Kapitel 3, Part 1

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Der Wecker riss mich aus dem Schlaf. Die vier Stunden waren eindeutig zu wenig. Andererseits... Ein Tag müsste wenn’s nach mir ginge auch mehr als 24 Stunden haben. 27 vielleicht. Das lässt sich durch drei teilen. Unter leisem Gefluche machte ich mich daran ins Bad zu pilgern um noch duschen zu gehen. Kaltes Wasser prasselte auf mich nieder und trieb mir die letzte Müdigkeit aus. Dann begangen meine Gedanken wieder zu kreisen. Ich dachte an gestern Abend. An den seltsamen Kerl dem ich es zu verdanken hatte, dass ich dieses Mädchen nach Wochen wieder gesehen hatte. Ich mochte sie. Sie war nicht wie die anderen. Etwas an ihr war anders. Etwas ganz bestimmtes, das ich nicht ausmachen konnte. Es war einfach... keine Ahnung. Sie um mich zu haben fühlte sich so natürlich an, wie kaum etwas anderes. Mir war aufgefallen, dass ich dieses Gefühl auch bei allem hatte, das mit YouTube zusammen hing. Nur hatte ich es zuvor nie bemerkt. Ich beschloss nicht weiter darüber nachzudenken, zu einem Ergebnis würde ich jetzt nicht kommen, zumal ich nicht wusste, ob ich überhaupt nach einem suchte, und machte mich auf den Weg in die Küche um dort mein Frühstück zu Inhalieren. Dann war es an der Zeit zur Uni zu fahren.

Mehrere Leute schauten mich genervt an. Standard. Dabei sind mein gesumme und gezappel keine Absicht. Die Meisten waren aber definitiv nicht so pissed weil sie sich auf den Professor konzentrieren wollten. Ich lies meinen Blick über die Menge schweifen und musterte einen nach dem anderen. Verkatert. Verkatert. Schwer gelangweilt. Übermüdet. Verkatert. Oh, den da kenne ich. Der ist im falschen Kurs. Handy Süchtig. Verkatert.  Übermüdet. Meine Analyse endete rasch. Anscheinend war der Professor fertig, denn nun quälten sich alle aus ihren Sitzen und trotteten Richtung Ausgang, die besonders eifrigen nach vorne um Fragen zu stellen. Ich blieb sitzen und beobachtete die Leute weiter. Eine Person stach heraus. Es regnete zwar, dafür war es aber sehr warm. Alle waren recht Sommerlich bekleidet. Alle, außer dem Mädchen im Hoodie. Nun sah auch sie mich, lächelte mir zu, öffnete den Mund um etwas zu sagen, was jedoch in den Hintergrundgeräuschen unterging. Ich starrte sie mit aufgerissenen Augen an, hörte wie jemand ihren Namen rief, beobachtete wie sie schnell aus dem Saal verschwand, starrte nun ins Leere. „Herr Mundt? Haben sie noch eine Frage an mich?“ Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen. Halt. Eigentlich habe ich an nichts gedacht. Glaub ich. Jedenfalls war ich inzwischen der einzige Student im Saal. Ich versuchte mit einem Kopfschütteln zu mir zu kommen, packte meine Sachen, verabschiedete mich, und trat in den Nieselregen der mein Gesicht benetzte.Nun starrte ich hoch in den Grauen Himmel und wanderte mit meinem Blick zu den Bäumen, die mit rosa Knospen überseht waren und der eintönigen Szenerie ein wenig Freude einhauchten. Es war so schön nach diesem ekelhaften Winter. Nicht einmal der leichte Regen störte mich als ich weiter ging. Wie von einer anderen Person gesteuert machte ich mich auf den Weg zu meinem nächsten Ziel.

„Floid! Hey! Flooo! Noch da?“ Frodo schnippte vor meinem Gesicht um mich zurück zu holen. „Is ja gut!“ Er schaute mich befremdet an. „Was denn los mit dir? Du bist überall, nur nicht hier. Jedenfalls mit den Gedanken.“ Stimmte das? Konnte gut sein. „Ich weiß nicht... Irgendwas ist komisch.“ Ich stand auf und trat auf den Balkon. Der dünne Wasserfilm kühlte mein Gesicht und ich hatte seit heute Vormittag das erste mal wieder das Gefühl einen klaren Gedanken fassen zu können. Auf die Antwort zur Frage was hier eigentlich vor sich ging fand ich trotzdem keine Antwort. Andauernd war ich weggetreten. Einfach wie ausgeknipst. Ich spürte nicht wie die Zeit verging. Erst recht nicht was um mich herum geschah. Es war, als wäre ich in einer Art Trance gefangen. Nun erschien mein bester Freund neben mir. „Ich glaub wir verschieben den Dreh für das Video lieber auf morgen. Is ja kaum mit anzusehen! Man könnte dich für nen Zombie halten!“ Daraufhin schüttelte ich den Kopf. „Is schon gut, ich glaub ich bin wieder einigermaßen Klar im Kopf.“ Frodo zog die Augenbrauen hoch. „Genau das gleiche hatten wir grad eben auch schon... dann hast du einfach mitten im Satz aufgehört zu reden.“ War das so? Ich konnte mich an nichts erinnern. „Ich glaub ich geh einfach in mein Bett.“ Frodo folgte mir. „Alter, willst du dich zu mir legen oder was ist los?“ Er lachte bitter auf. „Sach ma, hast du gekifft? Du wolltest schon einmal ins Bett gehen und bist dann auf wundersame Weise wieder hier gelandet! Allein lasse ich dich nirgendwo hin. Das ist mit dir heute wie mit nem Kleinkind, das zu viel Klebstoff geschnüffelt hat.“ Langsam begann ich an meinem Verstand zu zweifeln.

„Flo wo willst du hin? Das ist nicht deine Wohnung!“ Die Tür vor mir öffnete sich und meine Nachbarin starrte mich empört an. Ach deswegen hatte der Schlüssel nicht passen wollen. Frodo schob mich zu meiner Tür und entschuldigte sich bei der ungefähr 50 Jahre alten Frau im pinken Bademantel. Ich hatte sie zuvor trotz der Nachbarschaft nie gesehen. Was war nur

mit mir los? Zitternd schloss ich die Tür auf und schleppte mich in mein Schlafzimmer. „Ist ja schon kaum auszuhalten, dass du in deinen Klamotten im Bett liegst, aber Okay. Das ist mein Tick, nicht deiner. Doch zieh dir dann wenigstens deine Schuhe aus!“ Verwirrt schaute ich zu meinen Füßen und stellte fest, dass ich meine Schuhe noch immer an hatte. Ich stapfte ins Bad wischte das Regenwasser unter Beobachtung von Frodo aus dem Gesicht, zog dann Schuhe und Jeans aus und wanderte daraufhin in T-Shirt und Boxershorts zurück ins Bett. Kurz bevor ich dann wegnickte verschwand mein Kumpel.

Was folgte war totaler Mist. Ich rannte im Regen eine endlos lange Feuertreppe hoch. Sie war von blühenden Pflanzen umwuchert und die Backsteinwände um mich herum waren mit seltsamen, ungleichmäßigen Mustern bemalt. Ich rannte ohne auch nur ans stehen bleiben zu denken. Trotzdem hatte ich das Gefühl nicht voran zu kommen. Mit jedem Schritt entfernte sich die letzte Stufe immer mehr. Es musste doch einen Grund dafür geben, dass ich mich nicht dazu überwinden konnte stehen zu bleiben. Ich wollte ihn kennen. Nichts anderes zählte.

Immer mal wieder erklang ein kurzes, dumpfes Klingeln. Schließlich wurde es zu einem Kontinuierlichen Ton.

Ich schreckte auf und bemerkte, dass es sich bei dem Ton um mein klingelndes Handy handelte. „Boah Frodo, hättest du mir nicht auch einfach schreiben können?“ „Hab ich ja! Ich steh auch schon seit 'ner halben Stunde vor deiner Wohnung und quäle die Klingel!“ ich legte auf und wanderte zu der Tür um sie zu öffnen. „Zieh dir doch bitte erst mal ne Hosen an...“ Ich tat wie er verlangte und gesellte mich kurz darauf wieder zu ihm in die Küche wo er mir eine Tasse in die Hand drückte. „Wie lange habe ich überhaupt geschlafen?“ Nach einem kurzen Blick auf die Uhr antwortete er mir. “Zehn Stunden.“ Bei seiner Antwort verschluckte ich mich an meinem Getränk und begann ich zu husten. „Was?! So lange? Wieso hast du mich nicht schon vor zwei Stunden oder so geweckt?“ „Weil ich um ehrlich zu sein keine Lust hatte um vier auf der Matte zu stehen! Und jetzt hau rein. Wir haben noch was zu tun.“ Er hatte Recht. Wir hatten noch eine unendlich lange To-Do Liste vor uns und nicht viel Zeit. Alles mögliche Organisatorische stand an, sowohl für unsere eigenen Kanäle, als auch für Projekte von Freunden. Momentan arbeiteten wir wieder an einem FewJar Video. Außerdem musste ich Heute noch zur Uni und ins Heim, also beeilte ich mich damit wir so schnell wie möglich fertig werden konnten.

Ab hier splitte ich ab und zu mal 'nen Teil. Kommt mir sonst so unendlich lang vor :D

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