CHAPTER 11

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Der Alkohol lockerte allmählich meine Zunge und ich erzählte dem Barbesitzer gefühlt meine halbe Lebensgeschichte, wobei mir Jeremiah mir mehr oder weniger aufmerksam zuhörte, während er die weiteren Bestellungen der zahlenden Gäste abarbeitete.

Ich war ehrlich gesagt überrascht über mein eigenes Ich, denn manche Sachen hätte ich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht einmal Mr. O'Malley erzählt. Vielleicht sollte ich zur nächsten Sitzung mit meinem Psychologen eventuell doch mit einem leichten Schwips erscheinen...

Dieser teure, exquisite irische Whiskey von Jeds Vorfahren schien mich innerhalb von zwei Stunden in einen plappernden Kanarienvogel transformiert zu haben. Ein angenehm warmes Gefühl hatte sich in meinem Magen festgesetzt und der Alkohol schien meine Zunge um einiges gelockert zu haben:

„Und dann hat mein Dad vor vier Jahren dieses blutjunge Bimbo kennengelernt...", hörte ich mich selbst lallen, während mich der Riese in Bikerklamotten aufmerksam und leicht mitleidig ankuckte.

„Und dann hat er mit ihr natürlich auch gleich zwei neue Vorzeigekinder gezeugt...Sie sind zwei niedliche, süße und wunderbar begabte Kinder...", äffte ich die nervige Stimme meiner Stiefmutter nach und schüttete mir ein weiteres Glas des irischen Whiskeys in den Rachen, welcher angenehm in meiner Kehle brannte.

Als nächstes ging ich über, dem rothaarigen Riesen über mein mehr oder weniger vorhandenes Liebesleben in Kenntnis setzen und plötzlich wirkte der Barbesitzer ein wenig aufmerksamer.

„Und dann gibt es noch Miles...Meinen besten Freund...Obwohl ich ehrlich gesagt gar nicht weiß, ob ihm diese Bezeichnung überhaupt noch gebührt...Wir beide kennen uns schon seit Ewigkeiten, denn unsere Väter haben früher gemeinsam gearbeitet..."

„...Und eigentlich hat er seit der zehnten Klasse eine feste Freundin, Veronica...Die beiden sind das Traumpaar der Schule und jeder geht davon aus, dass die beiden in fünf Jahren immer noch zusammen und spätestens zu diesem Zeitpunkt verheiratet sind..."
Ich nahm einen tiefen Atemzug, bevor ich dem rothaarigen Riesen daraufhin gestand: „Und ich stehe schon seit der Beginn der Pubertät auf ihn...Und wir haben seit ungefähr einem dreiviertel Jahr eine heimliche Affäre..."
Ich bemerkte, wie Jed eine seiner buschigen Augenbrauen bei dieser Offenbarung meinerseits in die Höhe zog und sogar für einen kurzen Moment aufhörte, die klebrige Theke mit einem feuchten Lappen abzuwischen und mich aufmerksam ansah.

„Und ich habe in letzter Zeit solche Schuldgefühle wegen Veronica...Ich meine, sie ist immer so nett und freundlich... zu allen und insbesondere zu mir...Während ich hinter ihrem Rücken mit ihrem Freund vögle..."

„Ich bin so eine erbärmliche Schlampe... Und letztens, als ich mit Miles gefacetimt habe, da habe ich..."


Ich plapperte in einer Endlosschleife und spuckte dabei Dinge aus, die ich selbst meinem Therapeuten nicht einmal unter Androhung von Waterboarding erzählt hätte und Jeremiah ließ sogar zu, dass ich ihm im besoffenen Zustand ein Ohr abkaute.

„Trink mal besser ein Glas Wasser, Nate...", unterbrach Jed irgendwann mein haltloses Geplapper und der Barbesitzer stellte ein großes Glas vor meiner Nase ab.

„Ich hab kein Geld mehr mit...", nuschelte ich leicht und der rothaarige Riese sah mich laut lachend an: „Das ist in den 100 Dollar, die du mir gegeben hast, selbstverständlich mitinbegriffen..."

Jeremiah beobachte mich seufzend von der Seite, wie ich das volle Wasserglas skeptisch begutachtete und er meinte grinsend in meine Richtung: „Mein lieber Nathaniel...Ich versichere dir hoch und heilig, dass auch das Leitungswasser hier in Brooklyn trinkbar ist..."

„Meinst du wirklich?", fragte ich ahnungslos bei dem Riesen nach, während der Barbesitzer bei meinem hilflosen und leicht fassungslosen Gesichtsausdruck schallend zu lachen anfing.

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