chapter 2

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„Die Kimchi waren wie immer göttlich, Mrs Chang."
Ja, wirklich lecker. Vielen Dank, dass wir vorbeikommen durften", ergänzte Ellie.

„Ach, ihr wisst doch das ihr immer willkommen seid." Sumi schob sich an ihrer Mutter vorbei, um uns zum Abschied zu umarmen. „Wir sehen uns nachher. Ich glaube, ich mache heute wieder meine übliche Runde. Ihr wisst schon." Sie grinste.

„Ja, wissen wir. Deine übliche Runde besteht aus Kaffee schnorren und Muffins kostenlos futtern bei Ellie im Café und anschließend Bücher durcheinanderbringen und mich von der Arbeit abhalten in der Bibliothek."
Sumi grinste. „So ist es, Vio. Also dann, bis nachher!"

„Hast du noch kurz Zeit mit in den Afroshop zu kommen oder hast du es eilig?", fragte Ellie. Ich sah auf meine Uhr und rechnete nach. „Doch, sollte gehen, so lange du nicht zwei Stunden brauchst, um dich für ein Shampoo zu entscheiden, wie letztes Mal!"

„Niemals." Sie grinste. „Du kennst doch mein Motto."
„Black is beautiful und Schönheit braucht seine Zeit."
„Du sagst es, Vio. Außerdem müssen wir eh noch klären, ob wir auf die Party heute Abend gehen."

Wir betraten den winzigen Laden und Ellie steuerte zielstrebig auf die Regale mit Shampoo für Afrohaar zu. „Hallo George!", rief sie in den Laden, obwohl niemand zu sehen war.
„Schau mal, es sind neue Haarteile da! Die sehen echt schön aus."

Ellie trat neben mich. „Du hast recht. Oh, schau mal, mit dem hier wären wir fast Partnerlook." Sie deutete auf ein rosa Haarteil. Ich grinste und hielt eine meiner rosa Strähne daneben. Die Farbe war inzwischen ziemlich ausgeblichen und lag eigentlich nur noch als rosa Schimmer über dem aschigen Blond meiner Haare.

„Wie cool wäre das. Aber du liebst deinen Afro! Und ich auch."
„Du hast recht. Irgendwann vielleicht." Ellie schnappte sich ihr Shampoo und legte das Geld passend auf die Kassentheke. „Ich nehme mein übliches Shampoo, George, Geld liegt auf der Kasse", rief sie.
„Ist gut, bis bald, Ellie", antwortete Georges Stimme aus den Tiefen des Lagers hinter der Kasse.

„Also was sagst du zur Party nachher? Alex möchte sicherlich hin", griff Ellie das Thema erneut auf. „Und du kannst ihm nicht ewig aus dem Weg gehen."
Ich stöhnte. „Ich weiß, und ich weiß auch, dass es mir eigentlich nicht unangenehm sein sollte. Aber naja, ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn so bloßgestellt habe."

„Das hast du doch gar nicht. Solange seine Kumpels nichts mitbekommen haben, ist es ihm doch egal. Und selbst wenn sein Ego einen winzigen Knacks abbekommen hat, ist das auch alles andere als dramatisch."

„Du hast ja recht."
Sie griff nach meiner Hand und hielt mir meinen Zeigefinger samt Ring vor die Nase. „Was steht da?" Ich lachte. „Vio!"
„Nein, da steht Nein."

„Ganz genau, weil man jederzeit Nein sagen kann, immer. Umentscheiden ist in Ordnung, direkt nein zu sagen, zuerst ja und später nein. Es ist immer in Ordnung. Und der Kerl muss damit klarkommen. Dann lagt ihr eben nackt im Bett und du bist abgehauen, na und?"

Ich lachte wieder. „Danke, du bist toll."
„Weiß ich doch."
„Also gut, lass uns hingehen. Ich habe ein gutes Gefühl für diesen Tag und habe Lust mit euch zu feiern. Außerdem habe ich so gut geschlafen, dass ich sicherlich die ganze Nacht durchtanzen kann."

„Das nenne ich mal optimale Bedingungen". Ellie grinste und ich nickte zustimmend. „Dann treffen wir uns nach der Arbeit in unserem Zimmer? Ich sage Alex und Sumi Bescheid."
„Perfekt." Ich drückte sie. „Dann sehen wir uns nachher. Viel Spaß dir."
„Dir auch. Bis dann."

Wenig später lief ich durch den Park, auf den ich von meinem Lieblingsplatz in der Bibliothek schauen konnte. An der Mensa und den wenigen Studierenden, die sich draußen herumtrieben, vorbei. Altehrwürdige Eichen säumten den Weg und ich freute mich bereits auf die Zeit, wo wir unseren Buchclub wieder draußen stattfinden lassen konnten. Eiskaffee tranken, auf dem Boden saßen und uns die Sonne ins Gesicht scheinen ließen.

In der Bibliothek angekommen, begrüßte ich Pepper, Mortys Golden Retriever, wobei von Morty nichts zu sehen war. Ich loggte mich ein und begann den Stapel der zurückgegebenen Bücher nach Regalen zu sortieren. Es war keine Prüfungsphase in Sicht, deshalb war die Bibliothek nur von vereinzelten Studierenden besucht. Eine kleine Gruppe hatte es sich in einer der Sofaecken gemütlich gemacht und ein paar waren an den Computern oder in den Gängen verteilt.

Es war also absolut perfekt. Ich machte mir einen Kaffee in der kleinen Küche und vertiefte mich dann in die Bücherstapel.  Von Morty war immer noch keine Spur zu sehen, aber bei der Größe der Bibliothek wunderte mich das überhaupt nicht. Der Eingang und mein Arbeitsplatz befanden sich mittig der langen Seite. Mir gegenüber führte eine der insgesamt drei Wendeltreppen ins zweite Stockwerk, wo sich weitere Studienplätze befanden. Ich belud den Bücherwagen, bis die Türme so wackelig aussahen, dass ich einige Bücher wieder herunternahm. Ich rollte ihn bis zum rechten Ende und blieb dann, die Hände in die Hüften gestemmt stehen, um wieder zu Atem zu kommen.

Hier, ganz rechts, befand sich eine meiner drei Lieblingsrubriken. Mythen und Sagen. Ich begann die Bücher an die richtigen Stellen zu sortieren und war dabei vollkommen ungestört. Kaum einer verirrte sich in diesen Teil der Bibliothek. Ich hatte unseren Sensor dabei, der mir signalisieren würde, wenn jemand am Tresen etwas von mir möchte. Ich hatte meinen Kaffeebecher verbotenerweise mitgenommen, stöpselte mir jetzt einen Kopfhörer ein und startete meine Lieblingsplaylist.

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Falls du dich wunderst. Für Alex nutze ich ein geschlechtsneutrales Pronomen (sier/siene), um das einfach etwas zu normalisieren. Falls mir da ein Fehler passiert, kannst du mich natürlich gerne darauf hinweisen.

Vielen Dank fürs Lesen💛 würde mich sehr über Votes und Kommentare freuen ✨

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