Begegnungen

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Christian Grey fuhr schweren Herzens zu seinem Elternhaus, obwohl ihm nicht wirklich danach zumute war.

Denn es war nicht das erste Mal, das Mia oder jemand fremdes bei ihm oder Elliot angerufen hatten, um sie von einer Party abzuholen, auf der es mächtig Streit mit ihrem Freund Patrick gegeben hatte.

Und es war auch nicht das erste Mal, dass Patrick sie geohrfeigt hatte und sie danach bei ihren Eltern saßen und es einen Familienrat gegeben hatte.

Grey parkte vor der Einfahrt der Villa seiner Eltern und ging schwer seufzend die Stufen hinauf, ihm wurde von der Haushälterin geöffnet und nach nur wenigen Momenten befand er sich im Wohnzimmer des Hauses, in dem schon rege diskutiert wurde.

„Wie soll das noch enden?“ Klagte Grace Grey, die Mutter der drei Kinder, die sich jetzt mal wieder alle im Hause befanden.

„Du musst endlich anfangen Konsequenzen zu ziehen!“ Forderte Carrick Grey, der Vater der adoptierten Kinder sie auf.

Mia saß auf der Couch, eingehüllt in eine Decke und hatte einen mürrisch, bockigen Gesichtsausdruck.

Elliot schaute hin und wieder aus dem Fenster, hielt sich aber ansonsten da raus, weil er die endlos Diskussionen leid war.

„Mia ist erwachsen, sie muss doch selber wissen, was sie mit ihrem Leben macht!“

„Nicht so, Elliot Grey!“ Ertönte aufgeregt Grace Stimme. „Mia hat ein Kind von einem dahergelaufenen Franzosen, jetzt hat sie einen cholerischen Freund, der ihr sowieso nie verzeihen wird, dass das Kind nicht seins ist. Von dem Desaster ihrer Kochausbildung einmal abgesehen und was soll aus ihrem Studium werden? Sie hat sich ihr Leben schon zur genüge versaut und ich bin nicht bereit, das weiter zu dulden!“

Carrick nickte und ergriff das Wort. „Mia, wir haben dir wirklich viel durchgehen lassen. Alkohol, Partys, Beziehungen, Frankreich, das Kind, wir unterstützen dich auch bei dem neuen Studium, aber irgendwann hat alles seine Grenzen. Du hast ein Kind, ohne Vater der dir zur Seite steht, ohne die finanziellen Mittel es selber zu schaffen. Und du musst endlich lernen Verantwortung zu übernehmen. Willst du wirklich, dass dein Kind eines Tages es als normal ansieht, dass seine Mutter einen cholerischen Freund hat, keinen Abschluss und …“

Doch Mia unterbrach ihn, ihre Stimme war schrill.

„Warum lasst ihr mich nicht endlich alle in Ruhe? Ich habe in Frankreich Pech gehabt und ja, ihr unterstützt mich wirklich rührend. Aber nur weil ihr bezahlt, habt ihr noch lange nicht das Recht, euch in mein Privatleben einzumischen. Und ich bin es ehrlich gesagt leid, dass Elliot und Christian ständig auftauchen, weil jemand anruft, wenn ich einen Krach mit Patrick habe!“

„Einen Krach? Wen belügst du eigentlich gerade, Mia?“ Christian hatte sich zu Wort gemeldet. „Handgreifliche Auseinandersetzungen, das ist mehr als reines Geschrei, bei dem man euch einfach von der Party werfen würde. Selbst Fremde machen sich anscheinend sorgen und rufen uns deswegen an. Gut, wenn du dein Leben selbst leben willst, dann steh auch dazu, wenn es schief läuft. Weder Elliot, noch Mom und Dad oder ich können und wollen andauernd springen, wenn mal wieder etwas nicht läuft bei dir. Aber eins solltest du dir merken, ohne die Geduld und das Geld unserer Eltern wärst du längst mit deinem Kind in der Gosse!“

Alle schauten Christian erschrocken an, er beteiligte sich selten an familiären Auseinandersetzungen, aber wenn er es tat, dann hatte er auch meistens deutliche Worte übrig.

Bekümmert sank Mia mehr in die Sofalehne.

„Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich mag Patrick wirklich gerne, aber er rastet auch ziemlich schnell aus. Das macht mir zu schaffen. Er möchte feiern, während ich zu Hause auf das Kind aufpassen soll!“

Shades of Grey - SilbergrauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt