Seelenkriegerin

Ferys wird erschaffen

Nachdem sich Rixa von dem Zusammentreffen mit meinem Bruder erholt, ihre Beule auf der Stirn gekühlt, und die Scherben vom Boden aufgesammelt hat, lässt sie sich plumpsend neben mich aufs Bett fallen. Ich sehe meine beste Freundin an und überlege, ob ich meinen Plan durchsetzen könnte ohne sie mit reinzuziehen.

Aber mir ist bewusst, dass sie mich als meine persönliche Zofe, die Aufgabe hat mich niemals aus den Augen zu lassen. Sie würde sofort Alarm schlagen, wenn ich plötzlich nicht mehr in meinem Zimmer sein würde. Wenn ich will, dass mein Plan funktioniert werde es ihr wohl sagen müssen. Und wenn ich es mir so recht überlege, könnte ich ihre Hilfe beim rausschleichen gut gebrauchen.

„Ich werde heute deine Hilfe brauchen", beginne ich deshalb meine Bitte, an sie auszusprechen, und holte tief Luft. Fragend sieht Sie mich an.  „Wofür denn?"                                             

„Ich habe vor in drei Stunden an der Zeremonie teilzunehmen, dafür muss ich mich rausschleichen, und..."

„und du willst da ich dir helfe?", unterbricht sie mich mitten im Satz, und mustert mich mit ernster Miene. Zögernd nicke ich. „Ich weiß es ist riskant, und wir könnten aufliegen... Aber bitte! Es ist mir so wichtig! Genau dafür Trainiere ich seit Jahren...", flehe ich Rixa an, die den Kopf schräg legt, als würde sie darüber nachdenken.

Ich sehe sie mit groß aufgerissenen Augen an schiebe meine Unterlippe vor, und blinzle übertrieben oft. Genauso wie wir es früher immer bei Lovina und meiner Mutter getan haben, um die Erlaubnis zu bekommen draußen spielen zu dürfen. Ein schnauben entfährt ihr, bevor sie die Arme ergeben nach oben hebt, und zu grinsen beginnt. „Jaja ist schon gut, ich helfe dir ja schon, auch wenn ich es für eine sehr schlechte Idee halte... Ich werde nicht versuchen es dir auszureden, denn ich bin schlau genug um zu wissen, dass du zu stur dafür bist, um auf mich zu hören".

Voller Vorfreude springe ich auf, und beginne wegen meiner wachsenden Aufregung in meinem Zimmer auf und ab zu laufen. „ich muss sofort in die Hütte, um mich zu verkleiden... Dann muss ich noch unbemerkt, und so schnell es geht zum Seelensee gelangen. Ich denke wir sollten sofort losgehen, sonst komme ich noch zu spät", beginne ich zu grübeln, doch als Rixa die Augen verdreht, und beginnt laut zu lachen, merke ich das ich wohl meine Gedanken laut ausgesprochen habe.

„Prinzessin Freya kommt immer zu spät zu jedem Ball und jedem Essen..., aber wenn sie kämpfen soll, dann will sie am besten mindestens zwei Tage vorher schon auf dem Schlachtfeld sein, um ja nichts zu verpassen", gluckst sie, und bei ihren Worten muss auch ich lachen.

Spielerisch schubse ich meine beste Freundin zurück in mein Bett und kitzle sie so lange, bis sie von dem ganzen lachen keine Luft mehr bekommt.

Kraftlos liegt sie auf dem Rücken, und beruhigt ihre Atmung, während ihr die ganze Zeit ein heiseres lachen entfährt.

„Dann würde ich sagen wir gehen langsam los, oder?", sagt sie nachdem sich ihre Atmung wieder normalisiert hat, und steht auf um zu Tür zu gehen. Dort angekommen dreht sie sich zu mir um, und sieht mich erwartungsvoll an. Ich nicke ihr nur Stumm zu, und gehe hinter ihr her durch das Schloss. Bei jeder Ecke und bei jeder offenen Türe bleiben wir stehen, damit sie vor gehen kann, um mir den Rücken freizuhalten. Wir verstehen uns blind, und es kommt mir vor als würden wir genau so etwas seit Jahren zusammen machen.

So kommen wir wenig später, ohne gesehen worden zu sein oder Aufsehen erregt zu haben bei dem alten Geräteschuppen an. Stirnrunzelnd verzieht Rixa die Nase und sieht mich fragend an, als ich den alten Messingschlüssel aus meinem Schuh hole, und die Türe zu der muffig riechenden Hütte aufzuschließen.

„Hier treffe ich mich immer mit Byrion und...", erkläre ich ihr bevor ich das weiße Bündel voll mit Männerkleidung hervorziehe. „hier ist meine Verkleidung.", sage ich, und sie verschließt hinter sich die verschlissene Holztüre.