Reiner greift nach oben und pflückt eine rosafarbene Kirschblüte, die er Aurora ins Haar steckt. Sie lächelt einmal schüchtern und nimmt seine Hand, die sie einmal drückt. „Du hattest tatsächlich recht. Er scheint wirklich größer zu sein als Berthold. Es ist sehr ungewöhnlich, dass ein Kirschbaum so groß wird." Er legt den Kopf in den Nacken und kann die Baumkrone nicht sehen. „Vielleicht gibt es irgendein Geheimnis, dass dieser Baum so groß und so alt geworden ist", meint Reiner. „Oder er ist ein Titan, der sich als Baum verkleidet hat." Da schaut der Blonde sie perplex an. „Schau nicht so", lacht Aurora. „Das war doch nur ein Scherz." Er schüttelt den Kopf und zusammen gehen sie Hand in Hand den kleinen Hügel wieder in das Dorf hinunter. Inzwischen haben sie sich ein wenig mit den Dorfbewohnern unterhalten. Auf einem der Felder winkt ihnen ein älterer Mann zu und sie erwidern den Gruß. Allerdings entgeht Aurora nicht, dass er besorgt aussieht, weshalb sie zu ihm geht. „Hallo, Sören. Du scheinst Sorgen zu haben, was ist denn los?" Der immerzu fleißige Feldarbeiter stützt sich auf seinen Spaten und seufzt einmal. „Ach, es ist wegen Keks", sagt er. „Der arme Ackergaul ist inzwischen zu alt und zu schwach, um den Pflug zu ziehen. Ich schätze mal, dass ich diese Arbeit alleine machen muss und gewaltig mit dem Weizen anpflanzen zurückfalle." In der Tat ist das ein Problem, wo Aurora ihm nicht helfen kann. Doch Reiner scheint gerade über etwas nachzudenken. „Ich kann den Pflug für Keks ziehen", sagt er dann. Sören fällt die Kinnlade herunter. Er schaut Reiner absolut ungläubig an. „Nein, auf keinen Fall. Das kann ich unmöglich von dir verlangen." Da lacht der Blonde einmal und klopft ihm auf die Schulter. „Wir sehen uns in einer halben Stunde."
Aurora hat Maria noch kurz im Haus geholfen, dann macht sie sich auf dem Weg zu dem Feld, wo sich Reiner gerade die Zugriemen um den Körper bindet. Sören steht der Schweiß auf der Stirn und wischt sich diesen gerade mit einem Tuch weg. „Er meint das tatsächlich ernst..." Aurora grinst ihn einmal an. „Komm und hilf mir den Weizensamen zu verteilen." Sie nimmt sich einen Eimer voller Samenkörner und sieht Reiner an, der sich in Bewegung setzt und den Pflug hinter sich her zieht. „Du hast ja keine Ahnung, was für Kräfte in ihm schlummern", sagt sie und zwinkert ihm zu. Sören muss zugeben, dass er von seiner körperlichen Stärke wirklich beeindruckt ist. Er hätte nicht gedacht, dass ein Mensch in der Lage ist, die Arbeit eines Pferdes zu erledigen. Reiner lockert die Erde auf, Aurora streut die Samen hinein und Sören vergräbt sie wieder. Aus einem Brunnen wird frisches Wasser geschöpft und das frisch bepflanzte Feld damit bewässert. Reiner wischt sich den Schweiß von der Stirn und wäscht sich erst einmal das Gesicht. „Ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Ihr beiden habt mir wirklich sehr geholfen." Reiner nickt ihm zu. „Wir gehören jetzt auch zu diesem Dorf und helfen gerne jederzeit wieder." Aurora stimmt ihm zu und zieht sich nach einem langen Arbeitstag in das Haus der alten Dame zurück. Ihr tun die Knochen und die Muskeln furchtbar weh. Ihr gesamter Körper schmerzt ungemein, doch sie beschwert sich nicht. Immerhin hat man sie hier liebevoll und mit offenen Armen aufgenommen. Außerdem was soll Reiner denn sagen? Er hat stundenlang den schweren Feldpflug hinter sich hergezogen. Sie ist es einfach nicht gewöhnt zu arbeiten und dennoch scheut sie sich vor keiner Schufterei.
