Kapitel 13, Part 3

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„Du hast jetzt aber nicht vor die Treppe runter zu laufen? Oder? ...oder? Flo... Wag es ja nicht!" Ich beachtete ihre warnenden Worte gar nicht, zumal sie durch ihr unterdrücktes Lachen an Gewicht verloren.

Dann trat ich ganz nah an die oberste Stufe heran. „Vertraust du mir etwa nicht?" sie strampelte ein wenig mit den Beinen worauf ich meinen Griff verstärkte. „Doch, eigentlich schon, aber du hältst mich mit einem Arm fest und... Nein... Nein... FLO!" ich ging wippen und recht schnell die Treppen runter worauf Tessa meinen Namen brüllte und sich so anhörte, als würde sie nicht wissen ob sie Lachen oder weinen sollte.

„Wo willst du überhaupt mit mir hin?" - „Ich hab keine Ahnung! Das ist ja das Schöne!" Ich dachte erst an meine Wohnung, dann fielen mir jedoch die Telefonbücher ein. Also marschierte ich schnurstracks an ihr vorbei und hüpfte nun etwas wagemutiger eine Stufe nach der anderen hinunter.

Zunächst versuchte Tessa sich noch zu wehren, dann schien sie sich mit ihrem Schicksal abgefunden zu haben. Als ich den Haupteingang öffnete, kam uns kühler Wind entgegen. Der machte mir aber nicht im Geringsten etwas aus, weshalb ich dann meinen Weg draußen Fortführte.

„Du weißt schon, dass ich keine Schuhe anhabe?" - „Ist das mein Problem?" entgegnete ich gespielt provokant. „Du bist so blöd!" rief Tessa nun auf und trommelte dabei auf meinem Rücken rum. Die Blicke der Menschen ruhten auf uns, also bog ich in eine kleine Seitenstraße ein, in der es etwas ruhiger war.

„Hier bin ich noch nie gewesen..." - „Ich auch nur selten... da hinten sieht's schön aus!" Ich steuerte zielstrebig auf eine Paar Bäume und Büsche zu, zwischen denen einen Durchgang zu einer Fläche war, welche ich erst später als Spielplatz identifizierte, welcher direkt im Auge des Sonnenuntergangs lag.

Dort peilte ich eine alte Eiche an, an dessen Ästen zwei Schaukeln aufgehängt worden waren. Tessa setzt ich vorsichtig auf der Sitzfläche innen ab und ließ mich selbst außen nieder. Wir schwiegen. Aber nicht auf diese peinliche Art und Weise. Wir brauchten einfach keine Worte, wir hatten alles was wir brauchten. Zeit. Zusammen. Alles Andere wäre überflüssig.

An welchem Punkt hatten wir aufgehört die Zeit an getaner Arbeit anstelle von Leben zu messen? Wann hatten wir aus den Augen verloren, dass Sekunden zu schnell verstrichen, als dass wir es uns leisten konnten sie zu verschwenden indem wir uns im Kreis drehten.

Ein Windstoß ließ die vom Sonnenlicht in ein sanftes Gold gehüllten Blätter rauschen. Tanzen. Ich griff nach meiner Cap um zu vermeiden, dass sie wegflog. Ein leises Lachen drang von links zu mir. Ich grinste und wendete meinen Blick wieder dem verlassenen Spielplatz zu.

Er war von Bäumen umgeben, sodass man kaum etwas von der Stadt Drumherum sehen konnte und nur ein Paar Lücken ließen, durch die man das vermeintliche Ende des Himmels frei gaben. Lediglich das Rascheln von hoch oben in den Baumkronen und das leise Brummen des Verkehrs waren zu vernehmen.

Der stand der Sonne verringerte sich sichtlich nach und nach. Inzwischen war sie nur noch ein rot flammender Ball an der scharfen Kante des Himmels und tauchte ein letztes Mal für heute alles in ihren wärmenden Schein. Die Blau Stunde würde bald anbrechen.

„Wollen wir zurück?" raunte Tessa schon fast andächtig. Ich nickte. Sie stand auf und wollte schon los, als ich sie wieder hoch hob. „Ich kann doch auch allein gehen." Erwiderte sie grinsend. „Niemals, wir sind hier in Berlin, da weiß man nie was so rum liegt." Trotzdem ließ ich sie wieder auf den Boden und fragte: „Huckepack?"

Wir kamen Lachend bei ihr in der Wohnung an. „Hast du durst?" wollte sie wissen. Ich nickte und ging Wortlos in ihr Zimmer. Dort spannte ich dann in Ruhe das Bettlaken über die Stühle, griff schon nach einer Decke und warf sie über das Konstrukt als Tessa den Raum betrat und Flaschen, sowie Gläser auf ihrer Kommode abstellte.

Ohne ein Wort zu wechseln, nur nach einem kurzen Blick, machten wir uns wieder an die Arbeit. Verkleideten das Gebilde mit Handtüchern und Decken, füllten es mit Kissen und holten eine Lichterkette um nicht in völliger Dunkelheit dort sitzen zu müssen. Ich lief dann noch schnell nach unten, sprang unter die Dusche und zog mir gemütliche Klamotten an, Tessa tat es mir in der Zwischenzeit gleich.

Als ich dann wieder bei ihr war, stand sie in der Küche und schien nach etwas zu suchen, also steuerte ich direkt auf unsere Höhle zu. Wir hatten einen weiten Eingang gelassen, sodass genügend Luft rein kam. Damit aber kein unschönes Licht von außen zu uns einfiel, ließ ich die Jalousien runter, verzichtete aber darauf die Fenster zu schließen.

Es war schon relativ dunkel geworden und ein Gewitter war aufgezogen. Die Luft wurde von Regen rein Gewaschen und kühlte sich ab. In Gedanken verloren stand ich so da, bis ein leises Klicken der Tür meine Aufmerksamkeit für sich forderte.

Tessa war rein gekommen und hatte sie geschlossen, jetzt erhellte nur der warme Schein, der durch die Stofflagen zu uns drang, den Raum. Donner rollte. Weit entfernt, tief, bedrohlich.

„Ladies first." Mit diesen Worten und einem herausforderndem Grinsen deute sie auf den Eingang. Ich lachte und kletterte rein. Sie kam hinterher. „Was hast du da?" - „Schokokuvertüre, glaub mir, das hilft bei Frust noch besser als Eis!" ich zog die Augenbrauen hoch, sie öffnete allerdings total gelassen die Packung, brach zwei große Stücke raus und reichte mir eins. Ich musste zugeben... Irgendwo hatte sie schon recht. Dann legte sie es zur Seite und wir beachteten es den gesamten Abend nicht mehr.

Stattdessen redeten wir einfach nur. Ich erzählte etwas mehr von meinen Freunden, Tessa von ihren. Dann beschrieb ich ihr meine Familie, meine Mutter und meinen Vater, wie viel Stress ich ihnen gemacht habe und wie sie trotz alle dem immer hinter mir standen und es noch heute tun. Ich hatte mich erst nicht getraut auf dieses Thema einzugehen, aber sie hatte darauf bestanden.

Das Gewitter bäumte sich immer mehr auf, und schien nun direkt über uns zu sein. Ich griff nach einer Decke und zog sie über unsere Beine, dann zog ich Tessa zu mir und ließ meinen Arm schützend auf ihr ruhen. Sie schmiegte sich an meine Brust und seufzte müde. „So was klingt toll... eine Familie... Ich möchte auch mal eine haben..." - „Keine Sorge, das kriegen wir hin." Nuschelte ich noch in ihre Haare. Jedoch übertönte ein Donnergrollen meine Worte. Dann dösten wir langsam ein.

Irgendwann, mitten in der Nacht, wurde ich wach. Es war relativ still, nichts als Autos zu hören. Mein Hals fühlte sich trocken und aus irgendeinem Grund tat mein Kopf weh. Ich drehte mich stöhnend. Dann stellte ich fest, dass auch Tessa wach war.

„Ich sollte gehen, hab morgen noch 'ne Menge zu tun. Und muss früh aufstehen, will dich dann nicht wecken." Sie schaute mich aus glasig, müden Augen an und nickte. Dann zerzauste sie mir schwach die Haare und schloss ihre Lider.

Entschlossen rollte ich mich durch den Eingang und torkelte Schlaftrunken in Richtung Wohnung. Als ich dann mein Zimmer trat, packte mich heiße, brennende Wut. Ich verpasste dem Bücherstapel einen Tritt, wodurch er sich raschelnd auf dem Boden verteilte. Darauf folgte lähmende Erschöpfung. Zorn brachte mich doch auch jetzt auch nicht weiter.

Ich wanderte zum Lichtschalter, ließ die Lampen aufflackern und kniete mich hin, um das Chaos zusammen zuraffen. Dabei fiel mir etwas ins Auge. Nervös kramte ich nach meinem Handy und öffnete WhatsApp.

„Marti? Ich hab da was!"


So richtig zufrieden bin ich damit jetzt nicht und ich glaube, das werde ich auch nicht mehr sein also...  Noch mehr daran arbeiten wir wohl keinen Zweck mehr haben und ich wills endlich posten. Also... jetzt fällt mir nichts mehr. Gnampf. Gute Nacht ^^

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