Es war viel zu früh, als ich am nächsten Morgen die Schule betrat. Ich erblickte sofort meine Freundinnen, die ich dann in eine Umarmung zog. Wir hielten uns nicht lange in der Eingangshalle auf, sondern machten uns gleich auf den Weg zu unserem nächsten Unterricht. An den Schränken lehnten lässig die Obercoolen, die Nerds hingen auf den Stühlen und unterhielten sich über irgendwelche Grafiken, dann gab es da noch die Streber, die sich intensiv auf den nächsten Unterricht vorbereiteten, doch letztlich war es nur eine Person, die meine Blicke auf sich lenkte. William. Nach unserer Heimfahrt schwirrte er mir ungewollt im Kopf herum. Nicht so, dass ich sofort davon ausging, dass ich verliebt war, aber ich fragte mich dennoch, was das zu bedeuten hatte. Unsere Blicke verhakten sich für einen kurzen Moment, als wir aneinander vorbei liefen. Ein Lächeln zierte jeweils unsere Lippen. Dass meine Freundinnen uns skeptisch beobachtete, bemerkte ich also auch erst, als wir schon an ihm vorbei waren.
„Was war das denn?", wollte Sam sofort wissen. Und auch Liz sah irritiert aus.
Unbeeindruckt lief ich weiter, zuckte lediglich mit den Schultern und erwiderte dann: „Nichts besonderes. Nach gestern verstehen wir uns, denke ich, eben besser."
Die Augenbrauen meiner Freundinnen gingen hoch, nach meiner Antwort wirkten sie nur noch verwirrter. „Was war denn gestern?", fragte Liz direkt.
„Na ja", begann ich, „wir mussten doch unseren Vortrag beenden und dann haben wir uns währenddessen ein bisschen besser kennengelernt – übrigens hat er einen Bruder – und dann hat er mich noch mit nach Hause gebracht, auch wenn er am Anfang etwas mürrisch war, aber immerhin haben wir dann gut gesprochen und er hat mir sogar seinen Pulli geliehen, weil mir kalt war."
Sam und Liz tauschten wissende Blicke miteinander und sahen mich dann an. „Wir haben es dir doch gleich gesagt", trällerte Sam.
Ich verdrehte nur die Augen und beschleunigte meine Schritte, denn der Unterricht begann gleich. Außerdem wollte ich jetzt lieber nicht mehr über William reden.
Nach dem Unterricht lief ich schnell zum Parkplatz, denn sonst konnte es passieren, dass Chris ohne mich fuhr. Als ich dort ankam, war mein Bruder allerdings nicht allein. Neben ihm stand kein anderer als William.
Überrascht sah ich zwischen den beiden hin und her. Was machte der denn hier?
Unsicher, wie ich mich William gegenüber verhalten sollte, murmelte ich beiden ein 'Hey' zu. William nickte mir nur zu und drehte sich dann zu Chris. „Fahren wir dann jetzt?"
„Klar, wir haben ja auch schon lange genug gewartet", erwiderte Chris und stieg auf der Fahrerseite ein.
Nachdem auch William und ich uns ins Auto gesetzt hatten, fuhr Chris los. Kaum hatte sich das Auto in Bewegung gesetzt, begann William an den Tasten des Radios zu fummeln.
Ich war überrascht, als plötzlich ein Lied von Amy Winehouse aus den Lautsprechern dröhnte.
„Alter, mach die Scheiße aus", beschwerte sich Chris entsetzt.
„Nein! Lass das, mir gefällt das Lied", protestierte ich aufgebracht.
„Ey, wenn das Amy gefällt, weißt du ja, was das für ein Dreck ist", meinte Chris.
„Naja, mir gefällt es doch aber auch, also der Musikgeschmack von deiner Schwester ist schon echt in Ordnung", erwiderte William.
War er etwa auf meiner Seite?
„Du bist so eine Pussy, Alter", schüttelte Chris mit dem Kopf.
William zuckte nur mit den Schultern und ich war selig, dass wir den gleichen Musikgeschmack hatten.
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You're my Drug
Romance"Mensch Will, jetzt lass mich doch bitte endlich in Ruhe!", sagte ich unter Tränen und drehte mich weg, um fortzulaufen. Doch Will griff nach meiner Hand und zwang mich so, stehen zu bleiben. "Jetzt lass es mich dir doch erklären!", sagte er verzwe...