CHAPTER 20

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„Verdammt!", keuchte ich entsetzt, als ich mich in die prallenge Jeans zu drängen versuchte und ich hüpfte in der großen Umkleidekabine von dem Yves- Saint Laurent Store auf und ab. Noch im Sommer, als meine Affäre mit Miles (und auch mein Problem mit dem Essen) ihren Höhepunkt erreicht hatte, hatte mir die kleinste Größe super gepasst.

Nun zog ich den Bauch ein und versuchte angestrengt, den Knopf der Jeans zu schließen, ohne dabei ein Fitzelchen an Haut einzuklemmen.

Aber es war vergeblich...Ich hatte sie schon kaum über meinen Hintern gebracht und nun bekam ich nicht einmal ansatzweise den Reißverschluss zu.

Es war nachmittags und ich, Malik und meine beste Freundin Helena befanden sich in dem New Yorker Luxuskaufhaus Bergdorf's auf der Fifth Avenue, um passende Outfits für unser erstes Date zu erstehen.

Denn obwohl sich der Straßenmusiker hartnäckig geweigert hatte, auch nur irgendeine Finanzspritze von mir anzunehmen, hatte er schließlich eingesehen, dass er in dem teuren französischen Restaurant mit seiner abgetragenen Jeansjacke ein wenig fehl am Platz wäre.

„Nein! Das darf doch nicht wahr sein!", stöhnte ich verzweifelt auf und raufte mir meine blonden Strähnen. Offenbar hatte mein Verzweiflungsschrei Malik auf den Plan gerufen, denn er fragte zögerlich von draußen: „Ist alles in Ordnung, Nate?"
Nichts war in Ordnung... Indirekt war ja der obdachlose Straßenmusiker an dieser Misere schuld. Denn wenn er mich nicht immer zu diesen süßen Kaloriensünden überredet hätte und er zudem auch nicht so gut kochen könnte, dann würde ich mich jetzt mit großer Wahrscheinlichkeit noch in diese mehr als eng geschnittene Designerhose quetschen können.

„Darf ich reinkommen, Nate?", wollte Malik im nächsten Moment von mir wissen und als ich darauf antwortete: „Nein, warte kurz!", hatte er schon seinen Kopf durch seinen Vorhang gesteckt.

Mit gerunzelten Augenbrauen betrachtete er die knallenge Hose, welche merklich am Bund spannte und er meinte zu mir: „Die ist doch ganz schön...Aber dir würde sie vielleicht eine Nummer größer stehen..."

Bei diesen verhängnisvollen Worten fühlte ich mich so, als hätte mir jemand mit der Faust in den Magen geschlagen und ich funkelte Malik aufgebracht an, als hätte er meine verstorbene Mutter beleidigt.

„Was ist das denn für eine Größe, Nate?", wollte der arabischstämmige Mann von mir wissen und er fügte noch hinzu: „Dann hole ich dir schnell eine andere von draußen..."

„Das ist eine Größe 36...Das ist eine Größe S... ", murmelte ich leise und Malik musste wohl mein niedergeschlagener Blick aufgefallen sein, denn er kam nun ganz in die Umkleidekabine und trat zögerlich an mich heran. Er legte eine Hand auf meine Schulter und er flüsterte mir zu: „Dann nimmst du sie halt in einer Größe 38..."

„Ich trage aber keine 38!", zischte ich dem obdachlosen Straßenmusiker zu, welcher mich mitleidig anguckte und laut aufseufzte.

„Man kauft keine Yves- Saint Laurent passend für sich...Man macht sich passend für eine solche Hose!", schnaubte ich und gab dabei eine der zahlreichen Lebensweisheiten meiner verstorbenen Supermodelmutter von mir.

Im Anschluss daran machte ich mich daran, mich der knallengen Jeans zu entledigen.

„Hey Nate...Das ist doch kein Weltuntergang...", meinte Malik mit seiner gewohnt beruhigenden Stimme zu mir und er schlang seine Arme von hinten um meine Taille. Er legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab und seine karamellfarbenen Augen strahlten mich warm an: „Dann kaufst du sie eben eine Größe größer...Das ist doch nicht schlimm, das wissen die anderen Menschen doch dann gar nicht..."

„Aber ich werde es wissen...Das reicht mir...", entgegnete ich Malik genervt und als mir der obdachlose Straßenmusiker einen flüchtigen Kuss sauf den Nacken hauchte, seufzte ich genießerisch auf und entspannte mich ein wenig.

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