CHAPTER 4

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Ungeduldig ging ich vor dem Eingang des alten Gebäudes, welches wohl ursprünglich ein China Imbiss darstellen hatte sollen, auf und ab.

Nachdem mich mein Fahrer hier vor dieser heruntergekommenen Absteige abgesetzt hatte, debattierte ich bestimmt schon mehrere Minuten mit mir selbst, ob ich endlich hineingehen sollte oder doch noch schnell die Flucht ergreifen sollte. Mein werter Herr Papa würde mit Sicherheit nicht sehr begeistert sein, sobald er erfahren sollte, dass ich seiner Anweisung nicht gefolgt war und meine Stelle in dieser Brooklyner Suppenküche angetreten hätte.

Ich seufzte nochmals tief, bevor ich meine Schultern straffte und die Ledertasche, in welche sich immer noch meine Schulsachen befanden, fester in meinen Händen hielt.

Mir war bewusst, dass ich letztendlich auf die finanzielle Unterstützung meines Erzeugers angewiesen war. Falls dieser mir wirklich meinen Treuhandfond sperren sollte, dann hatte ich deutlich geringe Chancen, auf einer der begehrten Ivy-League-Universitäten aufgenommen zu werden. Und ich war bei weitem nicht so ein Sportass wie Miles, sodass ich nur mithilfe eines Sportstipendiums in einer Universität wie Harvard oder Princeton einen Platz bekommen würde.

So musste ich nun leider in den sauren Apfel beißen...Sobald ich dieses nervige Charity Projekt über die Bühne gebracht hatte, könnte ich mich meinen normalen Freizeitbeschäftigungen widmen. Ich fuhr mir nochmals durch meine blonden Haare und öffnete schließlich die dreckige Glastür, welche in das Innere des kleinen Ladens führte.

Dort erwarteten mich bereits Claudia, eine alte Bekannte meines Dads aus dem Country Club, welche ihren Hauptwohnsitz in die Hamptons verlegt hatte sowie eine mir unbekannte, bereits weitaus älter aussehende Frau.

Ich rümpfte die Nase, als mir der säuerliche und leicht fettige Geruch des typischen Imbisses in die Nase stieg und ich sah mich in dem schäbig anmutenden Restaurant um. Offenbar waren die ehemals klischeehaften chinesischen Wandbilder im Zuge der Umstrukturierung entfernt worden, sodass man die rohe Backsteinwand des alten Gebäudes erkennen sollte. Die Theke war zu einer Art Essensausgabe umfunktioniert worden und in der Mitte des Ladens waren kleine Klappstühle sowie große Tische aufgestellt worden, damit möglichst viele Leute daran Platz finden konnten.

„Nathaniel!", rief Claudia mir zu und klatschte überschwänglich in die Hände, als sie mich erkannte und sie drückte mich an ihren dürren Körper. Nachdem sie zwei kleine Küsschen auf meine Wangen gepresst hatte, lächelte sie mich an und meinte daraufhin: „Es freut mich ja so, dass es geklappt hat, mein Lieber... Als ich deinem Dad von meinem neuesten Projekt erzählt habe, hatte ich niemals gedacht, dass du dich dafür begeistern könntest!"
Ich knirschte mit den Zähnen, denn mein Erzeuger hatte Claudia natürlich nicht darüber in Kenntnis gesetzt, dass ich mich nicht ganz freiwillig hier in dieses fragwürdige, äh... Etablissement begeben hatte.

Stattdessen entgegnete ich der alten Bekannten meines Vaters mit einem gequälten Grinsen im Gesicht: „Ja ich dachte, dass sich eine solche Tätigkeit wohl gut in meinem Lebenslauf machen könnte..."
„Das stimmt wohl, Nathaniel", antwortete Claudia und ergänzte noch, „Immerhin achten die Universitäten nicht nur auf den Notendurchschnitt, sondern auch auf das soziale Engagement ihrer Bewerber..."

„Aber so ein attraktiver, junger Mann wie du, mein lieber Nathaniel...", zwitscherte Claudia und strich mit ihren perfekt manikürten Fingernägeln hauchzart über meine Wange.

„Der sollte eigentlich kein Problem haben, die Verantwortlichen mit seinem Charme zu bezaubern..."

Ich nickte nur kurz angebunden und fummelte nervös am Ärmel meines weißen Schulhemdes herum. Dabei rutschte ich auch gleich wieder ein Stück von Claudia weg.

IRON HEART #LGBT [Gay Romance] 🌈Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt