Tag 35
Dort stand er.
Lynn.
Er war gekommen.
Mir gefolgt.Ich konnte es nicht glauben.
Vangus sollte ihn doch aufhalten.
Warum war er hier?"Lynn...", flüsterte ich. Meine Stimme kaum mehr als ein Windhauch.
Meine Worte gingen im Plätschern des Regens und Donnerschlag unter.Lynn schaute mich nicht an.
Seine Augen waren auf die Königin fixiert."Ah", murmelte diese, "Lynn vom Sonnenhof. Der Sohn von Vangus. Die Geschichte kenne ich."
Sie lachte höhnisch. Lachte ihn aus.
Wut machte sich in mir breit. Mit jeder Sekunde die verstich, begann ich diese Frau mehr zu verachten.
Wie konnte solch eine Tyrannin nur Königin sein?"Es ehrt mich, dass ihr meinen Namen kennt, Eure Hoheit", demütig senkte Lynn den Kopf.
Er sollte das nicht tun müssen. Nicht vor einer Mörderin.
"Kontrolliert sie."
Das waren die letzten Worte der Königin an die verbliebene Stadtwache, bevor sie sich wieder auf ihr Pferd schwang und davon trabte.
Ihre Schutzgarde folgte ihr."Papiere?", fragte einer der Männer Lynn.
Dieser zog aus seiner Hose ein zerknittertes Stück Pergament.
Die Wache inspiziert es kurz.
Dann überprüfte er Lynn und mich auf Waffen.
Alles schien zu passen.Lynn bekam seine Papiere zurück und die Wache schickte uns in die Stadt.
"Komm", murmelte Lynn. Er legte einen Arm um meine Tailie und zog mich an sich. Eng schmiegte ich mich an ihn. Seine Wärme spendete mir Trost und Halt.
Es war ein langer Tag gewesen.
Und endlich war er vorbei.Und Lynn war bei mir.
Mochte mein Kopf auch noch so dagegen sein, mein Herz war froh, dass er hier war.
Dass er mich hielt."Wieso bist du hier?", fragte ich. Es klang verurteilend und undankbar.
Vielleicht war das aber besser so."Nicht hier. Warte, bis wir in einer Gaststätte sind."
Lynn klang abweisend und kalt.
So kannte ich ihn nicht.Aber ich hielt die Klappe.
Ließ mich weiter durch die Straßen schieben, bis Lynn schließlich ein abgelegenes Wirtshaus mit zu vermietenden Zimmern fand."Rein da."
Lynn hielt mir die Tür auf.
Rauch und Gestank schlug uns entgegen.
Der Schankraum war klein und heruntergekommen. Nur ein Mann saß an einen Tisch und rauchte eine Zigarre. Er würdigte uns keinen Blick."Wirt!", rief Lynn, "hast du noch ein Zimmer frei?"
Hinter der Bar trat ein stämmiger Mann hervor.
Er musterte Lynn und mich von oben bis unten.
Abgetragene Kleider und ein Omega.
Der Wirt schien zu den Schluss zu kommen, dass wir es nicht wert wahren, zu katzbugeln und über den Tisch zu ziehen."Zwei Taler die Nacht. Zahlung im voraus", der Mann hielt Lynn seine gewaltige Hand hin. Eilig kramte ich aus meiner Hosentasche das Geld und reichte es ihm.
Der Mann biss auf die Geldstücke und sagte: "Oben letztes Zimmer rechts.""Danke."
Ich folgte Lynn die steile Treppe nach oben. Die Balken des ersten Stockes hingen tief und Lynn musste gebückt gehen. Mit sanfter Gewalt öffnete Lynn die Türe zu unseren Zimmer.
Zwei kleine Betten und etwas Waschzeug waren die einzigen Möbel des Raumes.
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Angart - Land der Wölfe
WerewolfAmalia dachte, dass sie bescheid wusste, wie ihr Leben verlaufen würde. Aber aus Versehen in eine andere Dimension zu reisen, in der die Welt nicht von Menschen, sondern von Werwölfe beherrscht wurde, war doch etwas überraschend. Was sich wie ein T...