Kapitel 4, Part 1

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Stundenlang schielte ich nun wieder und wieder zum Papier mit ihrer Nummer und überlegte, ob ich ihr schreiben sollte. „Flo? Hallo? Was’n schon wieder los mit dir heute?“ Frodo wedelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht. Ich schaute auf und sah noch wie ein Kissen auf mich zuflog. „Wetten es hat was mit diesem Mädchen von gestern Abend zu tun? Wer ist das überhaupt?“ Klar, Rick hat sich ja gegen diese Kunstausstellung gewehrt und kannte Tessa nicht. „Tessa, Floid’s neue Flamme!“ Nun flog das Kissen welches grad noch auf mich gesegelt ist auf direktem weg in Nilam’s Gesicht. „Übertreibs mal nicht. Ich kenne sie von der Arbeit. Und wer ist ihr denn bitte direkt um den Hals gefallen?“ Nun meldete Elisa sich zu Wort „Wir sind Mädchen, das ist Okay. Gehe ich recht in der Annahme, dass es sich bei den Zahlen da um ihre Nummer handelt?“ Kleinlaut bestätigte ich ihre Theorie. „Ruf sie mal an und stell auf Lautsprecher!“ Verlangte Steve. „Muss das sein? Außerdem fühlt sie sich doch bestimmt Verarscht wenn ihr alle durch den Rumkrakelt.“ Bevor ich noch weiter versuchen konnte es ihnen auszureden schnappte Marti sich den Zettel und tippte die Nummer ein. Natürlich riss ich ihm das bereits leicht zerknüllte Papier aus der Hand, woraufhin er ziemlich beleidigt dreinschaute und legte mich auf eins der Sofas, kurz danach musste ich dann aber feststellen, dass sein enttäuschter Ausdruck nur aufgesetzt war. Er wählte die Nummer und schon hörte ich Tessa zaghaft „Hallo?“ sagen. „Hey, ich bin’s, Flo.“ Imitierte Marti meine Stimme. „Alter so läuft das nicht! Du kannst mich nicht einfach nach machen. Und so klinge ich gar nicht!“ Aber er hatte einfach die Hand aus Micro gelegt als ich ihn angemault habe. „Hast du mal Lust dich mit mir zu treffen?“ kurz Stille. „Klar, deshalb hab ich dir ja meine Nummer gegeben. Aber was war das grad im Hintergrund? Wer auch immer das war, er klang nicht sehr begeistert. Und sag mal, bist du Krank? Irgendwie ist deine Stimme am Telefon etwas anders“ Ich sprang auf und nahm Marti das Smartphone weg. „Hallo Tessa, hier ist Flo“ „Ja... sagtest du bereits...“ Nun fingen alle Anwesenden an zu lachen und irgendwas durch den Raum zu rufen. „Ne, nicht ganz. Das war Marti, er hat dich auch angerufen. Tut mir echt Leid.“ Nun lachte auch sie. „Ach so, alles okay. Hättest du trotzdem Lust was mit mir zu unternehmen? Deine Freunde dürfen auch gerne mitkommen.“ Bevor ich antworten konnte nahm Frodo mir das Smartphone weg und hielt es wieder Marti unter die Nase. „Japp, klingt gut. Aber lass uns das später besprechen, ich schreib dich dann an. Muss jetzt auflegen.“ „Geht Klar, ich freue mich. Tschüss.“ Fassungslos starrte ich noch immer auf meine leere Hand, die ich immer noch so hielt, als würde dort Martis Handy liegen. Dann schaute ich enttäuscht zu Frodo. Ich stapfte zum Sofa, lies mich drauf fallen und drückte mir ein Kissen ins Gesicht, so, dass ich die Hand noch darauf liegen hatte. Nachdem ich einige Minuten so verharrt hatte, verstummten auch die Letzten. Frodos Stimme erklang neben mir. „Alles okay?“ Ich antwortete mit gepresster Stimme „Nein.“ blieb regungslos liegen, hielt jetzt sogar die Luft an, kniff die Augen zu und biss die Zähne zusammen. Schritte kamen auf mich zu. Eine Hand legte sich auf meinen Arm. „Was ist los Flo? Es... es tut mir Leid, das war doch alles nicht böse gemeint...“ fragte Marti mich. Ich rührte mich noch immer keinen Millimeter. „Flo? “ Meldete sich nun Marie zum ersten Mal zaghaft zu Wort. Ich verharrte noch ein Paar Sekunden in denen ich die Blicke auf mir schon spürte. Dann schlug ich Marti und Frodo das Kissen in einem plötzlichen Zug in die Gesichter und rief „Verräter!“ Sie starrten mich entsetzt an, ich starrte wütend zurück. „Es... es tut mir Leid, ich wusste nicht dass...“ stotterte Marti und Marie kam rüber und setzte sich zu mir. „Flo das bringt doch jetzt nichts zu streiten.“ 

Ich schüttelte den Kopf. „Davon will ich nichts hören!“ Nun fingen sie von allen Seiten an auf mich einzureden. Ich starrte vor mich her und versuchte angestrengt die Fassung zu behalten. Kurz ließ ich meine Emotionen durchschimmern, nur einer bemerkte es. „Ruhe!“ Rief Frodo und nahm mir das Kissen aus der Hand. „Ich weiß warum ihm das alles was wir sagen egal ist! Und ganz ehrlich? Das wäre es mir auch, sehr sogar.“ Wir wurden fragend angestarrt, wechselten einen Blick und... fingen an zu lachen. Wir lachten einfach. Allein. Laut. Als wir kaum noch Luft bekamen, schienen auch die anderen zu verstehen wie wenig ich es ernst gemeint hatte. Zum dritten Mal an diesem Tag flogen Kissen durch den Raum und alle landeten auf mir. 

„So Leute, ich würde ja gern noch bleiben, aber die Arbeit ruft. Tschöss!“ Als ich grad durch die Tür wollte, zog mich jemand am Arm zurück. „Moment, zuerst wollen wir sicherstellen, dass du ein Treffen mit deiner Angebeteten ausmachst. Und wir wollen dabei sein! Jemand muss ja aufpassen!“ Widerwillig nahm ich mein Smartphone und den zerknüllten Zettel aus meiner Jackentasche und stellte klar, dass es sich bei ihr nicht um meine „Angebetete“ handelte. Unter strenger Beobachtung speicherte ich die Nummer ein und öffnete WhatsApp. „Ne ne, Freundchen, du rufst jetzt an!“ Diskussionen haben wohl keinen Zweck also tat ich widerwillig wie man von mir verlangte. Als sie abnahm hörten wir im Hintergrund Autos rauschen. „Hey Tessa, ich bin’s. Also dieses mal wirklich ich.“ „Sicher? Ich dachte du wolltest mir schreiben?“ Sie lachte „Mja, ich werde gezwungen mit dir zu telefonieren. Da hatte ich jetzt auch nicht so Lust drauf.“ Es war kurz still. „Oh... ok.“ Die Enttäuschung in ihrer Stimme war kaum zu überhören. Super Flo, jetzt denk mal drüber nach was du da angerichtet hast! Ich unterdrückte den Impuls mir gegen die Stirn zu schlagen. „Nein, so war das nicht gemeint! Es geht mehr so darum, dass ich es allgemein nicht mag, das hat nicht im Geringsten was mit dir zu tun. Also, hast du in den nächsten Tagen Zeit?“ „Ähm, sieht schlecht aus, ich habe gerade eine zusage für ’ne Wohnung bekommen. Ich hole gleich die Schlüssel  ab, morgen geht’s schon los. Tut mir Leid, aber ich denke ich werde so einiges zu tun haben.“ Ohne nachzudenken antwortete ich. „Ich helfe dir!“ Dann kamen auch schon zustimmende Worte aus meiner Umgebung. Sätze wie „Ich auch“ oder „Wir machen mit“ fielen und Tessa begann vor sich her zu stammeln. „Also... ich... Danke, aber...“ „Also natürlich nur wenn du möchtest. Aber wie du siehst sind wir gern dazu bereit.“ „Natürlich bin ich einverstanden, aber ich will euch auf gar keinen Fall zur Last fallen.“ „Das tust du nicht! Wie kommst du darauf?" Mein Blick fiel auf die Uhr. Verdammt, langsam wirds aber echt Zeit. "Ich muss dann auch wirklich auflegen. Schreib mir die neue Adresse und wir warten morgen da auf dich. ’Ne Uhrzeit können wir dabei ja auch schon ausmachen.“ Sie verabschiedete sich leicht verwundert. Vermutlich weil ich sie so abgewürgt hatte, aber ich wollte ihr auch keinen Freiraum zum widersprechen lassen. Dann warf ich noch meinen ebenfalls verwirrten Freunden eine Verabschiedung an den Kopf und machte mich auf den Weg nach Hause.

Falls einer Verbesserungsvorschläge, Kritik oder Ideen hat, immer her damit! Ich würde mich echt freuen ! :D

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