Sie kann sich noch daran erinnern, dass ihre Mutter einmal zu ihr gesagt hat: Wer essen kann, der kann auch arbeiten. Und obwohl ihr alles wehtut, hilft sie Maria beim Abendessen. „Lebst du eigentlich alleine in diesem Haus?" Reiner wirft Aurora einen mahnenden Seitenblick zu, doch Maria trägt diese Frage mit sehr viel Fassung. „Nein, mein Kindchen. Mein lieber Ehemann Jesper lebt mit mir zusammen. Doch er ist im Moment noch in den Bergen unterwegs. Ich denke aber, dass er in ein paar Tagen wieder nach Hause kommt." Aurora stimmt es glücklich, dass Maria keine alte, einsame Dame ist. Sie weiß wie weh es tut, wenn man mutterseelenallein ist. „Du verstehst wirklich viel vom kochen und Brote belegen, mein Mädchen. Das muss ich dir lassen. Und das obwohl du noch so jung bist", lobt Maria sie. Aurora errötet ein wenig und lächelt verlegen. Komplimente sind eine Sache, mit der sie nicht besonders gut umgehen kann. Dennoch freut sie sich darüber. „Esst, ihr beiden. Sicherlich habt ihr Hunger nach einem so aufregenden Tag." Auch wenn es sich nur um eine kalte Brotzeitplatte handelt, findet Aurora, dass sie einfach großartig schmeckt. Insgeheim vermisst sie es zwar, dem Gepanzerten etwas in den Rachen zu werfen, doch diese Zeiten sind vorbei. Immerhin hofft sie, dass Reiner nie wieder kämpfen muss. Er hat sie all die Zeit über beschützt, sie mit seinem Leben verteidigt. Vor riesigen, menschenfressenden Monstern, vor ihrem Vater und vor sich selbst. Sogar den Naturgewalten hat er getrotzt und sie vor dem sicheren Tod bewahrt. Sie denkt an all die Leute zurück, die sie auf ihrer Reise getroffen haben. Aurora ist so in Gedanken vertieft, dass sie gar nicht bemerkt hat, wie Maria sie angesprochen hat. Erst als Reiner sie wieder wach rüttelt, blinzelt sie verwirrt. „Ist alles in Ordnung, Kindchen? Du hast ein paar unverständliche Sachen vor dich her gemurmelt." Sie nickt und isst ihr Brot auf. „Tut mir sehr Leid, ich habe nur gerade an einen alten Freund von uns gedacht." Reiner muss nicht einmal nachfragen. Er weiß, dass sie Berthold gemeint hat. Anscheinend fragt sie sich immer noch, was aus dem Koloss geworden ist.
Nach dem Abendbrot, übernimmt Aurora noch den Abwasch und fällt dann todmüde ins Bett. Innerhalb von zwei Minuten ist sie eingeschlafen und kuschelt sich dann unbewusst an Reiner, als dieser eine Stunde später dazu kommt. Er schläft noch nicht, will ihr aber Wärme und Geborgenheit geben. Erst nach zwei weiteren Stunden, schließt er dann die Augen und beginnt selbst zu schlafen. Es ist ein wunderschöner und sonniger Tag. Auf einem Ast sitzt ein Vogel und singt seine Lieder vor. Aurora ist gerade dabei die Wäsche zu waschen, als sie plötzlich etwas unter ihren Füßen spürt. Die Erde beginnt zu zittern. Unruhig, schwappt das Wasser in dem Bottich hin und her, dann sieht sie auf und wird leichenblass. „Nein...unmöglich...das gibt es einfach nicht...das darf nicht wahr sein..." Vor lauter Angst, lässt sie das Hemd achtlos fallen und starrt in ein großes, grünes Augenpaar. Der angriffslustige, attackierende Titan starrt aus luftigen fünfzehn Metern auf sie herab. Aurora ist alle Farbe aus dem Gesicht gewichen. „Was machst du denn hier, Knochenfratze?" Er rührt sich nicht, sondern starrt sie einfach weiterhin nur an. Irgendwann öffnet er sein klaffendes Maul, doch mehr als ein brüllen kommt nicht heraus. „Verschwinde endlich von hier und lass mich für immer in Ruhe. Oder willst du dich für die Dose rächen, die ich dir an den Kopf geschmissen habe?" Ohne jegliche Vorwarnung, packt er sie nun und drückt ihr alle Luft aus den Lungen. Sie schreit einmal erstickt und nur einen kurzen Moment später, kommt Reiner aus dem Haus gerannt, um sie zu beschützen. Doch der attackierende Titan hebt vorher sein Bein und zertrampelt Reiner, als wäre er ein lästiges Insekt. Ein markerschütternder Schreckensschrei entweicht ihr, als sein Körper zerplatzt wie eine faule Tomate und unter dem Fuß nur noch eine Blutlache zu sehen ist. Dann öffnet er sein riesiges Maul und sie kann nur noch seinen aufkommenden Schlund auf sich zukommen sehen.
Mit einem unterdrückten Angstschrei, reißt sie schreckgeweitet die Augen auf. Aurora fühlt, wie ihr Herz panisch und schmerzhaft unkontrolliert gegen ihre Brust schlägt. Nur langsam verschwimmen die Bilder wieder und ihr Gehirn realisiert, dass sie geträumt hat. Nur langsam, ebbt ihre stille Panikattacke wieder ab und sie sieht auf den schlafenden Reiner, der sie noch immer im Arm hat. „Bei meiner Seele...wann hören endlich diesen furchtbaren Alpträume auf?", murmelt sie leise. Vorsichtig, schält sie sich aus seiner Umarmung und verlässt das Haus. Sie braucht dringend etwas frische Luft und versucht dabei die schrecklichen Bilder zu vergessen. Aurora stöhnt einmal verzweifelt. „Das ist doch völlig unlogisch. Woher soll die Knochenfratze wissen, wohin wir gegangen sind?" Obwohl sie hier weit weg von der Mauer und somit in Sicherheit ist, erwacht dennoch immer wieder die Erinnerung an die Angst in ihr. Eingesperrt zu sein, ist für Aurora das allerschlimmste was es gibt. Damals haben ihr die wenigen Tage innerhalb der Mauer gereicht und sie weiß noch wie erleichtert sie gewesen ist, als Reiner kam um sie zu retten. Auch wenn es wirklich sehr übertrieben war, dabei die ganze Stadt zu zerstören. Dennoch konnte sie seine Wut damals nachvollziehen. Nun legt sie den Kopf in den Nacken und betrachtet den wolkenfreien, sternenbedeckten Nachthimmel. Sie scheint gerade über etwas nachzudenken und bemerkt daher die leisen Schritten nicht, die auf sie zukommen. „Kannst du nicht schlafen?" Sofort wirbelt sie erschrocken herum und atmet einmal erleichtert aus, als sie in das vertraute, goldfarbene Augenpaar sieht. „Nicht wirklich. Selbst hier, wo wir so weit weg sind, suchen mich immer noch Alpträume heim." Reiner geht zu ihr und setzt sich mit ihr unter einen blütenprächtigen Apfelbaum. „Erzähl mir davon, vielleicht geht es dir dann besser." Einen Versuch wäre es wert, also berichtet sie ihm von den schlimmen Bildern, die sie im Traum gesehen hat. „Verstehe, das scheint dich wirklich sehr zu beschäftigen." Sie seufzt einmal erschöpft. „Dazu kommt noch, dass unsere Suche hier wohl ein Ende gefunden hat. Dieses kleine Dorf ist wirklich wunderschön. Es gefällt mir hier sehr. Aber..." Sie zögert und er legt den Kopf schief. „Aber...?"
Aurora schaut ihn ein wenig traurig an. „Ich mag den großen Reiner, immerhin habe ich dich in dieser Gestalt kennengelernt. Wir haben Freud und Leid miteinander geteilt und es fällt mir schwer zu akzeptieren, dass ich dich womöglich nie wieder so sehen werde." Tatsächlich überrascht ihn das nun doch etwas. „Ich verstehe nicht, warum du dir deswegen Sorgen machst. Magst du den kleinen Reiner etwa nicht?" Perplex reißt sie die Augen auf. „Doch, natürlich mag ich dich auch so. Es ist einfach nur...ich meine..." Da grinst er plötzlich. „Sieh es doch mal von einer anderen Seite. Jetzt wo ich normal groß bin, können wir Dinge tun, die wir vorher nicht konnten. Das zum Beispiel." Er legt sich hin und bettet seinen Kopf in ihren Schoß. Und anscheinend hat Aurora damit nicht gerechnet, denn sie fiept einmal leise und überrascht auf. „Das fühlt sich so gut an...", säuselt der Blonde einmal entspannt. „...Das ist in der Tat neu, oder auch nicht...", nuschelt Aurora leicht überfordert. Damals in der Höhle hat sie seinen Kopf auf ihren Schoß gebettet. Doch es ist das erste mal, wo er das von sich aus macht. Sachte, legt sie ihre Hand auf seinen Kopf und streichelt ihm zärtlich durch sein hellblondes Haar. „Dennoch...ist das jetzt alles, was du in dieser Gestalt nun kannst?" Noch im selben Atemzug bereut sie diese Frage, denn sein verschmitztes Grinsen kann nichts gutes bedeuten. „Willst du das gleich hier und jetzt herausfinden?" Sie schluckt einmal und überlegt tatsächlich, ob sie sich auf dieses äußerst verlockende Angebot einlassen soll. Doch schließlich zwickt sie ihm in die Backe und zieht einmal daran. „Sei bloß vorsichtig mit deinen Aussagen, sonst legst du deinen blonden Schopf gleich wo ganz anders hin." Er schmunzelt. „Und wo genau wird das sein?" Nun schlägt sie ihn mit den gleichen Waffen, die er gegen sie eingesetzt hat. „Willst du das gleich hier und jetzt herausfinden?" Das lässt sich Reiner nicht zweimal sagen. „Aber immer doch", flötet er. Sofort erhebt er sich wieder und stürzt sich auf sie. Er drängt sie auf den Rücken zurück und drückt sein Gesicht genau zwischen ihre weichen Brüste. Aurora quietscht einmal erschrocken auf und reißt purpurrot die Fäuste nach oben. „So hab ich das aber nicht gemeint", jault sie, während er sein Gesicht weiter in diese zwei himmlischen Kissen drückt.
Er sucht sich eine bequeme Position und bleibt so einfach auf ihr liegen. „Oh mein Gott, bin im Himmel..." Reiner ist auch nur ein Mann und braucht manchmal etwas Zuneigung. Der erste Schock legt sich langsam wieder. Aurora stöhnt einmal und krault ihm dann zärtlich den Nacken. „Ich gebe zu, dass du immer wieder für eine Überraschung gut bist." Sie seufzt einmal leise und schließt einmal kurz die Augen. Auch wenn er sie mit einem Kampfgewicht von fünfundneunzig Kilo beinahe erdrückt, fühlt sie sich seltsam wohl. Immerhin sind Muskeln schwerer als Fett und das zweite existiert nur in geringen Mengen an ihm. Beinahe, wäre er in dieser Position wieder eingeschlafen, doch dann steht er doch wieder auf. Sofort fängt es Aurora an zu frösteln, als die begehrte Wärmequelle weg ist. „Lass uns wieder reingehen und noch ein bisschen schlafen. Draußen verkühlen wir uns nur." Reiner hilft ihr auf die Beine und schon muss sie einmal herzhaft gähnen. „Du hast recht, sonst kommen wir morgen früh beide nicht aus dem Bett raus." Mit einer Decke würde das natürlich ganz anders aussehen, immerhin sind es beide gewohnt draußen zu schlafen. Plötzlich ertönt ein unbekanntes Geräusch und Aurora wirbelt ängstlich herum. „Was war das?" Ein grünes Augenpaar leuchtet in der Dunkelheit auf. Sofort wird ihr ganz anders und die fürchterlichen Bilder ihres letzten Traumes kommen wieder zurück. Reiner schiebt sie beschützerisch hinter sich, doch dann staunen alle beide nicht schlecht, als eine bildschöne, cremefarbene Katze mit smaragdgrünen Augen ins Mondlicht tritt. Sie trägt ein rotes Halsband mit einem Glöckchen daran. „Oh, wie entzückend", sagt Aurora und geht in die Hocke. Vorsichtig streckt sie die Hand aus. „Komm her, Kätzchen. Ich tu dir nichts." Sie kommt näher, schnuppert einmal an ihrer Hand und lässt sich streicheln. Sie schnurrt einmal leise auf, dann streicht sie ihr um die Beine und prescht schließlich davon. „Katzen sind wirklich sehr eigensinnig. Also gut, gehen wir wieder ins Bett. Sonst komme ich wirklich nicht mehr auf die Beine." Sie kuschelt sich unter die Bettdecke zurück und schmiegt sich an Reiner heran. Auch wenn er nun normal groß ist, fühlt sie sich immer noch von ihm beschützt und sicher. Sie weiß, dass sie sich immer auf ihn verlassen kann.
Die Sonne ist aufgegangen. Beide liegen noch im Bett und dösen vor sich her. Unbewusst, belauscht Aurora ein Gespräch zwischen Maria und einer fremden Stimme, die sie nicht kennt. „Ich bin so froh, dass du wieder da bist, Jesper. Du glaubst gar nicht wie sehr du mir gefehlt hast." Anscheinend ist ihr Ehemann im Morgengrauen wieder zurückgekommen. Er ist ebenfalls schon in die Jahre gekommen. „Du hast mir auch sehr gefehlt, meine liebe Maria. Allerdings bin ich überrascht, dass wir Besuch haben." Sein Blick fällt auf die beiden. „Das sind Aurora und Reiner", erzählt die alte Maria ihm. „Sie sind erst vor kurzem hier aufgetaucht. Das arme Ding hat so viel durchmachen müssen, lass sie noch schlafen, bis das Frühstück fertig ist." Später machen sie sich mit Jesper bekannt, während es köstliche Eier und gebratenen Speck gibt. Aurora könnte weinen. Sie hat seit Urzeiten nichts mehr so leckeres gegessen. „Wo genau kommt ihr beide denn eigentlich her?", will Jesper wissen. Aurora tauscht mit Reiner einen kurzen, stillen Blick. Dann schluckt sie den Speck hinunter. „Ursprünglich kommen wir aus Marley", sagt sie nun. Nun tauscht das alte Ehepaar einen Blick miteinander. „Aus Marley...? Ihr beiden kommt aus Marley?" Maria macht einen sprachlosen Eindruck. „Kindchen...das ist so weit weg von hier. Wie habt ihr beiden es nur hierher geschafft?" Es war dumm von Aurora ihr die Wahrheit zu sagen. Doch manchmal kann sie einfach nicht lügen. „Das ist eine sehr lange Geschichte", trägt Reiner nun dazu bei. „Verstehe..." Die alte Dame setzt sich wieder und lächelt. „Vielleicht erzählt ihr sie mir ja irgendwann." Aurora ist wirklich froh, dass sie nicht weiter nachhakt, sondern es einfach so belässt. Doch kaum hat sich die Aufregung gelegt, kommt schon der nächste Schlag ins Gesicht. „Ich würde dich gern etwas fragen, meine Kleine." Maria sieht sie an. „...Wer oder was ist der Gepanzerte?" Vor lauter Schreck, hat sie ihren Löffel fallen lassen. Sie zittert ein bisschen und selbst über Reiner hat sich ein schwarzer Schatten gelegt. Sie muss jetzt sehr vorsichtig sein und aufpassen, was sie erzählt. Doch dann lächelt sie Maria an.
„Wie...kommst du denn darauf?" Selbst die Wärme in ihrem Blick kann sie nicht beruhigen. „Als ich aufgestanden bin, hast du noch geschlafen. Da hast du dieses Wort ein paarmal leise vor dich her gemurmelt." Plötzlich kann sie sich wieder daran erinnern. Nachdem sie erneut eingeschlafen ist, hat sie von Reiner geträumt. „Oh...", sagt sie nun darauf und legt sich eine Ausrede zurecht. „Der Gepanzerte...", nuschelt sie nun erneut. „Er ist mein imaginärer Freund gewesen, als ich noch ein Kind war. Ich hab ihn mir ausgedacht und manchmal versucht mein Gehirn ihn wohl wieder zum Leben zu erwecken. Ich habe sehr lebhafte Träume musst du wissen." Plötzlich muss die alte Dame belustigt auflachen. „Das erinnert mich daran, wo ich selbst noch ein Kind war. Ich hatte damals auch einen imaginären Freund und habe ihn Sam genannt." In Reiners Gesicht ist pure Erleichterung zu sehen. Aurora kann einfach nicht glauben, dass man ihr diese Geschichte wirklich abgekauft hat. Es tut ihr weh, dass sie Maria belügen muss, doch sie kann ja kaum zu ihr sagen: Oh, das ist leicht erklärt. Reiner ist in Wirklichkeit ein fünfzehn Meter großer, schwer gepanzerter Riese, der alles kurz und klein haut wenn er ausrastet. Man würde die zwei schneller aus dem Dorf jagen, als man ruckizucki sagen kann. Es wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben, dass ein Titan unter ihnen lebt. Allein dieser Gedanke stimmt Aurora traurig, doch eigentlich spricht auch nichts dagegen, wenn sie und Reiner zusammen ein kleines Abenteuer erleben. Immerhin werden sie hier nicht festgehalten. „Vielen dank für das köstliche Frühstück. Ich werde dann mal Wasser heiß machen. Ich muss dringend unsere Wäsche waschen." Genau betrachtet, bräuchten alle beide auch mal wieder ein Bad. Da weiß Reiner schon ganz genau, zu was er Aurora heute Abend anstiften wird. „Und ich gehe mal rüber zu dem verlassenen Haus und schaue, ob ich bei Reparaturen helfen kann." Immerhin wollen sie so schnell wie möglich dort einziehen.
Allmählich lebt man sich hier wirklich ein. Aurora wäscht fleißig die Kleidung von beiden und hängt das saubere Stück zum trocknen an einer Leine auf. Manchmal schaut sie zu dem Blondschopf hinüber, der solch schwere Sachen schleppt, wo man eigentlich zwei erwachsene Männer dafür braucht. Sie lächelt und schüttelt den Kopf. „Angeber...", sagt sie nur leise und widmet sich wieder ihrer Arbeit zu. Völlig konzentriert, bemerkt sie das immer stärker werdende Getrampel zu spät. „...Was...?" Langsam glaubt sie paranoid zu werden. Ihre Pupillen ziehen sich zu schmalen Schlitzen zusammen. Schon wieder kommen die Bilder der letzten Nacht in ihr hoch und sie kann schon regelrecht die Knochenfratze in das Dorf stürmen sehen. Gerade will ihr Gehirn umschalten, als sie die laute Stimme eines Viehzüchters hören kann. „Haltet sie auf, sie will ausbrechen." Oben von der Weide, rennt eine verschreckte Ziege den Hügel herunter und will aus dem Dorf rasen. Reiner lässt ohne Vorwarnung sein Werkzeug fallen und stellt sich dem Paarhufer in den Weg. Aurora hält sich erschrocken die Hände vor den Mund, als er das aufgebrachte Tier an den Hörnern packt und mit einem gezielten Wurf zu Boden schleudert. Sie meckert einmal erschrocken auf und bleibt mit starren Beinen liegen. Völlig außer Atem, kommt der Viehzüchter schließlich bei ihm an und hechelt wie ein verdursteter Hund. „Ha...Danke...", röchelt er erschöpft. „Sie hat sich vor einer Feldmaus erschreckt und ist davongelaufen." Nach einer kurzen Verschnaufpause nimmt er die ausgebüchste Ziege wieder mit auf die Weide und sie folgt ihm, als ob nichts gewesen wäre. Jesper pfeift einmal anerkennend durch die Zähne. „Das hast du wirklich gut gemacht, mein Junge. Als ich so alt war wie du, hatte ich auch noch solche Reflexe. Beeindruckend, dass du sie so leicht umwerfen konntest." Reiner winkt einmal bescheiden ab. „Ich hab doch gar nichts gemacht." Eigentlich will er gar nicht so sehr die Aufmerksamkeit der Dorfbewohner auf sich ziehen, doch Vertrauen schaffen, hält er für sehr wichtig. Er schaut einmal zu Aurora herüber, die sich das grinsen nicht verkneifen kann, denn sie weiß, woher seine körperliche Stärke wirklich kommt.
Trotz immer kleiner Pannen, haben sie sich doch gut eingelebt. Zwei Wochen sind vergangen. Endlich kann Aurora das leer stehende Haus beziehen, da alle Reparaturen abgeschlossen sind. Reiner wischt mit einem Finger über den Holztisch und hat direkt Staub daran kleben. „An sich ist das Häuschen wirklich gut erhalten, nur dreckig ist es eben." Er dreht sich um und stockt augenblicklich, denn Aurora ist auf die Knie gesunken und weint. „...Hab ich was falsches gesagt?" Sie wischt sich mit dem Ärmel über die Augen und schüttelt den Kopf energisch. „Nein...ich bin gerade einfach nur unfassbar glücklich. Ich kann es einfach nicht glauben, dass wir tatsächlich ein neues Zuhause gefunden haben." Reiner lächelt einmal kantig. „Ich auch nicht. Komm, ich zeig dir den Rest des Hauses." Sie lässt sich aufhelfen und folgt ihm direkt, um sich ihr neues Heim anzusehen. Es ist ein wirklich bezauberndes Häuschen. Eine kleine Küche und ein Badezimmer. Eine gemütliche Stube und ein Schlafzimmer, sowie eine Abstell- oder Vorratskammer. Und zum Schluss schaut sie sich noch einen weiteren Raum an, der wohl als Kinder oder Arbeitszimmer fungieren soll. Gerade hier, wird Reiner plötzlich sehr still und schaut länger in den leeren Raum, als es notwendig wäre. „Alles in Ordnung?" Er reagiert nicht, weshalb sie ihre Hand auf seinen Oberarm legt. „Reiner?" Er blinzelt einmal. „Was...?" Sie legt einmal den Kopf schief. „Bist du sicher, dass es dir gut geht? Du scheinst überarbeitet zu sein. Ich mach dir was zu essen und dann halten wir ein Nickerchen." Da lässt sie nicht mit sich reden und ist sturer als ein Esel. Früher hätte der Blondschopf ihr widersprochen, doch inzwischen hat er es aufgegeben. Aurora ist Maria sehr dankbar, dass man sie weiter mit Lebensmittel versorgt. Sobald der Herbst da ist, wird sie bestimmt schon ihre eigene Ernte einholen können. Doch um das realisieren zu können, muss sie erst einmal einen Garten anlegen. Schließlich kocht sie Reiner eine Suppe und nötigt ihn auch dazu sie auch zu essen. Mit frisch gefülltem Magen geht es ihm tatsächlich besser und er ist leicht schläfrig geworden. „Weißt du, die Idee mit dem Nickerchen ist keine schlechte Idee gewesen. Ich hau mich hin." Er streckt sich einmal und gähnt dabei herzhaft. Diese willkommene Gelegenheit lässt sie sich natürlich nicht entgehen und folgt ihm ins Schlafzimmer, wo man die Bettwäsche erst einmal ausklopfen muss. „Morgen werde ich erst einmal das putzen anfangen", hustet Aurora los. Sie legt sich auf das Bett und sofort gibt es quietschend nach.
„Das hört sich nicht gerade gesund an. Glaubst du echt, dass das alte Ding uns beide aushält?" Davon ist Reiner überzeugt und legt sich schließlich zu ihr. Sofort gibt die Unterlage nach und sie ist wirklich sehr verunsichert, ob das Bett wirklich das Gewicht der beiden aushält. Zwar ist sie um einiges kleiner und leichter als er, dennoch bringen sie zusammen etwa hundertfünfzig Kilo auf die Waage. „Na siehst du, alles kein Problem", sagt er und legt einen Arm um sie. Natürlich ist sie keine richtigen Betten mehr gewohnt, doch sie wird sich damit wohl oder übel anfreunden müssen. Denn ihren Lieblingsschlafplatz zwischen den Bauchmuskeln des Gepanzerten kann sie wohl nicht mehr beziehen. Entspannt kuschelt sie sich an ihn und schließt die Augen, doch nur zwei Atemzüge später gibt es einen Knacks und sie landen beide laut scheppernd inklusive Bettgestell am Boden. Aurora und Reiner tauschen einen stillen Blick miteinander, dann fangen alle beide an zu lachen. „Ich habe dir gesagt, dass es uns nicht aushält. Aber ne, du hörst ja nicht auf mich." Der Blonde wischt sich seine goldenen Augen von den Lachtränen trocken. „Ab sofort werde ich deinem Urteilsvermögen vertrauen. Und zur Strafe für meine Dummheit, baue ich uns ein neues Bettgestell." Das will sie auch hoffen, denn jetzt dürfen sie die Matratze auf den Boden ziehen und dort schlafen. Aurora schüttelt belustigt den Kopf. „Du bist wirklich unverbesserlich. Ich will, dass du wieder groß bist. Dann habe ich mein Bett immer und überall dabei." Was sich neckt, das liebt sich. Manchmal brauchen sie es einfach, sich gegenseitig zu dissen. Dieser Tag war wirklich wunderschön, doch die Nacht ist für Aurora weiterhin ein Alptraum. Sie schaut sich gerade die Sterne an und durch das offene Fenster fällt silbern das Mondlicht herein. „Hast du wieder schlecht geträumt?"
Sofort zuckt sie zusammen und wischt sich eilig die feuchten Augen trocken. Dann nickt sie. „Ich weiß gar nicht, warum ich in letzter Zeit solch schrecklichen Träume habe. Ich glaube, mein Gehirn versucht irgendein Trauma zu verarbeiten. Und es sind immer die gleichen Zusammenhänge. Mein Vater, die Knochenfratze und die Mauer." Das sind alles drei Dinge, die sie stark geprägt haben. „Aurora..." Nun nimmt er sie in den Arm und drückt sie an seine Brust. „Die Mauer, der Alte und der Idiot sind weit, weit weg von hier. Du brauchst deswegen wirklich keine Angst zu haben." Sie schmiegt sich hilfesuchend an ihn und kann ein paar weitere Tränen nicht unterdrücken. „Ich weiß...aber dennoch sind sie irgendwo da draußen." Reiner weiß einfach nicht mehr, wie er sie noch trösten soll. Doch dann kommt ihm plötzlich ein Gedankenblitz. „Sören hat mir vor ein paar Tagen ein wirklich schönes Plätzchen gezeigt. Komm, wir gehen hin." Sie schaut ihn irritiert an. „...Jetzt?" Er nickt. „Jetzt. Auch wenn es mitten in der Nacht ist. Es wird dir gefallen, versprochen." Aurora kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, wohin Reiner sie zu dieser unmenschlichen Stunde hinschleppen will. Doch sie vertraut ihm, nimmt seine Hand und folgt ihm dann. Er führt sie ein kleines Stück außerhalb des Dorfes und marschiert einen kleinen Berg nach oben. „Wo bringst du mich hin?" Er lächelt und antwortet ihr nicht. Nur noch einen Moment der Geduld, dann sieht er sie an. „Wir sind da", sagt er und Aurora traut ihren Augen kaum. „...Das ist nicht wahr, oder?"
Sie hält ihre Hand in das klare Wasser und fühlt die naturbelassene Wärme darin. „Eine heiße Quelle...und ich dachte, dass du einfach nur verrückt bist." Das bringt sie tatsächlich wieder zum lächeln. „Ein unterirdischer, inaktiver Vulkan heizt das Wasser auf. Ich habe gewusst, dass du es mögen wirst." Aurora ist wirklich gerührt, auf was für durchgeknallte Ideen er manchmal kommt. Doch das hat sie wirklich wieder aufgemuntert. „Danke, dass du sie mir gezeigt hast. Lass uns wieder...was...machst du da...?" Reiner hat angefangen sich schamlos vor ihr auszuziehen. „Angezogen kann man schlecht baden. Also los, runter mit den Klamotten." Innerhalb von drei Sekunden, läuft ihr komplettes Gesicht scharlachrot an. Das kann doch unmöglich sein verdammter ernst sein. Sofort wendet sie nervös den Blick ab und vermeidet es ihm unter die Gürtellinie zu schauen. „Reiner, bitte ziehe dir sofort wieder was an", quietscht sie, als er völlig schmerzbefreit splitterfasernackt vor ihr steht. „Ach so ist das. Ich soll dir beim ausziehen helfen." Lange wird sie das nicht mehr aushalten. „Ich meine es todernst, Reiner. Ziehe dir sofort was an, du kleiner Perversling." Da brüllt er einmal auf vor lachen. „Was denn, ist dir das wirklich so peinlich? Dabei hat eine gewisse Dame vor nicht allzu langer Zeit gesagt: Jetzt hab dich nicht so. Immerhin habe ich dich auch schon nackt gesehen. Und ich rede nicht davon, dass du deinen Panzer abgeworfen hast. Komm schon, sieh mich an." Dabei nimmt er sogar die gleiche, provokante Pose ein. Erneut wird Aurora bewusst, dass Reiner und der Gepanzerte ein und dieselbe Person sind. Sie lässt geknickt den Kopf hängen und hätte am liebsten losgeheult. „Naja dann, wenn du es dir anders überlegst, ich gehe schon mal vor." Sie kann das Wasser platschen hören, als er sich darin nieder lässt. „Himmel, ist das göttlich", stöhnt er. Gerade eben fühlt sie sich wie ein kleines Kind, das etwas sehr törichtes getan hat. Sie braucht einfach noch ein paar Minuten, um ihre Scham zu überwinden und zu ihm ins Wasser zu steigen. Seltsamerweise hat sie sich vor seiner Titanenform kein bisschen geschämt. Der Blondschopf lächelt und reicht ihr die Hand, hilft ihr beim hinsetzen. Sachte legt er einen Arm um sie. „Na siehst du, so schlimm ist das doch gar nicht."
Aurora wirkt noch ein bisschen angespannt, doch dann löst sich der innere Knoten und sie kuschelt sich scheu an ihn. Das naturbelassene Warmwasser lindert ihre Ängste und verträumt schaut sie sich mit Reiner die Sterne an. Alle beide sitzen einfach nur da und sagen nichts. Und mit jeder Minute die vergeht, scheint es ihr besser zu gehen. „Der Mond scheint heute wieder sehr hell", sagt Reiner und bricht somit den Moment der Stille. Der runde Vollmond strahlt etwas mystisches aus. Sein glänzendes Spiegelbild in der Wasseroberfläche sieht sehr schön aus. Schließlich seufzt Aurora und lehnt sich nun völlig widerstandslos an ihn. „...Das wir uns getroffen haben...glaubst du das war Zufall oder Schicksal?" Tatsächlich hat der Blonde darüber auch schon nachgedacht. Aber zu einem richtigen Ergebnis ist er trotzdem nicht gekommen. „Wer weiß...", antwortet er nachdenklich. „Vielleicht hatte das Schicksal mit uns beiden Mitleid und hat uns zusammengeführt. Wenn du damals wie alle anderen auch vor mir davongelaufen wärst, würde ich sicher immer noch ziellos auf Paradies umherwandern." Wenn Aurora darüber nachdenkt, dann scheint das schon sehr lange her zu sein. „Und wenn du mich damals nicht gefunden hättest, wäre ich sicher längst tot." Eigentlich spielt es keine Rolle, ob es nun Zufall oder Schicksal gewesen ist. Sie weiß nur, dass sie für diese Begegnung unglaubliche Dankbarkeit empfindet. Auf einmal hebt sie die Hand und versucht nach einem Stern zu greifen. „...Als ich noch ein Kind war, da dachte ich immer, dass Sterne unendlich weit entfernte Zuckerkristalle sind. Manchmal hat mir meine Mutter ein paar Süßigkeiten zugesteckt, wenn der Alte gerade nicht hingeschaut hat." Sie überlegt, ob sie Reiner diese Geschichte nicht schon einmal erzählt hat, doch er hört ihr aufmerksam und interessiert zu.
Irgendwann verliert sie ihre Scheu komplett, weshalb sie aufsteht, einen Schritt zur Seite macht und sich auf seinen Schoß nieder lässt. Sanft schlingt er seine Arme um ihren zierlichen Körper und haucht ihr einen Kuss in den Nacken. Ihr langes, schwarzes Haar, klebt sich feucht an seine Brust, weshalb er es elegant zur Seite streicht. „...Deine Mutter...", hebt er plötzlich vorsichtig an. „Willst du mir von ihr erzählen?" Das überrascht sie nun doch vollkommen. Dennoch erinnert sie sich gerne an ihr vertrautes Gesicht zurück. „...Meine Mama...", säuselt sie leise und lehnt sich weiter entspannt an ihn heran. „...Ihr Name war Victoria. Sie hatte eichhörnchenrotes Haar, große, saphirblaue Augen und unglaublich viele Sommersprossen. Bücher lesen war ihre Leidenschaft. Und sie war es auch, die mir lesen, schreiben und rechnen beigebracht hat. Obwohl der Alte sie immer schlecht behandelt hat, war sie immer freundlich und fröhlich. Meistens jedenfalls. Und eine ganz besondere Eigenschaft hat sie mir auch noch hinterlassen." Aurora hebt den linken Arm hoch. „...Sie war Linkshänder." Reiner reißt erstaunt seine goldenen Augen auf. „...Du bist Linkshänder? Das ist mir nie aufgefallen." Sie lächelt einmal süffisant. „Es spielt doch auch keine große Rolle, ob man Links oder Rechtshänder ist." Langsam verblasst die Erinnerung an ihre geliebte Mutter wieder. „Dennoch ist es seltsam, dass du schwarzhaarig bist. Wenn deine Mutter rothaarig war und dein Alter braunhaarig ist, muss es wohl von deinen Großeltern oder Urgroßeltern kommen." Auch wenn es nie einen schwarzhaarigen in ihrer Familie gegeben hat, so liegen dennoch die Gene darin fest. „Mag sein..." Wirklich interessieren tut es sie trotzdem nicht mehr.
Nun hebt Reiner seine Hand und streichelt ihr zärtlich über den Hals. Er fährt ihr über das Schlüsselbein und lässt seinen Zeigefinger zwischen ihren Brüsten hindurch gleiten. Sie erschaudert bei seinen Berührungen, weshalb sich ihre Knospen schüchtern aufrichten. Mit unglaublicher Sanftheit, packt sie seine Hände und legt sie auf ihrer Oberweide ab. Der Blonde schluckt einmal nervös, als er ihre weichen, blassen Rundungen zwischen seinen rauen Fingern fühlt. Ein dezentes, rötliches Schimmern hat sich auf ihre Wangen geschlichen und sie seufzt einmal tonlos. Es fühlt sich einfach so gut an, wenn er sie so berührt. Durch das scheinende Mondlicht, wirkt ihre helle, elfenbeinfarbene Haut fast silbern. Anmutig, greift sie nun nach hinten und legt ihm eine Hand in den Nacken. Sachte drückt sie seinen Kopf leicht zu sich herunter. Aurora haucht ihm einen Kuss auf die Wange, doch dann flüstert sie ihm leise etwas zu, was sogar ihn absolut sprachlos macht. „...Bist du...dir sicher...?" Sie nickt. „Ja...bin ich..."
...
In dieser Nacht, hat sie ihm ihre Unschuld geschenkt. Noch völlig zugedröhnt vom berauschenden Gefühl der Ekstase, liegt sie einfach in seinem Arm und genießt diesen magischen Augenblick. Das stumpfe Pochen zwischen ihren Schenkeln bemerkt sie kaum mehr. Und auch ihr Jungfernblut, wurde schon lange vom Quellwasser in die Woge der Unendlichkeit davongetragen. So schlimm war er gar nicht...dieser süße Schmerz. Ganz langsam, werden ihre Augen immer kleiner und sie fühlt, wie der Gott der Träume nach ihr ruft. Lediglich seine zarten Streicheleinheiten dringen noch zu ihr durch. Und dann mit einem Mal, wird sie ganz still. Ihr Herzschlag normalisiert sich wieder und ihr Atem wird gleichmäßig. Aurora ist eingeschlafen. Reiner hätte auch nicht mehr lange durchgehalten. Er haucht ihr einen letzten Kuss in den Nacken, dann greift er nach seinen Kleidern, um sie damit zuzudecken. Erst dann erlaubt er es sich, seine goldenen Augen zu schließen und die restliche Nacht mit ihr zusammen unter freiem Himmel zu verbringen.
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Mein großer Freund, der Panzertitan
FanfictionDas Schicksal hat es nicht gut mit ihr gemeint. Doch hat sie einen gigantischen Freund, der zu ihr hält. Aurora ist eine gewöhnliche Frau mit einem schweren Leben. Verstoßen und verbannt, ist es ein Wunder, dass sie noch nicht gefressen wurde. An ei...