Nachdem wir unseren Vortrag beendet hatten, gingen wir in die Küche, da Jake uns zum Abendessen gerufen hatte. Ich folgte William durch die Tür aus dem Wohnzimmer und zusammen gelangten wir in den Flur und schließlich endeten wir in der Küche. Sie war ebenfalls nicht sonderlich groß gebaut, doch schien recht gemütlich. „Na? Und seid ihr fertig geworden?", fragte Jake, während er den Tisch deckte. William setzte sich und zeigte mir mit einer Handbewegung, dass ich mich auf den Stuhl, der gegenüber von ihm stand, setzen durfte.
„Ja, weitestgehend, schätze ich", brummte William. Dabei sah er trübsalblasend auf den Tisch und begutachtete sein Besteck.
„Kann ich dir beim Tischdecken helfen?", fragte ich höflicherweise.
Doch Jake schüttelte nur mit Kopf, setzte sich und antwortete dann: „Nein, danke. Bin jetzt eh fertig."
Ich betrachtete die großen Pfannen, die vor uns den Tisch zierten. „Was hast du denn gemacht?", wollte ich wissen.
Jake grinste und meinte: „Das nennt sich Nudeln á la Jake. Iss einfach, bisher hat es jedem geschmeckt."
Skeptisch sah ich zu den Nudeln und zu der Soße, die eine undefinierbare Farbe besaß. Ich wartete ab, bis sich William aufgetan hatte, dann sagte Jake: „Nimm du dir zuerst."
Also tat ich mir etwas auf den Teller, doch es sah mir nicht ähnlich zu essen, bevor jeder etwas auf seinem Teller hatte. Als dann auch Jake sich etwas genommen hatte, gab ich von mir: „Guten Appetit."
„Wie ist denn euer Vortrag geworden?", fragte Jake interessiert nach, wobei ich mir die ersten Nudeln um die Gabel wickelte.
„Keine Ahnung", gab William unnötigerweise von sich, weswegen ich die Augen verdrehte.
„Ganz okay, denke ich", klärte ich ihn auf, dann nahm ich meinen ersten Bissen. Und sofort wusste ich: Diese Nudeln würden mir gefallen.
„Das ist doch gut. Wie läuft es denn bei dir im Allgemeinen, Amy?", erwiderte Jake.
"Wie soll's bei 'ner Streberin schon groß laufen, hm?", kommentierte William unser Gespräch angenervt.
„Was ist eigentlich gerade dein Problem?", giftete ich ihn an.
Jake sah unsicher zwischen uns hin und her und versuchte die Stimmung zu retten: „Ist doch gut, wenn alles gut ist. Und weißt du auch schon, was du später mal werden willst?"
Unwissend hob ich die Schultern. „Na, da sind schon ein paar Ideen, klar, aber ich hab ja auch noch ein wenig Zeit."
Er nickte geduldig. „Klar."
Danach kehrte etwas Ruhe an den Tisch, doch irgendwann unterbrach Jake erneut die Stille: „Hast du noch Geschwister?"
Ich schluckte die Nudeln herunter, ehe ich antwortete. „Einen Bruder, ja."
„Und, ob du es glaubst oder nicht, Jake", setzte William an, „der ist sogar cool drauf."
Jake fragte ihn mit seinem Blick, was er von ihm wollte. „Was ist dein Problem mit ihr?" Gelangweilt zuckte William mit den Schultern, schob sich dann eine neue Gabel Nudeln in den Mund.
„Weißt du, William, was ich mich die ganze Zeit frage?", warf ich in die Runde, „Wieso du mitten im Schuljahr plötzlich die Schule gewechselt hast. Ich meine, okay, du bist zu deinem Bruder gezogen, aber musste das mitten im Jahr sein?"
Komischerweise senkte sich die Stimmung beider danach. William schenkte mir zuerst einen Blick voller Verachtung, tauschte dann mit Jake einen wissenden und schließlich sahen sie beide nach unten. Nachdenklich sahen beide aus, als sie ihre Nudeln kauten. William meinte irgendwann: „Ist nichts Wichtiges." Doch mir war klar, dass auf jeden Fall mehr dahinter stecken musste, sonst würde nicht einmal einer der Beiden so ein Gesicht ziehen.
