Das Grauen wo aus Marley kam

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Eine Woche ist seit dem Kirschblütenfest vergangen. Es ist Nacht. Marnie liegt in ihrem Bett und schläft. Bis sie ein polterndes Geräusch weckt und sie nur einen gruseligen Schatten unter ihr Bett huschen sieht. Als sie aufsteht um nachzusehen, funkelt sie bedrohlich ein unheimlich aussehendes Augenpaar an, welches sie anknurrt. Sofort fängt sie an zu schreien und zu weinen und rennt in das Schlafzimmer ihrer Eltern. Hysterisch, springt sie auf ihren Vater und weckt ihn auf. „Papa! Papa! Da ist ein Monster unter meinem Bett." Reiner schnellt nach oben und wirkt noch kurz leicht benommen. „...Was...ein Monster?" Nun wacht Aurora auch auf und sie muss erst einmal ihr weinendes Kind beruhigen. „Was ist denn passiert?" Der Blonde gähnt einmal und schält sich aus seinem Bett heraus. „Marnie hat mir gerade erzählt, dass ein Monster unter ihrem Bett ist." Aurora runzelt die Stirn. Dennoch will sie ihre Kleine nicht ausschimpfen, denn sie scheint wirklich Angst zu haben. „Also gut, dann gehen wir mal das gruselige Monster fangen und werfen es raus." Marnie klammert sich an Aurora fest, die ihrem Ehemann ins schattenhafte Kinderzimmer folgt. Reiner schaut sich zuerst einmal um und legt sich dann auf den Boden, um unter das Bett schauen zu können. Allerdings zuckt er zusammen, als auch ihm dieser bösartige Blick in die Augen sieht. „Aurora, mach das Licht an! Da ist tatsächlich etwas unter ihrem Bett." Sofort sucht sie den Lichtschalter und erleuchtet das Zimmer mit seinem umlegen. Doch das gruselige etwas unter dem Bett, ist jetzt gar nicht mehr so gruselig.

„Was? Wo kommt die denn her?" Absolut schmerzbefreit, greift er unter das Bett und zieht eine verängstigte Katze hervor. Sie hat cremefarbenes Fell, hübsche, smaragdgrüne Augen und sie trägt ein rotes Halsband mit einem Glöckchen daran. Absolut verblüfft über diesen Fund, verschwindet bei Aurora die Angst so schnell wie sie gekommen war. Doch der Schreck sitzt bei Marnie noch tief in den Knochen, dass so ein süßes Tier so gruselig sein kann. „Na sieh mal einer an. Ist das nicht die kleine Streunerin von damals? Wie ist die in unser Haus gekommen?" Reiner lässt die Kätzin wieder herunter, die sich vor Angst mit ihren Krallen in seinen Arm verhakt hatte. Doch nun streicht sie ihm schnurrend um die Beine. „Ich habe im Wohnzimmer das Fenster offen gelassen. Wahrscheinlich kam sie so herein. Entweder sucht sie nach etwas essbarem, oder sie findet nicht mehr nach draußen." Marnie hält sich eingeschüchtert an ihrer Mutter fest, als die Katze plötzlich zu ihr kommt und ihren Kopf an ihr reibt. Nun legt sich auch bei ihr die Angst wieder und will sie streicheln. Allerdings fragt sie ihre Eltern vorher erst um Erlaubnis. Nach einer intensiven Kuscheleinheit, folgt die Katze dem Blonden in die Küche. Er holt etwas Fisch vom Vortag aus der Kühlkammer und stellt sie dem tierischen Besucher auf einen Teller nach unten. Sie miaut einmal lautstark und macht sich sofort über das leckere Futter her. „Da habt ihr es. Sie hat einfach nur nach etwas zu fressen gesucht." Nach der willkommenen Mahlzeit denkt sie aber nicht einmal daran, das Haus zu verlassen. Sie macht es sich auf dem Sofa bequem und rollt sich zusammen. Aurora seufzt einmal. „Na schön. Lassen wir sie in Ruhe. Vielleicht hat sie etwas schlimmes erlebt und muss sich ausruhen." Sie gehen wieder ins Schlafzimmer, doch Marnie zupft nervös an ihrem Schlafanzug herum. „...Darf ich bei euch schlafen...?" Aurora und Reiner tauschen einen Blick miteinander. „Eine Nacht", sagt ihr Vater. „Aber morgen schläfst du wieder in deinem eigenen Bett." Dieses Theater will er erst gar nicht anfangen. Das ist eine absolute Ausnahme. Also kriecht Marnie zu ihm unter die Bettdecke und nun hat der Blondschopf seine Frau in einem Arm und seine Tochter im anderen. Das kann ja noch eine wilde Nacht werden.

