Der typische Aufreißer

245 13 2
                                    

Ratlos betrachtete ich lange das Handy in meiner Hand. Die ganze Zeit fragte ich mich, ob ich es ihm gleich bringen sollte oder doch lieber erst morgen. Sicher vermisste er es bereits fürchterlich, denn schließlich brauchte er es, um mit seinen Tussen schreiben zu können. Doch warum sollte ich mir da jetzt die Mühe machen, ihm sein Handy hinterherzuschleppen? Sollte er es doch selbst holen kommen.

Also widmete ich mich wieder meinen vorliegenden Mathehausaufgaben. Doch so sehr ich es auch wollte, konnte ich mich nicht auf diese nervigen Aufgaben konzentrieren. Mit meinem Kugelschreiber kreiste ich gedankenverloren über das Papier und mein Blick fiel wieder auf das Handy.

Ach was soll's, eigentlich hatte ich ja eh nichts zu tun. (Außer natürlich der Mathehausaufgaben, aber ein wenig Abstand zu ihnen konnte nicht schaden.)

Aus meiner Tasche kramte ich die Liste der Klasse mit all den wichtigen Daten. Zum Glück hatten wir sie gleich heute auf den neuesten Stand gebracht. Schnell überflog ich die Namen, bis ich an Williams hängen blieb. Third Avenue, 1023.

Also packte ich schnell mein Zeug zusammen und verließ dann das Haus, ehe ich schnell auf mein Fahrrad sprang und los radelte. Knapp eine Viertelstunde und gefühlte Tausende von Ampeln später kam ich windzersaust vor Williams Haustür an. Ich lehnte mein Rad an die Hauswand und marschierte zur Tür. Mit meinem Finger fuhr ich über die Namen auf den Klingelschildern, bis ich Thompson relativ weit unten entdeckte.

Kräftig drückte ich einmal auf den Knopf und wartete. Zitternd und irgendwie verloren stand ich da und wartete vergeblich auf eine Reaktion. Ein weiteres Mal versuchte ich es. Diesmal etwas ausdauernder.

"Ja, hallo?", erklang es gehetzt aus der Gegensprechanlage.

"Ja, hey, ich bin's. Amy", grüßte ich.

Ein dumpfes Stöhnen erklang und gleich darauf folgte das Summen der Haustür. Also stapfte ich die Stufen hinauf, bis ich William an einer offenen Tür lehnen sah. Oberkörperfrei und das braune Haar verwuschelt. Seine braunen Augen blitzten mich giftig an.

"Was willst du?"

"Na, ich bin hier, weil du...dein Handy...also ich wollte nur-", stotterte ich plötzlich und wusste selbst nicht, was mit mir los war.

"Jetzt gib es mir doch einfach!", fuhr er mich genervt an.

Mit hochrotem Kopf kramte ich in meiner Tasche, während ich aus dem Hintergrund eine hohe Frauenstimne wahrnahm.

"Schatzi, wo bleibst du denn?"

Ich verharrte in meiner Bewegung, als ein blondes Mädchen sich von hinten an William schmiegte. Gereizt sah er mich an. Klar, dass er gereizt war, schließlich hatte ich ihn mit seiner Freundin gestört. Hätte nicht gedacht, dass so einer wie er eine Freundin hat. Er kam rüber wie der typische Frauenheld.

"Hast du es dann bald?"

Etwas eingeschüchtert gab ich ihm das Handy, woraufhin er ein gereiztes 'Danke' knurrte. Dann warf er mit einem lauten Knall die Tür zu. Kurz starrte ich noch die Tür an, doch verließ dann wieder das Haus.

__

Am nächsten Morgen verließ ich in aller Frühe den Bus. Frische Luft wehte mir um die Nase. Wie jeden Tag fühlte ich mich wie im Film, wenn ich meine Musik hörte und damit irgendwo rumlief.

Als ich die Türen zum Schulhaus öffnete, stürmten mir bereits Liz und Sam entgegen. Schnell rupfte ich mir meine Kopfhörer aus den Ohren.

Beide zogen sie mich in stürmische Umarmungen, doch ich grummelte nur müde: "Hey."

Liz boxte mich spielerisch gegen den Oberarm und kicherte: "Du Morgenmuffel."

Genervt verdrehte ich die Augen und sagte: "Ja, sorry."

Sam zerrte an meiner Hand und rief: "Was haben wir jetzt eigentlich?"

"Musik?", meinte ich schulterzuckend.

Und so liefen wir zum Musikraum.

__

Ich horchte erst wieder auf, als mein Name fiel.

"Amy, würdest du bitte gemeinsam mit William einen Vortrag über einen bekannten Musiker der Geschichte vorbereiten? Er braucht wirklich dringend noch eine Note."

Ich nickte widerwillig, schließlich hatte ich ja eh keine Wahl. Super, jetzt musste ich diesen Idioten nicht nur in der Schule rumführen, sondern auch noch meine Freizeit mit ihm verschwenden.

__

Nach der Stunde fing ich William vor der Tür ab.

"Hey du, wann wollen wir uns denn dann mal wegen des Vortrages treffen?"

Genervt blickte er auf mich herab und sagte: "Später mal."

Damit war die Sache für ihn erledigt, doch so leicht ließ ich ihn nicht davonkommen.

"Wollen wir das nicht gleich heute machen? Hast du Zeit?"

Ich merkte sehr wohl, wie sehr es ihn genervt hatte, dass ich mich nicht so leicht abschütteln ließ, allerdings wollte ich die Sache so schnell wie möglich hinter mir haben. "Ja, na, wenn's sein muss", brummte er, während er die Augen verdrehte.

Er wollte gerade weitergehen, aber ich hielt ihn noch rechtzeitig am Ärmel zurück. "Ähm... Hatte ich dich mit deiner Freundin gestern eigentlich noch dolle gestört?"

Sein genervter Blick wich einem belustigtem und schließlich fing er an zu lachen. "Freundin?"

Ich sah ihn leicht verstört an. Was war denn jetzt bitte lustig?

Als er meinen Blick sah, beruhigte er sich und versuchte dann zu erklären, wobei er aber immer noch grinste: "Das gestern war Janina oder so, keine Ahnung, jedenfalls war das auf gar keinen Fall meine Freundin."

Dann kam mir die Erkenntnis: Meine erste Denkweise, er wäre der typische Aufreißer, war absolut richtig. Ein Betthäschen, mehr war sie nicht.

Sein Grinsen nicht erwidernd schaute ich ihn an. "Aha, war klar."

"Dann hättest du ja nicht fragen müssen", antwortete er jetzt wieder genervt und drehte sich dann um. Diesmal hinderte ich ihn allerdings nicht am Weggehen.

____________

Hi ihr Süßen, wie ich bereits angekündigt hatte im letzten Kapitel, hat's etwas länger gedauert, aber ich versuche jetzt regelmäßig zu updaten. Hoffe, es hat euch gefallen, bis zum nächsten Mal.

PS: Danke für über tausend Reads. *-*

~Alissa <3









You're my DrugWo Geschichten leben. Entdecke jetzt