Danach war es ruhig gewesen und ich war irgendwie sogar erleichtert, als ich meinen Teller, obwohl es wirklich köstlich war, geschafft hatte. „Ich geh dann mal nach Hause", meinte ich, wollte danach sofort die Küche verlassen.
„Warte mal!", rief Jake aufgeregt, weswegen ich mich gleich umdrehte.
„Hm?"
„Will bringt dich", bestimmte er, wofür er von William einen strafenden Blick kassierte.
„Ich mache was?", wollte er angepisst wissen.
„Du wirst sie bringen. Hast du mal nach draußen geschaut?"
„Aber-"
„Nichts aber", unterbrach Jake ihn sofort.
„Das ist wirklich nicht nötig. Ich bin mit dem Fahrrad", klärte ich, doch Jake schüttelte vehement seinen Kopf.
„Na und? Will hat auch eins", erwiderte Jake, womit er eindeutig klar machte, dass Widerstand zwecklos war.
So blieb William und auch mir nichts anderes übrig, als kurz darauf zusammen die Wohnung zu verlassen. Ich war genauso erfreut über seine Begleitung wie er es gewesen war. Weil er noch sein Fahrrad aus dem Keller holen musste, wartete ich vor der Haustür und ich bereute, dass ich mir nicht noch eine Jacke eingepackt hatte. Wenig später schob er das Fahrrad aus der Tür, sah mich dabei abschätzend an. „Ist dir kalt?", fragte er herablassend, wobei er seine Augenbrauen hob.
„Nein", stritt ich seine Vermutung ab. In Wahrheit zitterte ich mich zu Tode.
Er lächelte leicht. „Willst du meinen Pullover?"
Ich wägte meine Möglichkeiten ab: Entweder ich würde den Pullover eines Arsches annehmen oder ich müsste den ganzen Weg zu mir nach Hause frieren und lief Gefahr, dass mir meine Arme abfroren. Ich musste wirklich lange mit mir ringen. „Wäre schon nett", erwiderte ich kleinlaut.
Sofort öffnete er seine Jacke und zog sich seinen Pulli aus. Darunter trug er noch ein Shirt. „Ist dir denn jetzt nicht kalt?", wandte ich ein, worauf er mir nur mit einem Lächeln antwortete. Ehe ich also aufs Fahrrad stieg, streifte ich mir seinen Pullover über.
Während unserer Fahrt sprachen wir angenehm über alle möglichen Dinge. Vom anstehendem Geschichtstest bis zu seinem nächsten Fußballturnier. Und selbst die Zeit, in der sich Stille über uns legte, verlief nicht drückend oder lastete irgendwie auf mir. Ganz im Gegenteil: Ich war überrascht von der Nettigkeit, die William zum Vorschein brachte. Und ich fragte mich, was plötzlich passiert war. Das konnte doch nun wirklich nicht genau derselbe William sein, der mich eben noch ununterbrochen vor seinem Bruder bloßgestellt hat.
Doch so kam mir der Weg, bis wir schließlich vor meinem Zuhause standen, viel kürzer vor. Wir standen uns gegenüber, als William meinte: „Na, dann. Tschüss."
Und ich wusste nicht, woher es kam, doch mich packte die Sympathie und der Mut und ich ließ mich dazu hinreißen, ihn auf die Wange zu küssen. „Danke", flüsterte ich, während Will so überrascht drein schaute, wie ich mich fühlte.
Ich machte auf dem Absatz kehrt, doch er rief noch einmal: „Ähm, Amy?"
Erwartungsvoll drehte ich mich wieder zu ihm. „Ja?"
Er lächelte etwas verlegen. „Mein Pullover", erklärte er und ich begriff sofort. Also zog ich ihn schnell aus, woraufhin ich ihm ihn reichte.
Er kratzte sich verhalten im Nacken und sah mich dabei unsicher an. „Man sieht sich?"
Diesmal war es an mir zu grinsen. „Man sieht sich."
Mit diesen Worten betrat ich letztlich das Haus.
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You're my Drug
Romance"Mensch Will, jetzt lass mich doch bitte endlich in Ruhe!", sagte ich unter Tränen und drehte mich weg, um fortzulaufen. Doch Will griff nach meiner Hand und zwang mich so, stehen zu bleiben. "Jetzt lass es mich dir doch erklären!", sagte er verzwe...