„Schnell deine Kapuze!", flüstert Slavo mir zu, während er sich leicht zu mir herunter lehnt. Ich gehorche, und ziehe mir meine Kapuze umständlich mit zwei Schwertern in den Händen über den Kopf. Doch ich bezweifle, dass mich eben niemand erkennen konnte.
Doch als ich meine Schwerter wieder sinken lasse, kann für einen kurzen Moment mein eigenes Spiegelbild in der weißleuchtenden Klinge sehen. Beim meinem Anblick reiße ich meine Augen auf, denn...
Meine Augen, sie leuchten in denselben Farben wie auch meine Schwerter, das eine in Weiß und das andere dunkelblau.
Ich Frage mich, ob das der Grund für meine verschiedenen Augenfarben ist, denn die Farben in denen meine Schwerter Leuchten sind dieselben, die ich jeden Tag im Spiegel sehe. Der einzige Unterschied ist, dass reine gleisende Weiß, denn mein Auge ist Hellgrau. Was hat das alles nur zu bedeuten? War es von Anfang an ein Fehler gewesen, sich so etwas als Frau zu wünschen? „Gehe zu den anderen, und halte dein Gesicht verborgen, denn dein Bart ist abgewaschen worden. Und stecke deine Schwerter in die schneide, bevor du noch jemanden versehentlich verletzt", flüstert mit Slavo grinsend, und gerade so laut, dass nur ich ihn hören kann zu.
Es ist mir bisher gar nicht aufgefallen, dass alle von dem See eine perfekt passende Schneide für ihre Waffen bekommen haben. Ich sehe an mir herab, und stecke meine Schwerter in die schwarzen Schneiden die an meiner Hüfte herabhängen. Die Schwertschneiden sind an einem Gürtel befestigt, der mit weißen und blauen Edelsteinen besetzt ist die bei jeder Bewegung funkeln.
Von allen Seiten werde ich noch immer angestarrt, als ich zu den anderen gehe, die ihre Waffe schon bekommen haben.
Sie scheinen mich mit ihren Augen verschlingen zu wollen. Und genau in diesem Moment würde ich am liebsten wieder zurück in den See springen, nur um den brennenden Blicken ausweichen zu können.
Trybon kommt mit ernster Miene auf mich zu, und legt kumpelhaft einen Arm um mich. Byrion will zu mir gehen um mir zu helfen, doch ich schüttle nur den Kopf. Ich bin mir sicher, dass mein Bruder mich genauso wie ich gespürt hat wie ich auch ihn. Vor ihm kann ich mich nicht verstecken, nicht nachdem was ich gesehen habe. „Freya was tust du hier? Was war das gerade eben? Hast du auch gefühlt was ich gefühlt habe?", will er flüsternd, und etwas atemlos vor Aufregung von mir wissen. Ich drehe mich ihm zu und sehe ihm direkt in die Augen. „Ich denke, die Antwort kennst du bereits, wenn du so wie ich alles von mir gespürt hast", er nickt, und greift nach seinem Anhänger, dann sieht er auf meinen, der noch immer Blutverschmiert an meinem Hals herab hängt. Besorgt greift er nach meinen Händen und dreht die Innenflächen nach oben.
Mein Atem stockt denn das Einzige was von meiner Wunde noch zu sehen ist, ist eine rosige Narbe in Form eines Ankers. Wie ist sowas möglich? Stirnrunzelnd sehen wir uns an. „Der See sagte doch etwas von Zwillingsseele... Ist es möglich...?", überlege ich laut, dass Trybon meine Gedanken auch hören kann.
„Zeig mir deine Hände!", fordere ich ihn auf. Er versteht sofort, und hebt sie mit den Innenflächen nach oben gedreht hoch. Mit großen Augen sehen wir uns gegenseitig an, und dann fassungslos wieder auf unsere Hände. Wir haben dieselbe rosige Narbe auf unserer rechten Hand. „Wie kann das sein?", fragen wir wie aus einem Munde.
Schweigend und überwältigt von der Tatsache, dass unsere Wunden scheinbar schneller heilen, gehen wir zu den anderen zurück.
Mein Weg bahnt sich direkt zu Byrion durch, der mich besorgt mustert, was ihm ein stoß in die Rippen von dem Fremden einbringt, doch Byrion lacht bloß laut auf und kommt auf mich zu. „Alles in Ordnung?", ich höre seine Frage kaum, bei dem freudigen Leuchten, welches ich jetzt in seinen Augen sehe. Ich stemme die Hände in die Hüften. „Wann hast du vor uns vorzustellen?", frage ich gespielt ernst, und er wird sofort rot.
Zusammen gehen wir zu seinem Freund. „Hafftor, das ist Ferys..." will Byrion, uns gerade einander vorstellen, doch mit einer Handbewegung unterbreche ich ihn. Byrion ist mein bester Freund, und wenn er Hafftor vertraut, werde ich das auch tun. Ich schiebe die Kapuze ein kleines Stück zurück, und hebe den Kopf, um dem schlaksigen Mann vor mir in die Hellbraunen Augen sehen zu können. Als er mich erkennt entgleisen ihm seine scharf geschnittenen Gesichtszüge. Ich lege meinen Zeigefinger auf meine Lippen damit er nicht laut meinen wahren Namen verrät.
„Ich bin Freya die beste Freundin von Byrion, schön dich kennenzulernen, Hafftor", ich strecke ihm meine Hand hin, die er zitternd entgegennimmt.
„Da nun alle geprüft wurden, legen wir für die verstorbenen eine Schweigeminute ein.", sagt Slavo bedrückt, nachdem der letzte aus dem See gestiegen ist. Ich sehe mich erstaunt um, als ich bemerke wie viele von uns heute gestorben sind. Zu sehr war ich mit mir selbst beschäftigt gewesen. Von den ursprünglich fünfzig jungen Männern, sind jetzt nur noch dreißig da, stelle ich geschockt fest, nachdem ich die übrigen abgezählt habe.
„Jetzt dürft ihr euch noch entscheiden, wenn ihr euch unseren Grenzpatrouillen anschließen wollt, dann versammelt euch hinter Bran. Aber wenn ihr an der angenommen werden wollt, dann versammelt euch hinter mir. Und wir gehen weiter in den Verbotenen Wald, in dem ihr eurem Seelentier begegnen werdet", sagt Slavo nach der Schweigeminute.
Ich gehe sofort ohne lange darüber nachzudenken zu meinem Lehrer und stelle mich hinter ihm auf. Trybon, Ikarus, Byrion und Hafftor folgen mir, auch sie scheinen nicht großartig darüber nachdenken zu müssen.
Es dauert ziemlich lange bis sich alle entschieden haben, aber mit einer solchen Auswertung habe ich nicht gerechnet... es haben sich nur insgesamt zwölf dazu entschlossen sich hinter Slavo zu versammeln. Die anderen achtzehn haben sich hinter Bran positioniert, um sich den Grenzpatrouillen anzuschließen.
Mein Vater erhebt sich, und mustert die achtzehn jungen Männer mit Missgunst in den Augen, streckt aber dennoch die Arme theatralisch in den Himmel.
„Großer Vater beschütze unsere mutigen Krieger der Grenzpatrouillen, und schenke ihnen Kraft um unser Reich vor den Seelenlosen Monstern zu schützen." Er nickt ihnen zu, und alle gehen der Reihe nach an ihm vorbei und verbeugen sich vor ihm. Ich verdrehe die Augen und sehe zu Trybon, der sichtlich ein lachen unterdrücken muss, als er meine Geste sieht. Doch seine Belustigung sehe ich nicht nur, sondern kann sie auch... fühlen. Es ist als würde ich sie doppelt fühlen können. Wie als wären wir zwei Menschen in ein und demselben Körper.
An diese doppelten Gefühle werde ich mich wohl erst noch gewöhnen müssen, denn wir hatten nie einen besonders guten Draht zueinander gehabt. Aber jetzt fühlt es sich an, als würden wir für immer zusammengehören, fast so als könnte der eine nicht ohne den anderen leben, und dieses ungewohnt schöne Gefühl macht mir richtig Angst.
Wie nur soll ich mit diesen neuen Gefühlen umgehen? Hemmt es uns im Kampf, weil wir zu sehr damit beschäftigt sind uns gegenseitig zu beschützen, oder stärkt es uns, weil wir nicht mehr nur für uns alleine kämpfen? Zu viele Gefühle prasseln auf mich ein, ich mir kaum vorstellen, dass mich das in Irgendeiner weiße stärken soll. Ich hoffe es wird mit der Zeit leichter werden, denn ich weiß beim besten willen nicht, wie ich das für den Rest meines Lebens aushalten soll.
Ein Gefühl von Liebe holt mich zurück in die Wirklichkeit, sofort sehe ich zu meinem Bruder. Denn es sind unverkennbar seine Empfindungen die mich gerade durchfluten. Er wird gerade von unserer Mutter in den Arm genommen. Ich wusste gar nicht, dass er so viel für sie empfindet, denn für gewöhnlich ist er ihr gegenüber immer sehr distanziert und abwehrend.
Ein lächeln umspieltmeinen Mund. Vielleicht ist dieses Zwillingsseelen-Ding doch nicht so schlecht!
Wie findet ihr dieses Kapitel?
Im nächsten wird Freya ihr Seelentier treffen, was denkt ihr wird es sein?
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Seelenkriegerin
FantasyFreya ist die Prinzessin des Reiches, doch sie will Kriegerin sein, so wie es ihr Zwillingsbruder (Trybon) nach den Prüfungen sein wird. Doch ihr Vater der König hat andere Pläne, sie soll Ikarus, den besten Freund und stärksten Kämpfer in seinem Al...