Tag 1
Kaum hatte ich das gedacht, da war das Leuchten auch schon wieder verschwunden.
Als wäre es nie da gewesen.
Die Lichtung lag wieder im Dunkeln.
Schluchzen wischte ich mir die Tränen aus den Augen.
Scheiße! Was war das?
Frierend drehte ich mich zu dem Baum um, auf den meine Kleidung liegen sollten.
Doch sie waren weg.
Was ist hier nur los?
Hektisch sah ich mich um.
Doch wegen der Schwärze der Nacht konnte ich fast nicht sehen.Aber war nicht gerade erst die Sonne aufgegangen?
Als ich zum Himmel blickte, stockte mir der Atem.
Die Sonne war weg.
Hell leuchtete der Vollmond, umgeben von tausenden von Sternen.
Mehr als ich je gesehen hatte.
Und ich erkannte keinen einzigen von ihnen.
Da war kein großer Wagen, kein Schütze, kein Abendstern.Was zur Hölle geschieht hier?
Dreh' ich durch?Mein Herz raste vor Angst.
Etwas stimmte hier ganz und gar nicht!
Wieder machte sich das unangenehm Gefühl in meiner Magengegend breit.
Jetzt aber so stark, dass ich fast umkippte.Ich hatte doch recht gehabt. Heute würde noch etwas passieren.
Aber mit sowas hatte ich nicht gerechnet.Ich war alleine mitten in einen Wald.
Und die Zeit schien sich zurück gedreht zu haben.
Kalter Schweiß brach auf meinen Rücken aus.
Das war krank.
Ohne weiter drüber nachzudenken lief ich los.
Zurück zum Auto, zurück zu Jenny.
Immer schneller und schneller.
Tränen liefen mir über das Gesicht und meine Brust war zugeschnürt vor nackter Angst.Dornen zerrissen meine Strumpfhose und den Rock. Kleine Äste schlugen mir immer wieder ins Gesicht und zerkrazten es.
Ich war mir sicher, dass der Wald vorher weniger wild gewesen war.
Der Gedanke beruhigte mich keineswegs.
Stattdessen erhöhte ich mein Tempo, bis ich schließlich das Gefühl hatte, meine Lunge müsste platzen.Da!
Da vorne müsste der Parkplatz sein.
Keuchend brach ich aus dem Wald heraus.
Und landete auf einen Feld.
Keine Parkplatz, kein Auto und kein Straße waren weit und breit zu sehen.
Hatte ich mich verlaufen?
Nein! Ich war mir sicher, dass das der selbe Weg gewesen war.
Schluchzen drehte ich mich einmal um meine eigene Achse."Hallo?", laut hallte meine Stimme durch die Nacht.
Zu laut.
Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit.
Wenn da jemand wäre, dann wüsste er jetzt, dass ich da bin.
Aber ich würde nicht wissen, dass er da ist.
Angst kroch in jede Vene meines Körpers.Zitternd ließ ich mich zu Boden fallen.
Den Rücken lehnte ich gegen einen Baum.
Tränen liefen mir über die Wangen und ließen meine Sicht verschwimmen.
Ängstlich blickte ich auf das Feld vor mir, das dort im silbernen Licht das Mondes lag.Ich wollte nach Hause.
Ich wollte in mein Bett und mich in meine warme Decke einkuscheln und den Tag einfach vergessen.
Ich wollte, dass mich Jenny bald fandt.
Oder das es endlich Morgen werden würde und ich nach jemanden suchen konnte, der mir weiter helfen könnte.
Mein Handy hatte ich in meiner Jackentasche gelassen.Meine Jacke, die einfach verschwunden war!
Ich war mir doch so sicher, dass ich sie dort hingehängt hatte.
Wo war sie nur hin?Ein lautes Heulen durchschnitt die Nacht.
Jeder Muskel in meinen Körper spannte sich an.
Was war das?
Ein Wolf?
Adrenalin durchflutete mich.
Doch ich zwang mich selbst, ruhig sitzen zu bleiben und kein Geräusch von mir zu geben.Es gab keine Wölfe in Deutschland.
Gespannt lauschte ich in die Stille.
Das Zirpen der Grashüpfer war verstummt.
Selbst die Bäume schienen die Luft anzuhalten.Kein Ton war zu hören.
Alles war still.
Absolute Ruhe.
Doch ich konnte mich nicht dazu zwingen, ruhig zu werden.
Mein Herz schlug auf Hochturen.
Stille.
Zögerlich atmete ich aus.Dann explodierte die Welt.
Etwas stürzte sich auf mich und schleuderte mich herum.
Hart knallte ich gegen einen Baum.
Hastig rappelt ich mich wieder auf.
Meine Sicht kippte und ich gleich fast mit.
Ein lautes Knurren ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.
Ein riesiger Wolf stand vor mir.
Die Lefzen warnend nach hinten gezogen. Er entblößte dabei seine scharfen Reiszähne.
Die Ohren hatte er angelegt.
Bösartig knurrte er mich an.
Langsam wich ich zurück.
Doch direkt hinter mir war ein Baum.
Hart drückte ich mich gegen die Rinde.
Mein Herz schlug mir bis in den Hals."Ganz ruhig", flüsterte ich leise. Ich wusste nicht, wen ich versuchte zu beruhigen.
Das Ungetüm vor mir oder mich.
"Ich werde dir nichts tun. Und du mir auch nicht."
Ich machte einen kleinen Schritt zur Seite.
Ein Fehler.
Ich sah nur noch, wie er seine Hinterbeine anspannte.
Schnell sprang ich zur Seite.
Mit einen lauten Aufprall knallte der Wolf gegen den Baum, dort, wo ich noch vor einer halben Sekunde gestanden hatte.Ich lief los.
Noch schneller als zuvor rannte ich zurück in den Wald.
Beinah schon flog ich.
Doch das laute Krachen hinter mir machte mir klar, dass ich ihm niemals entkommen konnte.
Ich wagte es nicht nach hinten zu sehen.
Laut brach ich aus dem Gebüsch hervor und landete wieder auf der Lichtung.
Diesesmal hatte ich den Weg fast doppelt so schnell zurück gelegt.
Der Mond strahlte inzwischen schon weniger stark und ich konnte den Sonnenaufgang bereits erahnen.Eine Wurzel schlang sich um meinen Fuß.
Schmerzhaft landete ich auf den Boden.
Meine Hände begannen zu bluten, als ich mich mit ihnen auffing.
So schnell ich konnte, rappelte ich mich wieder auf.
Doch nicht schnell genug.
Ein lautes Knurren ließ mich erstarren.Ängstlich drehte ich mich um.
Kaum fünf Meter vor mir entfernt stand er.
Der Sonnenaufgang ließ sein feuchtes Fell golden leuchten.
In seinen Augen stand der Hunger.
Instinktiv wusste ich, dass ich ihm nicht entkommen würde.
Erschöpft sah ich ihn an.So würde es also mit mir zu Ende gehen.
Zerfleischt von einen Wolf.
Er setzte zum Sprung an.Ich bewegte mich keinen Zentimeter.
Ich schloss meine Augen.
Ich wollte es nicht sehen.

DU LIEST GERADE
Angart - Land der Wölfe
Manusia SerigalaAmalia dachte, dass sie bescheid wusste, wie ihr Leben verlaufen würde. Aber aus Versehen in eine andere Dimension zu reisen, in der die Welt nicht von Menschen, sondern von Werwölfe beherrscht wurde, war doch etwas überraschend. Was sich wie ein T...