Am nächsten Morgen ist der tierische Besucher verschwunden. Aurora schließt das offene Fenster, das Reiner die Nacht über zum durchlüften offen gelassen hat. Während sie in der Küche steht und Tee kocht, rasiert sich ihr Mann im Badezimmer seinen Dreitagebart zurecht. Nachdem er damit fertig ist, wäscht er sich noch das Gesicht und schließlich fällt sein Blick auf das niedliche Kindertöpfchen, welches direkt neben der Toilette steht. Es ist erst vor kurzem benutzt worden, doch weder er noch Aurora haben Marnie dabei geholfen. Er leert es aus und reinigt es, bevor er dann in das Wohnzimmer flitzt. „Marnie?" Seine Stimme klingt strenger, als er es beabsichtigt hat, weshalb seine Kleine eingeschüchtert den Kopf einzieht. „...Ja...Papi...?" Reiner schnappt sie direkt vom Sofa herunter und sie fängt sofort an zu lachen, als sie von ihm abgeknutscht wird. „Du hast ja ganz alleine ins Töpfchen gemacht. Papa ist so stolz auf dich." Aurora pfeift einmal beeindruckt durch die Zähne. „Wirklich? Du hast ganz alleine dein Töpfchen benutzt? Ich hab so ein großes Mädchen. Zur Belohnung bekommst du nach dem Frühstück einen Schokoladenkeks." Reiner schnappt sich die Teekanne und stellt sie auf dem Esstisch ab. Danach setzt er Marnie in ihren Kinderstuhl. Sie hat jeden Morgen feste Rituale, denn immerhin soll sie auch einen geregelten Tagesablauf und Ordnung lernen. Ihr Vater füllt ihr Fläschchen mit dem Tee und pustet solange, bis sie ihn problemlos trinken kann. Immerhin soll sie sich an dem Heißgetränk nicht verbrennen. Auch heute, bekommt sie Haferflocken in bekömmlicher Ziegenmilch und frischen, pürierten Früchten. Ihre Eltern achten wirklich sehr auf die Ernährung ihres Kindes. Süßigkeiten gibt es nur ganz selten als Belohnung und nachdem Marnie aufgegessen hat, gibt Aurora ihr den versprochenen Schokoladenkeks. Vor dem Zähne putzen, kann sie sich trotzdem nicht drücken.

Es ist ein wunderschöner und warmer Sonnentag. Der erste Süßmais ist reif und muss geerntet werden. Reiner und Aurora arbeiten emsig, um die essbaren Maiskolben von der Pflanze zu trennen, während Marnie mit den anderen Dorfkindern im Maisfeld verstecken spielt. Der Blonde grinst, als er das fröhliche Kinderlachen hört. Doch irgendwann muss man auch mal Pause machen, weshalb sie zu ihren Eltern geht und sich erschöpft an ihre Mutter klammert. Plötzlich entdeckt Reiner einen noch sehr jungen und schmackhaften Süßmaiskolben. Er rupft ihn von der Nutzpflanze ab und entfernt die Blätter und die lästigen Haare daran. „Marnie, komm her." Sofort lässt sie ihre Mama wieder los und rennt zu ihrem Vater hin. „Hier, den kannst du essen." Das kleine Mädchen schaut ihn etwas überfordert an, denn normal kochen sie den Mais immer. „Einfach rein beißen. Er ist sehr weich und sehr lecker." Sie vertraut ihrem Papa natürlich, weshalb sie in den kleinen Maiskolben hinein beißt. Und schon funkeln ihre kleinen, blauen Augen. „Der schmeckt gut, Papa." Der Blondschopf streichelt ihr über die ebenfalls blonden Haare und lächelt breit. „Vergiss nicht gut zu kauen. Wenn du fertig gegessen hast, dann geh wieder mit deinen Freunden spielen." Aurora stellt sich auf die Zehenspitzen und kommt einfach nicht an das obere Ende einer Maispflanze heran. Dort lacht sie ein dicker, fetter Maiskolben an, der unbedingt von ihr gepflückt werden will. Reiner sieht seiner Tochter hinterher und schmunzelt einmal belustigt. Doch dann eilt er seiner Frau zur Hilfe, indem er die Maispflanze packt und für sie nach unten drückt, damit sie an den Kolben heran kommt. „Na sowas. Vielen dank, du großer, starker Mann", schnurrt sie. Die beiden tauschen kurz ein paar Küsse aus und arbeiten dann weiter. Die Schwarzhaarige wischt sich einmal den Schweiß von der Stirn, doch sie ist eine Kämpferin und lässt sich nicht unterkriegen. Störrisch und fleißig, arbeitet sie weiter daran, den Süßmais von den Pflanzen zu trennen.

Früher ist er mal ein Krieger gewesen und er hätte im Leben nicht gedacht, dass er mal als Feldarbeiter endet. Doch Reiner beschwert sich nicht. Ganz im Gegenteil. Er hat sich immer ein ruhiges und idyllisches Leben gewünscht und könnte nicht glücklicher sein. Er hat eine tolle Frau, ein zuckersüßes Kind und ein schönes Zuhause, wo ihn keine Marley in einem dreckigen Getto einsperren und ihn zwingen in den Krieg zu ziehen. Doch darüber muss er sich nun keine Gedanken mehr machen. Die Vergangenheit ist Geschichte. Die Zukunft ein Geheimnis und die Gegenwart ein Geschenk. Er rupft gerade zwei Kolben auf einmal ab, als sein Blick hinüber zu Warren gleiten, der ebenfalls im Feld arbeitet. Er ist abgelenkt und sieht Aurora mit ganz anderen Augen an. Seine Blicke haften sich immer wieder bei ihr an bestimmten Körperstellen fest, wo diese eigentlich gar nichts zu suchen haben. Doch das entgeht den scharfsichtigen Augen von Reiner nicht. Eifersüchtig, donnert er die beiden Maiskolben auf den Sammelhaufen und pirscht sich dann von hinten an Warren heran. Der Blonde macht sich nicht einmal die Mühe, um seine Anwesenheit zu verbergen, sondern legt seinem Arbeitskollegen den rechten Arm um die Schulter. „Warren, mein Freund. Ich wollte dir mal eine Frage stellen." Der Braunhaarige, der Reiner gerade einmal bis zur Schulter geht, schaut überrascht zu ihm auf. „Was gibt es denn?" Da streckt er seinen rechten Ringfinger aus und deutet auf den goldglänzenden Ring daran. „Siehst du das, Warren? Ich nehme an du weißt was das bedeutet. Und der schwarzhaarige, heiße Feger da drüben trägt genau den gleichen." Auf einmal nimmt Reiner ihn in den Schwitzkasten und nimmt ihn richtig in die Mangel. „Ich warne dich nur einmal, Freundchen. Wenn du meiner Frau noch einmal auf die Brüste oder auf den Hintern schaust, dann knöpf ich mich dir vor. Und zwar mit Rasierklingen und Zitronensaft. Ich rede hier von Schmerzen, mein Kleiner. Von fiesen, betäubenden Schmerzen, die dir durch Mark und Bein gehen. Kapiert?" Warren zappelt hilflos in seinem Griff umher und röchelt nach Luft. „Ja...Ja...hab's kapiert, Reiner. Bitte lass mich los." Sofort lockert sich der Griff des Blonden und sein Gegenüber hechelt erstmal halb erstickt und ist leicht blau angelaufen. „Gut! Gerade du solltest eigentlich wissen, dass ich keine leeren Drohungen ausspreche." Mit einem breiten Siegesgrinsen, dackelt er dann davon.

Allmählich bricht der Abend herein und es wird Zeit nach Hause zu gehen und das Essen zu machen. Marnie hatte heute sehr viel Spaß und ist jetzt schon total müde. Sicher wird sie dann direkt ins Bett fallen und einschlafen. Maria sitzt vor ihrem Haus und liest ein Buch, doch dann schaut die alte Dame einmal auf. „Marnie, komm doch mal her zu mir. Ich habe ein Geschenk für dich." Die Kleine schaut ihre Mutter an und diese nickt. „Komm dann einfach nach, wenn du bei ihr warst." Fröhlich springt sie zu ihr und kommt mit in das Haus. „Hallo, Großpapa." Das alte Väterchen sitzt am Tisch und schneidet Gemüse. „Hallo, meine Süße. Dir scheint es heute prächtig zu gehen." Jesper hat das kleine Mädchen wirklich gern. Es stört ihn auch nicht, dass sie ihn Großpapa nennt. „Hier, meine Kleine. Das habe ich neulich bei einem ausländischen Händler auf dem Kirschblütenfest gekauft." Sie drückt Marnie das besagte Geschenk in die kleinen Hände und nachdem man ihr gesagt hat was das ist, flitzt sie nach Hause. „Mama, schau mal. Das hat mir Großmama geschenkt." Marnie drückt ihrer Mutter eine braune und haarige Nuss entgegen. Total entgeistert, nimmt sie dieses seltsame Ding entgegen und fängt an es skeptisch in den Händen zu drehen. „...Was ist denn das...?" Nun kommt Reiner zu ihr und schaut sich das auch einmal an. „Ich hab sowas auch noch nie gesehen. Was mag das sein?" Er klopft einmal gegen die Schale. „Es ist hart. Kann man das essen?" Marnie grinst nun einmal breit, denn zum ersten mal, kann sie ihren Eltern etwas beibringen. „Großmama hat gesagt, dass das eine Kokosnuss ist." Perplex tauschen ihre Eltern einen Blick miteinander. „Eine Kokosnuss sagst du? Wenn das wirklich eine Nuss ist, dann kann man es tatsächlich essen." Reiner schüttelt die Kokosnuss einmal und kann etwas hören. „Da scheint etwas drin zu sein. Ich versuch sie nach dem Abendessen zu öffnen."

Gesagt – getan. Reiner hat sich ein Werkzeug geholt und versucht damit die harte Schale zu knacken. Er ritzt einen Ring um die Kokosnuss und schlägt sie ein paarmal auf den Tisch. Nichts passiert. Also wiederholt er das ganze, doch diesmal donnert er sie gegen die Tischkante und die Schale gibt nach. Sofort hält er sie über eine aufgestellte Schüssel und dreht sie auf. Eine dünne, trübe Flüssigkeit läuft aus dem weißen Inneren hervor und sammelt sich in dem Auffangbehälter. „...Das kommt unerwartet...", sagt Aurora. Mutig wie Reiner nun einmal ist, kostet er von der Kokosmilch und testet, ob sie wirklich trinkbar ist. Er leckt sich einmal über die Lippen. „Es schmeckt süß. Das müsst ihr unbedingt probieren." Marnie findet das süße Wasser ganz toll, doch Aurora schmeckt es nicht. Das sieht bei dem schmackhaften Kokosfleisch aber ganz anders aus. Nachdem Reiner es sorgfältig mit einem Messer aus der harten Schale herausgetrennt hat, vertilgen sie die Kokosnuss zu dritt. Durch die ganze Aufregung ist Marnie wieder hellwach geworden. Doch nun wo es vorbei ist, ist sie wieder hundemüde und schläft beinahe beim Zähne putzen ein. Das geht heute so schnell, dass Aurora ihr nicht einmal eine Geschichte vorlesen kann. „Gute Nacht, meine kleine Prinzessin." Sie küsst ihre Stirn und geht dann auch schon wieder. An diesem Abend, kuschelt sie noch eine ganze Zeit mit Reiner und unterhält sich mit ihm über allgemeine Dinge. Sie muss einmal schwer belustigt auflachen, als er ihr die Story mit Warren erzählt. „Du bist ja ein ganz brutaler", lacht sie. Doch Reiner zuckt da nur einmal mit seinen Schultern. „Das war nicht persönlich gemeint. Doch was meins ist, ist eben nun mal meins."

Der nächste Tag ist sehr entspannt. Aurora hat oben auf der Weide geholfen die Ziegen zu melken und ihre Klauen zu pflegen. Sie trägt einen Weidekorb voller Ziegenwolle und kommt gerade mit Holly wieder ins Dorf runter. Die junge Ärztin erzählt ihr einen Witz, woraufhin die Schwarzhaarige lachen muss. Auf dem Dorfplatz ist gerade ziemlich viel los und alle schauen auf, als Sören plötzlich wie ein Irrer ins Dorf gerannt kommt. Er war unten am Fluss und kommt gar nicht mehr zum atmen. „Leute...", hechelt er total erschöpft. „...Da kommt ein...gigantisches Viech auf uns zugelaufen...", röchelt er. Aurora sieht Sören an und legt den Kopf schief. „Ein gigantisches Viech? Wie meinst du das? Ein Tier?" Aurora denkt da vielleicht an einen Elch oder an einen Bären. Sie schaut einmal zu Marnie herüber, die zusammen mit ihren Freunden spielt und ihre Lieblingspuppe des Panzertitan dabei hat. „Nein, verdammt. Dieses Viech schaut aus wie ein Mensch, nur viel größer. Fast wie der Riese, wie Leon der kleine Bengel immer gesagt hat." Aurora bricht in schallendes Gelächter aus. „Oh mein Gott, Sören. Jetzt bist du auch schon total blöd. Jeder hier weiß doch, dass...-" Doch auf einmal vergeht ihr das Lachen wieder. Zuerst kann sie ein leichtes Vibrieren unter den Füßen fühlen. Dann fängt die Erde an zu beben und nun kann sie auch laute Schritte hören, die die Erde dröhnen lassen. Aurora kennt dieses Geräusch...sie kennt es nur allzu gut. Es sind die Schritte eines Titanen. Von einer Sekunde auf die andere, weicht ihr sämtliche Farbe aus dem Gesicht. Reiner kann es nicht sein, denn dieser ist hinter dem Haus und wässert die Pflanzen. „Nein...bitte nicht...", sagt sie mit bebender Stimme. „...Bitte...bitte...nicht..." Sie lässt den Korb mit der Schafwolle fallen, sinkt auf die Knie und hält sich den plötzlich schmerzenden Kopf. „Aurora, was ist los?" Nun werden die Schritte langsam lauter, sie kommen näher und näher. Auf einmal keimen ihre früheren Alpträume wieder in ihr hoch. „...Das ist die Knochenfratze...er kommt, um mich zu holen..." Sie fängt an sich die Arme blutig zu kratzen. Holly kommt nicht mehr zu ihr durch, weshalb sie nach Reiner schreit, der auch sofort angerannt kommt.

Er packt Aurora, der inzwischen die Tränen aus den Augen laufen und schüttelt sie. „Aurora, reiß dich zusammen!" Selbst die kleine Marnie hat inzwischen mitbekommen, dass es ihrer Mutter nicht gut geht. Aurora fängt an zu schreien und hat einen akuten Panikanfall. Die anderen Dorfbewohner, haben das nahende Grauen nun auch bemerkt. „...Jesper...ist das ein Erdbeben?" Nun sind seine Schritte nicht mehr zu überhören und dann bricht im Dorf pure Panik aus. Das alte Väterchen lässt seinen Gehstock fallen. „...Mein Gott...", sagt er. Und dann erscheint er. Ein Titan, der vierzehn Meter-Klasse. Das riesige Monster, mit dem breitem, unnatürlichen Grinsen, welches man schon aus großer Entfernung sehen konnte. „...Was...zur Hölle...ist das...?" Leons Mutter hält sich geschockt und sprachlos beide Hände vor den Mund. Ihr Sohn hatte die ganze Zeit recht. Es gibt Riesen wirklich. Reiner hat keine andere Möglichkeit mehr und verpasst seiner Frau eine Ohrfeige, um sie aus ihrem panikartigen Trancezustand zu holen. Sie stöhnt einmal und hält sich die brennende Wange. Marnie grinst einmal und will auf den nett aussehenden Besucher zugehen. Doch ihr sonst so entspannter Vater, packt sie am Arm und drückt sie todernst hinter sich. „Bleibt hinter mir..." Aurora ist vor lauter Angst gelähmt. Es ist Jahre her, wo sie das letzte mal einen gesehen hat. Und dann ist es auch noch so ein großer. Noch zwei Schritte, dann ist der Titan auf dem Dorfplatz. Nun fangen viele der Dorfbewohner an zu schreien. Sie fliehen in ihre Häuser zurück oder können sich vor Angst nicht mehr bewegen. Aurora starrt dem Titanen ins Gesicht. Und dieser starrt zurück. Er kommt ihr so fremd und doch so bekannt vor. Das dreckige grinsen des Riesen wird noch dreckiger, als er endlich sein Ziel gefunden hat. Obwohl Aurora eigentlich mit dem attackierenden Titan gerechnet hat, ist dieser nicht weniger furchterregender. Holly und Maria, versuchen sie nun wieder auf die Beine zu bekommen. Doch sie fühlen sich schwer wie Blei an. „Komm schon, Kindchen. Reiß dich zusammen. Wir müssen hier weg. Und zwar sofort", stöhnt das Mütterchen. Doch sie kann nicht aufhören, diesen Titanen anzustarren. Und dann wie auf ein stilles Kommando, kann sie dem deformierten, hässlichen Gesicht einen Namen zuteilen. Reiner hat ihr vor etwa einem Jahr erzählt, was Titanen eigentlich sind und wie sie entstehen. Die grausamen Machenschaften der Marley, um die Eldia zu unterdrücken. Aurora öffnet mit tränennassen Gesicht den Mund. „...Das ist meine Stiefmutter..."


Mein großer Freund, der PanzertitanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt