Zufrieden seufzt Aurora einmal leise auf und schüttet sich warmes Wasser über den Kopf. Sie hat ihren Kochtopf zweckentfremdet und missbraucht ihn nun als Badezubehör. Durch einen reinen Glückstreffer, hat Reiner nahe eines Berges in einer Höhle einen ziemlich kleinen See gefunden, dessen arschkaltes Wasser er durch seinen überhitzten Körper in eine angenehm heiße Quelle verwandelt hat. Sie macht einen müden, erschöpften Eindruck und kann die Augen bald nicht mehr offen halten. Noch immer schwebt der Mond rund am Himmel und beleuchtet das gefrorene Land. Ein heiß brennendes Feuer sorgt für eine angenehme Wärme im Gestein. Reiner sitzt weiterhin im Wasser und schaut ihr dabei zu, wie sie sich in Unterwäsche von seinem Sabber befreit. „Du hast mir einen echt großen Schrecken eingejagt. Ein Glück, dass das gut ausgegangen ist." Sie schüttet sich einen weiteren Eimer über den Kopf und sieht ihn dann an. „Ich finde, dass du dich auch waschen solltest. Immerhin bist du bei dem heftigen Kampf auch ganz schön schmutzig geworden. Da fällt mir ein..." Da gleitet ihr Blick nach unten ins Wasser. „Dein Panzer an den Beinen..." Er ist schon dabei sich wieder zu regenerieren, aber dennoch macht sie sich Sorgen darum. Um Aurora gänzlich diesbezüglich beruhigen zu können, hebt er ein Bein einmal an und deutet an, dass alles in Ordnung ist. „Na gut, wenn du meinst." Sie schenkt ihm ein Lächeln, das sich kurz darauf in ein verschlagenes Grinsen verwandelt. Ohne Vorwarnung, füllt sie ihren Kochtopf und spritzt den Panzertitan damit nass. Reiner ist völlig perplex über diesen plötzlichen Angriff, entscheidet sich aber dazu, es ihr heimzuzahlen. Also formt er beide Hände zu einer Schale und schüttet ihr literweise das Wasser über den Kopf. „Hey! Das ist total unfair", sagt sie und fängt an zu lachen.
Es ist wirklich schon lange her, wo Aurora das letzte mal aus vollstem Herzen lachen konnte. „In Ordnung, wenn du in dieser Hinsicht faul bist, werde ich dir einfach helfen." Sie läuft seinen Arm nach oben und über die Schulter. Dabei folgt Reiner ihr mit den Augen. Nun klettert sie auf seinen Kopf und fängt an, ihm mit ihrer letzten Seife die Haare zu waschen. Und wenn Reiner behauptet es gefällt ihm nicht, dann lügt er. Sehr sorgfältig aber extrem ungeschickt, macht sie das solange, bis er eine wahrhaft blasige Schaumfrisur hat. Aurora findet diesen Anblick wirklich herzallerliebst, doch Reiner scheint darüber nicht besonders glücklich zu sein. Sie ist ohnehin ziemlich erstaunt darüber, was er alles mit sich machen lässt. „Nun schau doch nicht so grimmig. Du musst es nur abspülen." Ein ziemlich tiefes Stöhnen kommt aus seiner Kehle. Schließlich taucht er seinen Kopf ins Wasser und dreht ihn ein paarmal heftig hin und her, um das Wasser wieder loszuwerden. Nun sind beide sauber und ihre Kleidung hat sie auch gleich gewaschen. Es ist schon wirklich sehr spät und durch das heiße Bad, hat ihre Müdigkeit noch mehr zugenommen. Total erledigt, krabbelt sie auf seine Schulter und lässt sich todmüde in den Panzer an seinem Schlüsselbein fallen. Dort rollt sie sich wie eine Katze zusammen und schmatzt nochmal kurz. „Gute Nacht...", murmelt sie und schläft innerhalb weniger Minuten ein.
Der nächste Morgen wird für Aurora ziemlich kalt, weshalb sie gar nicht aus ihrer warmen Schlafkuhle herauskommen will. Dennoch überwindet sie dieses Verlangen und missbraucht Reiners Oberschenkel als Herdplatte, um sich ein paar Eier zu braten. „Ich habe inzwischen ein richtig schlechtes Gewissen, dass ich dich ständig zum kochen benutze. Immerhin bist du doch kein Ofen." Er schaut sie nur mit einem sonderbaren Blick an und drückt ihr seinen riesigen Finger gegen den Bauch, sodass sie erstmal umfällt. „Hey, was ist denn? Willst du auch welche?" Sein Gesicht nimmt eine schlecht gelaunte Stimmung an und drückt erneut auf ihren Bauch. Und nun versteht sie auch, was Reiner von ihr will. Plötzlich wird Aurora sehr still und ihr Gesicht nimmt einen seltsamen Ausdruck an. „Und du bist sicher, dass du es wissen willst?" Da nimmt er eine bequeme Sitzposition ein und schaut sie erwartungsvoll an. „Na gut. Ich denke, dass ich es dir schuldig bin." Doch vorher schlingt sie noch schnell die Eier in sich hinein. Erst dann, macht sie es sich auch bequem, damit sie ihn ansehen kann. „Ich komme ursprünglich aus Marley und wurde in eine ganz normale Familie hineingeboren. Meine Eltern sind weder reich noch arm gewesen. Ich habe noch eine ältere Schwester und einen jüngeren Bruder. Allerdings..." Aurora unterbricht kurz und scheint mit sich selbst zu kämpfen. „...Bin ich die einzige in meiner Familie, die mit schwarzen Haaren geboren wurde." Sie wird auf einmal sehr still. Reiner drückt ihr wieder in den Bauch und will, dass sie weiter erzählt. Aurora braucht einen Moment und lächelt auf einmal sehr traurig. „Dieser Mann neulich in der Stadt, er hat mich sehr an meinen Vater erinnert. Denn er hat mich auch immer eine Teufelin genannt. In meiner Familie gab es nie jemanden, der schwarzes Haar hatte. Also ist mein Vater davon ausgegangen entehrt worden zu sein."
Sie legt den Kopf kurz in den Nacken und seufzt einmal schwer darauf. „Vater hat mich nie akzeptiert. Ich habe jeden Tag zu hören bekommen, dass ich eine Schande für die Familie sei und ich wäre nicht seine Tochter. Manchmal hat er mich tagelang einfach hungern lassen. Und wenn meine Mutter mir etwas zu essen geben wollte, hat er sie vor meinen Augen verprügelt." Aurora bemerkt auf einmal, wie sich Reiner anzuspannen scheint. Ihre Geschichte scheint ihn wütend zu machen. „Das ganze ist fünfzehn Jahre so gegangen. Als ich dann sechszehn geworden bin, wollte mich mein Vater an einen reichen Edelmann verheiraten, der unbedingt eine schwarzhaarige Frau haben wollte. Doch als sich meine Mutter gegen ihn gestellt hat, wurde er so wütend und hat sie vor meinen Augen umgebracht." Nun treten ihr die Tränen in die Augen, die zu winzigen Eiskristallen gefrieren. „In seinem Größenwahn hat er mich dann an den Rand der sicheren Zone gezerrt und ins Titanengebiet hinuntergeworfen. Seine letzten Worte hallen heute noch in meinem Kopf nach. Ich verbanne und verstoße dich. Ich bin es nicht wert, dass er sich die Finger schmutzig macht und er hofft, dass ich gefressen werde." Tapfer wischt sie sich das nasse Gesicht trocken. „Vielleicht ist es mein Glück gewesen, dass mein Vater mich in der Nacht vertrieben hat. Ich habe mich meist im dunkeln fortbewegt und habe es bis jetzt irgendwie geschafft zu überleben. Tagsüber habe ich mich meist in engen Höhlen oder auf riesigen Bäumen versteckt. Natürlich haben diese Monster versucht an mich heranzukommen, doch ich habe den Vorteil, dass ich schlauer bin als sie." Nach ihrer Erzählung über ihre Vergangenheit, sperrt Reiner das klaffende Maul einmal weit auf und brüllt wütend über die Tatsache, dass sie so einen beschissenen Vater hat.
„Ironisch, dass man mich hasst, weil ich eine Schwarzhaarige bin, was?" Immerhin sind Frauen mit dieser Haarfarbe sehr selten geworden und beinahe ausgestorben. Heutzutage werden sie nur noch als Teufelin bezeichnet. „Dich scheint das auch total aufzuregen, was?" Immerhin knurrt der Panzertitan verärgert durch die Zähne. Allerdings entweicht ihr ein überraschter Schrei, als er sie plötzlich packt und seine freie Faust noch in der gleichen Sekunde in das hässliche Gesicht eines sieben-Meter Titanen rammt. Dieser hat den Schlag nicht kommen sehen und taumelt mit eingeschlagenen Schädel orientierungslos umher. Doch noch bevor er sich wieder regenerieren kann, zerfleischt Reiner ihm seinen Nacken. Aurora starrt die Leiche an, die sich langsam in ein Skelett verwandelt und verdampft. „Irgendwie ist das ganz schön unheimlich, wo diese Viecher überall nachschauen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass die mich wittern können." Und damit hat sie nicht einmal so unrecht. Immerhin würde sie auch von einem herrlich duftenden Essen magisch angezogen fühlen. Und für die Titanen ist sie eben nun einmal das Futter. Inzwischen hat sie ihre Tränen hinter sich gelassen. „Weißt du, wenn mein Vater mich damals nicht von der Klippe geschubst hätte, wären wir beide uns nie begegnet. Ich weiß zwar immer noch nicht was du damit bezweckst mein Beschützer zu sein, aber ich bin dir wirklich unglaublich dankbar dafür." Nun schenkt sie ihm ein sanftes Lächeln. „Aber...es verwirrt mich, dass du den Schwachpunkt der Titanen kennst, obwohl du doch selber einer bist. Irgendwie wirkst du sogar ein bisschen...menschlich..." Die ganze Zeit hat Reiner ihr aufmerksam zugehört. Doch bei ihrem letzten Satz, ändert sich sein Verhalten plötzlich. Dieses eine Wort, scheint in ihm etwas ausgelöst zu haben. „Hey..hab ich was falsches gesagt?" Auf einmal ignoriert er sie einfach. Reiner setzt sie einfach auf seiner Schulter ab, fischt ihren Rucksack vom Boden auf und stampft zur kleinen Seehöhle hinaus und setzt seine Reise ins Unbekannte fort.
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Mein großer Freund, der Panzertitan
FanficDas Schicksal hat es nicht gut mit ihr gemeint. Doch hat sie einen gigantischen Freund, der zu ihr hält. Aurora ist eine gewöhnliche Frau mit einem schweren Leben. Verstoßen und verbannt, ist es ein Wunder, dass sie noch nicht gefressen wurde. An ei...