Kapitel 8

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"Daryl.", vorsichtig stupse ich ihn an der Schulter.

Er rührt sich kein Stück, seine Augen sind geschlossen. All unsere Sachen sind bereits gepackt, was zum Aufbruch noch fehlt ist Daryl. Erst nachdem ich ihm einen Schluck Wasser ins Gesicht kippe, ist er wach.

"Was soll das?", regt er sich auf während er sich das Wasser vom Gesicht wischt.

"Du hast einen verdammt tiefen Schlaf. Und jetzt komm ich hab alles schon zusammen geräumt.".

Wir verlassen das Lagerhaus wobei wir zum Glück kaum auf Walker treffen. Nach einer kurzen Fahrt sind wir auch schon bei dem Baumarkt. Im Gegensatz zum Rest der Stadt sind hier Fenster und Türen zerstört.

"Denkst du wirklich das wir hier etwas finden?", zweifelnd betrachte ich die ersten leeren Regale.

"Bisher war hier immer noch irgendwas. Sag Bescheid falls was ist.", damit verschwindet er zwischen den Regalen.

Die Schrauben finde ich relativ schnell und verstaue sie in meinem Rucksack. Plötzlich dringt das Klappern von Metall an mein Ohr. Außerdem höre ich das leise Stöhnen eines Untoten.

Er scheint sich hinter dem Regal vor mir zu befinden. Ich schleiche um die Ecke herum, sodass der Walker vor mir ist. Kaum ist er in meinem Blickfeld, dreht er sich fauchend zu mir um. Ich mache mich bereit ihn zu töten, gehe auf ihn zu und halte abrupt an. Es handelt sich um Tom, einen Freund aus meiner Schulzeit. Seine Pupillen sind weiß und seine Haut hängt in Fetzen, aber ich erkenne ihn wieder. Es ist grauenhaft ihn jetzt so zu sehen. Ich schaffe es nicht mich zu rühren.

Ein Pfeil schnellt durch die Luft, an mir vorbei und gräbt sich in das rechte Auge des Toten.

"Was verdammt machst du da?", schreit Daryl mich an.

Seine Miene wird weicher als er meinen fassungslosen Gesichtsausdruck sieht.

"Kanntest du den....scheiße Mo du hättest draufgehen können.".

Und dann macht er etwas was ich nie erwartet hätte, er nimmt mich in dem Arm. Es ist eine absolut surreale Situation aber es hilft.

"Ich hab alles. Komm lass uns zurück fahren.", er nimmt meine Hand und wir gehen zusammen zurück zum Motorrad.

Während wir weg waren hat sich die Situation im Gefängnis verschlimmert. Viele sind krank, von was weiß keiner. Hershel tut sein Bestes aber es scheint aussichtslos.

Maggie begrüßt uns:"Gut das ihr zurück seid. Es sind ein paar verrückte Dinge passiert.".

Betreten sieht Rick zu Boden:"Carol ist weg.".

"Wie weg?", fassungslos sehe ich unseren Anführer an.

"Ich musste sie wegschicken, sie hat zwei Infizierte getötet.", erklärt dieser.

"Rick wir reden von Carol. Sie könnte nie...".

Sasha unterbricht mich: "Sie hat gestanden, heute morgen ist sie gegangen.".

Dieser Gedanke will einfach nicht in meinen Kopf.

"Außerdem haben wir euch ausquartiert. Der Ostturm ist sicherer, weit weg von den Kranken.", Maggie selbst trägt einen provisorischen Mundschutz.

"Und wir haben weitere Probleme, der Governor hat sich wieder blicken lassen.", Rick tauscht einen Blick mit Daryl.

"Wer ist das?", fragend sehe ich zu Sasha.

Anscheinend habe ich damit einen Nerv getroffen, alle schweigen. "Kommt erstmal an und dann sehen wir weiter.", sagt Maggie.

Daryl und ich räumen unsere Sachen in den Turm. Es nicht viel, nur ein paar Decken und eine zweite Liege.

"Ich verstehe nicht das Carol einfach so weg ist.".

"Da steckt mehr dahinter, vielleicht will sie jemanden beschützen.", Daryl verstaut die ungenutzte Munition.

"Wen denn? Ihr Mann ist tot und sie hat keine Kinder.".

"Aber sie hatte.".

Augenblicklich drehe ich mich zu ihm um: "Sie hatte Kinder?".

"Eine Tochter, Sophia. Sie starb vor einiger Zeit.".

"Das wusste ich nicht. Aber sag mir, wer ist dieser Governor? Ihr habt ja alle so getan als wäre er das pure Böse.".

"Er ist für den Tot von einer Freundin verantwortlich, Andrea. Außerdem hätte er fast Michonne getötet und meinen Bruder. Ich hätte nicht gedacht das er noch lebt.", er sieht aus dem Fenster.

"Also handelt es sich bei ihm um einen weiteren Irren.", fasse ich zusammen.

"Er ging soweit das er seine Leute, aus purem Hass, gegen uns aufgestachelt hat. Ich bin mir sicher er wird es wieder tun.". Daryls Worte hängen düster zwischen uns.

Schlaflos im Gefängnis. Ich habe mich vor einer Stunde hingelegt und finde immer noch keinen Schlaf. Daryl patrouilliert außen um den Turm herum und behält den Wald im Auge. Er sieht verdammt attraktiv aus im Mondlicht. Meine Gedanken kreisen um Carol. Hoffentlich geht es ihr gut. Ich frage mich ob sie wohl irgendwann zurückkommt?

"Du schläfst ja gar nicht.", Daryl hängt das Fernglas an einen Haken.

Ich setze mich auf: "Der Mond ist zu hell, da kann ich nicht schlafen. Und gab's was Interessantes zu sehen?".

"Das übliche, Einhörner und Feen.".

"Ein Witz aus deinem Mund? Haben dich die Aliens entführt und durch einen Doppelgänger ausgetauscht?".

Daryl grinst frech und legt sich neben mich. Wir starren einander an wie peinliche Teenager.

"Warum küsst du mich nicht?", ich lehne mich ihm etwas entgegen.

"Weil es dann nicht nur mein Leben ist, was jeden Tag enden kann.". "Mach dir mal um mich keine Sorgen. Ich glaube eher es fällt dir schwer zu vertrauen, aber das ist ok, ich kann warten.".

BlutsommerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt