Kapitel 13, Part 1

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Als wir das Bürgerbüro des kleinen Nachbarortes betraten, erwartete uns dort lediglich eine gelangweilt guckende Angestellte. Eine kleine, runde Frau, die etwas Mütterliches ausstrahlte, schätzungsweise Mitte 40. Ihre Pastellfarbene Kleidung stach aus der Einrichtung aus. Es wardunkel und im Stil der 70er gehalten und verkleinerte den Raum optisch. Als sie zu uns aufschaute lächelte sie, sichtlich erleichtert über unser erscheinen. Die Arbeit schien ihr willkommen zu sein und trotzdem strahlte sie etwas Unberechenbares aus, was mich in meinen Vermutungen zweifeln ließ.

„Wie kann ich ihnen helfen?" fragte sie mit ebenso uneinschätzbarer, trotzdem freundlicher Stimme. „Wir suchen Telefonbücher. Also... unterschiedliche." Diese Erklärung hatte ich heute schon zum dritten Mal gebracht und noch immer war ich nicht in der Lage eine zu finden, die etwas verständlicher war. Und zu dritten mal sprang Marti ein. „Also wir suchen jemand bestimmten, da würde vielleicht auch schon ein etwas älteres Buch helfen, falls sie welche über haben." Diese Erklärung war besser, aber nicht sonderlich gut. Sie schaute uns kurz mit hochgezogenen Augenbrauen an und zog dann einen Schlüsselbund hervor. „Kommt mal mit, vielleicht ist noch was auf dem Speicher. Wäre doch gelacht, wenn wir nichts finden würden!" Ohne eine Antwort abzuwarten marschierte sie schon los und wir eilten hinterher.

Die alten Dielen quietschten unter unseren Füßen. Ich atmete staubige Luft ein. Sie roch modrig und ein wenig nach alten Büchern. Sorgfältig beschriftete Kartons stapelten sich an den Wänden hoch zur niedrig gelegten Decke, sofern es keine Dachschräge vermied. Ich ließ meinen Blick über die kleinen, handgeschriebenen Etiketten gleiten. Eins stach mir besonders ins Auge. „Chronik 1987" stand dort in Kursiver Schrift, darunter eine Abbildung eines Buchcovers, welches von einem, auf der Kopie unscharfen, Bild geziert wurde. Mein Geburtsjahr. Direkt daneben eine weitere Kiste. Identische Ausschilderung, anderes Jahr. Tessas Jahr.

Ich besann mich wieder darauf, warum wir hier waren und ging weiter. Vor dem verstaubten Fenster, welches in eine Schräge eingelassen war, musste ich dennoch kurz halt machen. Warmes, orangenes Licht fiel durch das getönte Glas und lies die Spinnenweben auf die es fiel fast surreal aufleuchten. Staubkörner tanzten durch den Raum. Es war so ungewohnt ruhig hier. Keine Verkehrslärm, keine Gemurmel der Masse, welches in ein einziges, monotones Geräusch verschwamm. Lediglich das Quietschen des alten Holzbodens und das Ticken einer alten Standuhr waren zu vernehmen. Ich wusste nicht so recht, ob ich mich je an so was hätte gewöhnen können. Aber diese Frage verdrängte ich schnell wieder, ich war schließlich nicht hier, um mich für einen Umzug zu entscheiden. Ich wühlte lediglich in der Vergangenheit einer Person, welche diese selber nicht kannte. Nun ja, vielleicht war dieser Gedanke auch nicht viel besser.

„Floid? Kommst'de?" Ich nickte hastig und riss meinen Blick von den mit Holz verkleideten Wänden die ich so lange angestarrt hatte.

„Da oben, die Box ganz Links, holt die einer von euch beiden runter? Darin müssten sich noch ein Paar ältere Bücher befinden. Jedenfalls schließe ich das aus dem Etikett. Wir haben sie eigentlich für das Stadtarchiv aufbewahrt, aber irgendwie müssen sie in Vergessenheit geraten sein." Ich streckte mich und griff nach der vor Alter gewellten Pappe. Die Kiste war schwerer als erwartet und gab fast unter der Last nach. Hastig stellte ich sie ab und begann zu husten. Staub, welchen ich soeben aufgewirbelt hatte, brannte in meinen Lungen. Ich spürte, wir Marti mir auf den Rücken klopfte. Sobald ich mich beruhigt hatte, knieten wir uns auch schon hin und hoben den Deckel ab. Zum Vorschein kamen zunächst Bücher von 2005. Zehn Jahre waren bereits ein mehr oder minder beträchtliches Alter, dennoch hoffte ich, dass wir noch etwas anderes finden würden. Was genau, wusste ich selber noch nicht, aber die Antwort kam tatsächlich kurz darauf zum Vorschein.

„Okay, 1986, 1990 und 1994... Das ist schon beeindruckend. Und dann noch original verpackt." Marti drehte die Bündel interessiert in den Händen und betrachtete sie eindringlich. „Wenn ihr mögt, könnt ihr sie gerne mitnehmen. Nun werden sie wohl kaum noch von großer Bedeutung für uns sein, und außerdem liegen hier sicherlich noch Kopien rum. Wir haben von jeder Auflage welche über." Ich spielte mit dem Gedanken, der Frau um den Hals zu fallen, entschied mich aber dagegen. Innerhalb Berlins haben wir Bücher, die bis maximal 2009 zurück gingen bekommen, aber diese hier konnten uns vielleicht doch noch etwas weiterhelfen.

„Was wollen sie dafür haben?" sie winkte ab. „Ihr könnt wenn ihr wollt die gesamte Kiste so haben. Hier verstaubt sie nur und ihr werdet schon gute Gründe haben, sie zu brauchen, wenn ihr euch solche Mühe gebt." Marti warf mir ein Lächeln zu. „Ich glaub wir haben für heute was zu tun!"


Julia hat heute mal mit Absätzen rumgespielt! (Oder liegt das nur an der neuen Ansicht? Keine Ahnung, wir werden es schon noch sehen :D ) Das hier ist noch nicht viel, aber ein Anfang. Und hey, ich habe vier Tage Wochenende und Mittwoch nur mündliche Englischprüfung. Also fünf Tage zum schreiben. Und außerdem sind schon fast Ferien. Ich freu mich schon mehr Zeit für's schreiben zu haben *.* Genug gelabert, ich freu mich über Feedback und so 'n Kram. Wer Lust hat kann mir also gern was da lassen ^^
Und Lu... WASSEREIS
!

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