Epilog - Die Figur Christian Trevelyan Grey

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Lieber Christian,

sicher wirst du schon versucht haben mich anzurufen. Unzählige Male, und ich weiß, wenn du mich nicht erreichen kannst, dann wirst du anfangen mich zu suchen, bei mir zu Hause, in der Uni, bei Meander.

Wenn du diese Zeilen liest, bin ich nicht mehr in Seattle, meine Wohnung ist vermietet, mein Studienplatz aufgegeben und meine paar Bekannten habe ich hinter mir gelassen.

Ich denke ich bin es dir schuldig, dir zu erklären, warum ich alles so überstürzt abbreche, nachdem wir so spontan miteinander geschlafen haben.

Wir kannten uns seit einiger Zeit, wir haben uns gestritten, wir hatten schöne Zeiten, obwohl ich deinen Reichtum verachte, hast du mir zu liebe, Wege gefunden, meine Aufmerksamkeit zu gewinnen, ohne deinen Reichtum zu benutzen.

Du hast Kreativität bewiesen, du hast mich beeindruckt, du warst da, in meiner Not, nicht nur einmal, sondern gleich mehrmals.

Niemals könnte ich dir das jemals zurückzahlen, auch nicht mit Sex und auch nicht in vier Monaten, die ich in Zeit bezahlen würde.

Und obwohl ich bis zum letzten Augenblick auf keinen Fall mit dir schlafen wollte, warst du an diesem Spätnachmittag so ehrlich und so verletzlich offen zu mir, dass ich gar nicht anders konnte, als deine Nähe zuzulassen, körperlich als auch im Vertrauen.

Die Art, wie du mit mir umgegangen bist, war einzigartig, doch ich war auf dem besten Wege mich in dich zu verlieben, meine Prinzipien zu brechen, dich in mein Leben zu lassen, so weit, dass du Macht gehabt hättest mich zu verletzen und das wollte ich nicht.

Warum?
Weil du nie bereit gewesen wärst, mir den Christian Grey zu zeigen, der du wirklich bist. Du kannst die Maske des Lord Grey nur schlecht ablegen.

Und ich weiß nicht, ob du das jemals schaffen würdest, oder schaffen willst.

Sicher möchtest du wissen, was mich dazu gebracht hat, ob es der Sex war. Der war intensiv und wunderbar, aber ja, aufgrund unseres kleinen Ausrutschers habe ich alles in schnellen Zügen geregelt und meine Zelte abgebrochen.
Das Erste, was mir negativ aufgefallen ist, dein Wunsch mich zu fesseln. Das sind Tendenzen eines dominanten Mannes, also bist du nicht nur dominant in deinem Geschäftsgebaren, sondern auch privat. Ich weiß, dass diese Fesselspielchen nur der Anfang sind und wenn wir ehrlich zu uns selber sind, dann wäre es nicht bei dem einen Betthupferl geblieben und weiter würde ich niemals gehen. Ich bin keine Sub und ich bin nicht ansatzweise devot veranlagt.

Doch das allerwichtigste, warum ich gegangen bin, du hast mich beim Sex herumgedreht, ich durfte dir nicht in die Augen schauen.

Ich sollte nicht mal den Kopf in deine Richtung drehen, du hast dafür gesorgt, dass ich nur auf das Kissen oder die Wand starren kann.

Mir war bewußt, dass du mich erst umgedreht hast, als ich die Augen bei deinen Liebkosungen aufgeschlagen habe.

Die Augen sind das Wichtigste an einem Menschen, sie sind der Blick in die Seele.

Und ich hätte gerne in deine verletzte Seele geschaut, wenn du mir nur vertraut hättest, aber du möchtest nicht. Du willst für niemanden etwas anderes sein als Christian Trevelyan – Grey, der reiche, machtvolle silber graue Anzugträger.

Einer künstlich erschaffenen Figur, mit der du dich selber schützt, will ich keine Verbindung aufbauen.

Es tut mir leid, Christian. Du hast angefangen mir etwas zu bedeuten, bei den winzigen Momenten, in denen du Christian warst, nicht Lord Grey.

In Liebe, Ana

BW9

Shades of Grey - SilbergrauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt