GAIA (Mattheo Riddle FF)

Der Bootsjunge, der kein Erstklässler war. So wie ich.

Mit meinem Koffer wollte ich mich aus dem Zug auf den Bahnsteig hieven. Hinter mir hatte sich bereits eine Schlange angesammelt, weil ich den schweren Koffer nicht anheben konnte. „Beeil dich mal ein bisschen.", rief jemand hinter mir. „Tut mir schrecklich leid.", rief ich zurück. Ich bekam den Koffer nur einfach keinen Zentimeter vom Boden hoch. Das ungeduldige Gemurmel ließ mich so langsam nervös werden. Die ersten Leute hinter mir nahmen schon ihr Zeug und wanderten zum nächsten Ausgang.

„Soll ich helfen?" Ich war schon dabei, das Angebot dankbar anzunehmen, als ich mich umdrehte, um zu sehen, wer das Angebot gemacht hatte. Unweigerlich schüttelte ich meinen Kopf. „Nein, ich schaffe das alleine.", antwortete ich sofort entschlossen. Das letzte Mal, als mir ein Slytherin mit meinem Koffer helfen wollte, hat er ihn einfach weggeschubst. Das brauchte ich heute nicht. Die Jungen hinter mir lachten schadenfroh auf. „Ja klar..."

Augenverdrehend holte ich meinen Zauberstab raus. Warum hatte ich da eigentlich nicht schon vorher dran gedacht? So schlau war ich wohl doch nicht. Mit einem Wisch hob der Koffer vom Boden ab und flog eigenständig aus der Zugtür auf den Bahnsteig. „Na, geht doch.", seufzte ich erleichtert und stieg selber aus. „Wurde aber auch Zeit.", gab einer der Jungen noch seinen Senf dazu. Ohne sie weiter zu beachten marschierte ich los, den Koffer mittlerweile wieder auf dem Boden.

Ich lief an Hagrid vorbei, der die Erstklässler zu sich rief, weiter zu den Kutschen. „Nathan!" Verwirrt drehte ich mich um. „Du kommst mit mir mit." Noch verwirrter starrte ich den Halbriesen an. „Was- Wieso? Ich weiß, wo ich hin muss. Und die Regeln kenne ich auch noch." Hagrid nickte, doch winkte mich trotzdem zu sich ran. „Das wissen die.", sagte er. Also lief ich zu ihm zurück. „Aber die haben festgelegt, dass der Hut dich nochmal neu einteilen soll." Sprachlos sah ich ihn an. „Nicht dein Ernst." Doch er zuckte nur mit seinen Schultern. „Ich hab mir das nicht ausgedacht." Genervt stöhnte ich auf.

Und so stellte ich mich unfreiwillig wie eine Erstklässlerin zurück zu den anderen kleinen Kindern. Jetzt musste ich nochmal mit diesen kleinen Booten fahren. Bei dem Gedanken lief mir ein kalter Schauder über den Rücken. „Hagrid, gibt es nicht eine Möglichkeit, dass ich trotzdem mit den Kutschen fahren kann?", wollte ich wissen. „Fürchte nicht." Tief atmete ich durch. „Na, ganz toll...", grummelte ich. „Auf geht's, Leute. Alle Mann rein in die Boote.", rief Hagrid euphorisch, woraufhin die ganze Gruppe sich auf die kleinen wackeligen Bötchen aufteilte.

Erst ließ ich die ganzen kleinen Kinder vor. Schließlich war ich die Letzte, die noch Platz nehmen musste. Ich ließ meinen Blick über den dunklen See schweifen und atmete nochmal tief ein und aus. Dann sah ich skeptisch auf das Boot runter. Da sollte ich rein? „Kann ich dir helfen?", fragte mich der Junge, der bereits in dem kleinen Boot saß. Er hatte meine Unsicherheit offensichtlich bemerkt. Perfekt... Kritisch musterte ich ihn. „Bist du eine Schlange?"

„Noch nicht.", grinste er und hielt mir auffordernd seine Hand hin. Ich zögerte. „Sieh einfach nicht runter.", rief Hagrid mir von vorne zu. Super Tipp... Schwer seufzend griff ich also nach der Hand des Jungen und ließ mir widerwillig ins Boot helfen. „Wasserscheu?", fragte er mich, als ich endlich saß und mal wieder tief durchatmen musste. Alles war gut. Alles war gut. Mir entfloh ein kleiner nervöser Lacher. „Eher panische Angst.", korrigierte ich ihn. „Ich war sehr froh, als ich erfahren habe, dass die Erstklässler die Einzigen sind, die mit Booten fahren."

Zum ersten Mal musterte ich den Jungen vor mir. „Du bist auch kein Erstklässler, richtig?", stellte ich bei genauerer Beobachtung fest. Warum war er mir gerade nicht aufgefallen? Er musste doch mindestens drei Köpfe größer sein, als der Rest der Truppe. Der Junge nickte. „Korrekt. Du also auch nicht?" Ich schüttelte meinen Kopf. „Fünftes Jahr.", informierte ich ihn, woraufhin sich seine Augen überrascht weiteten. „Ich auch." Belustigt legte ich meinen Kopf schief. „Was ein Zufall." Grinsend hielt er mir erneut seine Hand hin. „Ich bin Mattheo."