Kapitel 5

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"Wie lang geht das schon so?", Carol betrachtet stirnrunzelnd wie Mo jeden Stamm zu Feuerholz verarbeitet.

Rick sieht auf seine nicht vorhandene Uhr: "Ungefähr drei Stunden.".

Carol seufzt: "Ich rede mal mit ihr. Niemand schlägt freiwillig so lange auf Holz ein.".

"Hauptsache du nimmst ihr die Axt weg. Bevor sich jemand verletzt.", erwidert Rick.

"Was ist los?", Carol stellt sich neben den Berg aus Holzscheiten.

"Ich arbeite. Ansonsten ist alles gut.", ich zeige ihr ein gestelltes Lächeln.

"Ich sehe das so, du lässt deine Wut über irgendetwas an diesem Holz aus. Da du neulich Nacht bei Daryl warst, nehme ich an es hat etwas mit ihm zu tun.".

Ich schlage die Axt in den Pflock und schirme meine Augen vor der Sonne ab: "Du bist ganz schön schlau.".

Carol zuckt mit den Schultern: "Ich weiß. Und jetzt komm aus der Sonne raus.".

"Wären wir noch in der normalen Welt, würden wir jetzt in einer Bar sitzen und Cocktails trinken. Aber da das die Apokalypse ist, gibt es Wasser und Möhren.", Carol stellt besagte Sachen vor mir auf den Tisch. Abwartend sieht sie mich an.

"Zusammenfassend lässt sich sagen das ich Daryl geküsst habe.".

"Oh nein, das heißt das ich Maggie eine Tube Zahnpasta schulde.".

"Ihr habt gewettet?", fassungslos sehe ich meine Freundin an.

"Ich hab gewettet ihr habt schon...mehr gemacht.", sie zwinkert.

"Es ist mir peinlich.", gebe ich zu.

"Warum?".

"Er ist abgehauen. Ich hab ihn geküsst und er war am nächsten Morgen weg. Ich komme mir so dumm vor.", ich lasse den Kopf auf den Tisch fallen.

"Mo, du interpretierst da zu viel rein. Daryl ist mit seinem Bruder immer mal abgehauen. Nach spätestens einer Woche sind sie wieder da.", sie tätschelt liebevoll meine Hand.

Erst drei Tage später höre ich das vertraute heulen der Motorräder. Das Tor wird geöffnet und Merle fährt durch das Tor, dicht gefolgt von Daryl. Sofort spüre ich die Aufregung in mir ansteigen. Die Zwei steigen ab und helfen dabei die Waren ins Innere zu verladen. Ich folge den anderen und begutachte die Dosen voll Fleisch und anderen haltbaren Lebensmitteln.

Es ist komisch wie bereits die kleinsten Sachen, plötzlich so wertvoll sind. Glenn hält freudestrahlend eine Zahnbürste in den Händen. Und Karl verschwindet mit einem Comic in seiner Zelle. Ich stehe etwas abseits und sehe den anderen zu. Merle scheint sich mit Rick zu streiten, sie reden aufeinander ein bis Merle nach draußen verschwindet. Ich war so abgelenkt das ich gar nicht gemerkt habe wie Daryl sich an mich herangeschlichen hat.

"Hier.", er drückt mir eine kleine schwarze Verpackung in die Hand.

Ich habe keine Zeit zu fragen oder mich zu bedanken, da ist er wieder weg.

Ich öffne die Schachtel und ein Mascara fällt in meine Hand.

"Was hast du da?", Sasha betrachtet den Mascara an.

"Den hat Daryl mir geschenkt. Ich hab nur mal kurz erwähnt das ich wünschte den gäbe es wieder.".

Sofort erinnere ich mich an die Situation zurück. Es ist erst ein paar Tage her das wir zusammen im Wachturm saßen und uns ein, seltenes, Bier teilten.

"Was ich wirklich vermisse ist meine Feuchtigkeitscreme und etwas Mascara.".

"Was'n das?", Daryl nimmt einen großen Schluck.

"Make-up in so einer kleinen Verpackung, zum Aufdrehen.", pantomimisch versuche ich ihm zu zeigen was ich meine.

"Alles klar. Ich hab keine Ahnung was du meinst aber ok.".

"Idiot!", ich klaue ihm die Flasche und leere sie bis auf den letzten Tropfen.


"Er hat es sich gemerkt. Das ist wirklich süß.", vorsichtig schält Carol eine Kartoffel und wirft sie in den großen Topf.

"Ja das ist es. Die Frage ist bloß was ich jetzt machen soll.", ich öffne eine Dose mit Mais und fülle sie ebenfalls in den Topf.

"Das wird sich schon ergeben. Du wirst sehen.", sie schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln.

BlutsommerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt