet. Neben dem Tor kamen zwei Kanonen ähnliche Dinger hervor. "Das sind Stinkbomben-Werfer", ertönte eine weibliche Stimme hinter dem Ding. "Und Silberfischmörser", rief ein Typ mit Pfeil. Das Mädchen neben ihm machte weiter: "Die kleinen Tierchen schlecken sich schon ihre glitschigen Mäuler" 

"Er untertreibt!" Raban sah durch irgendein selbstgebautes Gerät welches er selbst als Röntgen bezeichnete. Es sollte angeblich durch alle festen Materialien, Metalle, Holz und sowas, sehen können. "Sie haben Silberfische mit Asseln und Kakerlaken gemischt" Raban klang als ob es was besseres wäre. Aber ich wollte eigentlich beides nicht auf mir haben. "Krumpelkrautrüben, dafür bin ich zu alt", sprach Marlon das aus, was wir alle dachten. Andere mit seltsamen Gemisch zu beschießen, hatten wir nur gegen meinen Bruder gemacht. Ok auch gegen die Biester, aber das war was anderes! Das hatten wir nur gemacht, weil sie die anderen gefangen hatten. Doch mittlerweile war es nur noch Kinderkram sich so zu wehren, zumindest wussten wir nun, worauf wir uns eingelassen hatten. "Und ich erst", reagierte Leon auf Marlon und holte mich wieder aus den Gedanken über die Kindersachen. Er fuhr ein Stück vor und nahm seinen Helm ab. Marlon tat es ihm gleich. "Hallo Erik!", fing Leon an, "Ich bin es, Leon der Slalomdrippler" "Und ich bin Marlon, sein Bruder, die Nummer 10" "Wir sind gekommen um Fußball zu spielen" "Doch wenn ihr euch weiter vor Angst ins Hemd macht, drehen wir auf der Stelle sofort wieder um" Ich hatte zwar nicht die meiste Ahnung von Ansprachen halten, ich kannte es nur sie zu hören, aber ich wusste das Marlons Worte nicht gerade angsteinflößend waren. 

Wir nahem unsere Helme ab und beobachteten das Gespräch vor uns. "Habt ihr das alle gehört?", ein kleines Mädchen sprang neben Erik auf und sah grinsend zu uns hinunter, "Die Wilden Kerle ziehen den Schwanz ein! "Die Wölfe verfielen ebenso ins Grinsen. Uns machte es nichts aus, wir waren es gewohnt verspottet zu werden, davon hatten wir schon genug gehört. Nur Nerv war noch nicht lang genug dabei. Er sprang auf hielt einen Ball in seinen Händen uns schrie: "Sag das noch mal und ich verspreche dir, ich zeig dir den Seitfall-Flugvolley-Dampfhammerbooster" "Na dann bleibt uns ja nichts anderes übrig", Eriks Grinsen sah man bis zu uns," Öffnet das Tor!"

Ella- Im Auge des SturmsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt