Der Handel

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Diesmal fühlt sich das Wasser anders an als bei meiner ersten Prüfung. Kein schmerz, kein ziehen an meiner Seele, und auch kein Bild von meinem sehnlichsten Wunsch. Nein diesmal sehe ich den See in seiner vollen Schönheit. Klares, silbern glitzerndes Wasser, wie flüssig gewordenes Mondlicht, welches sich samt weich an meinen Körper schmiegt.

Eines ist jedoch gleichgeblieben, denn wie beim ersten Mal kann ich ganz normal atmen.

Ich sehe mich mit einem mulmigen Gefühl nach Rixa um, und entdecke sie ein paar Meter weiter unter mir, sofort schwimme ich zu ihr. „Schön dich wieder zu sehen Freya! Willst du dich bei mir für mein Geschenk bedanken?" Wieder diese mir bereits vertraute Stimme, mein rechtes Schwert fühlt sich bei diesem Klang leichter an, und beginnt schwach zu leuchten.

Das Geschenk, ein kleiner Teil ihrer Macht verwoben mit meinem Stück Seele. Beide Teile leben in diesem Schwert vereint, als wären sie eins.

Ich verbeuge mich, soweit das im Wasser möglich ist. „Vielen Dank, für eure Gabe. Ohne sie hätte ich bei meiner zweiten Prüfung versagt, oder wäre schwer verletzt worden", sage ich, und versuche dabei zu lächeln, während ich über den Griff meines rechten Schwerts streiche. „Aber eigentlich, bin ich wegen Rixa, meiner besten Freundin hier.", ich deute auf Rixa, die unter mir leicht hin und her wiegt, wie ein Kind das in den Schlaf geschaukelt wird. „Sie wurde gewaltsam hineingeworfen. Es war nicht ihr Wille, mein Vater wollte mich damit bestrafen, weil ich heute Teilgenommen habe. Sie hat mich nur gedeckt, indem sie geschwiegen hat. Meinetwegen! Bitte lasst sie gehen!", erkläre ich mein Eintauchen, und mir sprudeln dabei die Worte nur so heraus. Ich hoffe so sehr, dass sie mich mit ihr gehen lässt.

Ein grausames Kichern ertönt, und im Augenwinkel meine ich einen Mund mit spitzen Zähnen aufblitzen zu sehen „Ich sollte also die Opfergabe deines Vaters ignorieren? Wer weiß wann er mich das nächste Mal beschenkt? Was hast du mir denn stattdessen zu bieten?", sagt die Stimme dieses Wesens. Ich runzle verwirrt die Stirn. Mein Vater bestraft also oft andere auf eine so grauenvolle Art und Weiße. Aber diesmal? Es ist Rixa, ein zartes junges Mädchen. Noch nie hat die sich was zu Schulden kommen lassen. Ihre einzige Schuld besteht darin, mich beschützt zu haben, indem sie mein Vorhaben verschwiegen hat. Mich! Mich sollte es treffen, nicht Rixa.

„Was wollt ihr denn von mir?", stelle ich selbstsicher die Gegenfrage, doch ich höre wieder nur dieses Kichern. „Oh Kindchen, du wirst mir ja immer sympathischer. Du stellst die richtigen Fragen", säuselt es, und eine kalte Krallenbesetze Hand fährt mir durch das Haar, ein kalter Schauer jagt durch mich hindurch. „Bitte verschone sie! Sagt was ich tun soll, um sie zu retten. Bitte!", flehe ich, den Tränen nahe und wende mich der Hand zu, die noch immer durch mein Haar fährt. Ein weiblicher Köper, mit unnatürlich langen Gliedern, und langen weißen Haaren, die sich in der Strömung des Sees wiegen, ist für einen kurzen Augenblick zu sehen. Aber so schnell, dass ich nicht genauer hinsehen konnte, ist die Gestalt auch schon wieder verschwunden. Keine Gesichtszüge, keine Einzelheiten konnte ich entdecken, außer eins...Die Kreatur in dem See ist weiblich. Eine solche Information habe ich noch nie erhalten. Aber kann mir diese Information helfen Rixa zu retten?

„Ihr seid eine Frau!", rutscht es mir heraus, und würde mir am liebsten die Zunge abschneiden. Was rede ich da? Als wüsste sie das nicht selbst. Doch eine Bewegung unter mir erregt meine Aufmerksamkeit, und bei Rixas Anblick vergesse ich alles an was ich gerade gedacht habe. Sie windet sich in einem unsichtbaren Griff, ihre Hände zu Fäusten geballt reißt sie ihren Kopf nach oben. In ihrem Gesicht steht die Angst geschrieben, ihre sonst so sinnlichen Lippen sind zu einem stummen Schrei verzogen. Doch in ihren Hellbraunen Augen blitzt Entschlossenheit auf, es schein als würde sie mit Leibeskräften kämpfen. „Sie ist stärker als vermutet.", murmelt die Stimme, mehr zu sich selbst als zu mir, doch in der Art wie sie es sagt höre ich ein lächeln heraus.

Ich beginne Hoffungsvoll zu grinsen, denn wenn sie kämpft, und dass die Kreatur freut, könnte ich sie möglicherweise überreden für Rixa eine Seelenwaffe zu erschaffen. Vielleicht bekomme ich sie so hier raus, und ich fasse einen Entschluss.

Mit kräftigenArmbewegungen versuche ich an die Wasseroberfläche zu kommen, doch vergeblichich bleibe an Ort und Stelle, ohne mich einen Millimeter vorwärts zu bewegen.„Diesen Ort verlässt niemand ohne meine Erlaubnis!", brüllt mir diese NamenloseFrau ins Ohr, doch dieses lächeln in ihrer Stimme bleibt. „Du willst deineFreundin Retten? Dann tauche auf den Grund, und bringe mir eines der Metalledie dort liegen. Wenn du es schaffst, bekommt die Kleine dort", eine Hand mit Schuppenund Schwimmhäuten zwischen den dünnen Fingern, besetzt mit langenMesserscharfen, spitzen Fingernägeln erscheint, und deutet direkt auf Rixa. „eineWaffe, und ihr könnt gehen. Aber solltest du versagen verschlinge ich siezuerst, dann dich!", fügt sie hinzu, ehe sich die Hand zurück in FunkelndesWasser verwandelt. Ich nicke, um diesen Handel mit ihr zu bestätigen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 15, 2022 ⏰

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