ohne Ihn [1]

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Mit angespannter Haltung verlasse ich den Club. Ich wusste, dass es keine gute Idee war, aber wie immer habe ich gehandelt, bevor ich wirklich nachgedacht habe. Ich nicke dem Türsteher zu, und dränge mich dann durch die Leute nach draußen.

Ich sehe ihn noch, ehe er um die Ecke Richtung Parkplatz verschwindet.

"Harry", schreie ich, als ich sehe, dass er ins Auto steigen will und augenblicklich verkrampft sein Griff sich. Er dreht sich zu mir, lässt dennoch den Griff des Autos nicht los und ich sehe, dass in seinen Augen Tränen schwimmern. Außer Atem, komme ich vor ihm zu stehen. Sein Blick ist jetzt starr auf den Boden gerichtet. Als ich jedoch sein Kinn anheben will, wehrt er sich. Ein zweites Mal greife ich nach seinem Gesicht, aber auch dieses Mal, reißt er sich los und ich atme tief ein.

Ich bin ein geduldiger Mensch, trotzdem schafft es Harry mich immer wieder in die Weißglut zu treiben.

"Sieh mich an!", knurre und umgreife sein Gesicht mit meinen Händen, sodass er mich ansehen muss. Die erste Träne rollt von seiner Wange auf meinen Handrücken und er versucht sie loszureißen. Vergeblich.

"Wie konntest du nur?", fragt er dann und ich kann das Zittern in seiner Stimme bis in meine Fingerspitzen fühlen.

"Ich habe sie nicht geküsst, sie hat mich geküsst."

"Versuch nicht die Schuld bei ihr zu suchen, du hast ihn erwidert! Du Arschloch, wie konntest du nur?"

Er beginnt gegen meine Brust zu trommeln und weint jetzt hemmungslos. Ich greife nach seinen Handgelenken und ziehe sie nach unten.

"Ich denke es ist besser, wenn wir das hier beenden" - seine Stimme ist nur ein Flüstern. Sofort schüttele ich meinen Kopf. Mein Herz rast. Nein.

Aus lauter Verzweiflung, ziehe ich seinen Nacken zu mir hoch und verwickele ihn in einen Kuss. Sofort dränge ich meine Zunge in seinen Mund und sauge fest an seiner Unterlippe. Harry legt instinktiv seine Hände an meine Unterarme, will mich dennoch im nächsten Moment von sich schieben.

"Nein!", nuschele ich gegen seine Lippen und schiebe ihn unsanft gegen das Auto. Das Ganze entwickelt sich zu einem Kampf und es gab nur einer, der ihn gewinnen konnte.

"Draco, nein", knurrt Harry immer wieder, aber ich gebe nicht auf und drücke seinen Körper weiterhin, mit aller Kraft, gegen das Auto. Ich lasse ihn jeden meiner Rippen und dazu meinen Herzschlag spüren.

Er macht mich unaufmerksam, indem er seine Hand auf meine Brust gleiten lässt und im nächsten Moment, drückt er mich mit seiner ganzen Kraft zurück. "Komm nicht näher", sagt er, als ich wieder auf ihn zugehen will und er hebt die Arme.

"Ich liebe dich." Meine Verzweiflung ist unüberhörbar. Er beginnt seinen Kopf zu schütteln. "Es gab eine Zeit, in der ich dir das geglaubt habe", flüstert er. Meine ganze Welt bricht zusammen, nach diesem kurzen Satz seinerseits.

"Sag sowas nicht, Harry, bitte..."

Ich gehe auf ihn zu und lehne meine Stirn gegen seine. Er lässt es zu, ist dennoch weiterhin verkrampft.

"Sag, dass du mich auch liebst, bitte", flehe ich weinerlich und lasse meine Hände auf seine Hüfte gleiten. Mein Blick trifft auf seinen.

"Bitte..." - "Bitte..." - "Bitte..."

Dieses eine kleine Wort flüstere ich immer wieder vor mich hin.

"Lass uns nach Hause gehen", höre ich  ihn sagen. Ich nicke hektisch. Zuhause. Mein Zuhause war dort, wo er war. Er war alles, was ich hatte. Alles, was ich besitzen wollte.

Er betätigt den Knopf des Motors und lässt mich aufsehen. Das kleine Anwesen, erstreckt sich über mir und ihm und ich seufze auf. Dann schnalle ich mich ab und sehe zu Harry, welcher seinen Anschnallen ebenfalls gelöst hatte.

Ich stehe auf und steige aus dem Wagen. Die Tür werfe ich hinter mir zu und laufe auf das Haus zu, in dem Glaube Harry würde mir folgen.

Das tut er aber nicht.

Ich höre nurnoch, wie die Reifen zu quietschen beginnen und sofort schnellt mein Blick zurück zu Harry.

"Harry!", schreie ich ihn die Nacht, aber da biegt das Auto schon um die Ecke. "Harry!", schreie immer wieder, obwohl ich wusste, dass er mich nicht hören konnte.

"Harry", sind meine letzten Worte, bevor ich auf dem Bürgersteig zusammenbreche und mein Kopf auf dem Boden aufkommt.

Ohne ihn war ich nichts.

Ohne ihn wollte ich niemand sein.

Fortsetzung folgt...



OS' -drarry Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt